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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Hände, und es war kein Zufall, dass eines ihrer Handgelenke über ihren Augen lag. »Ich versuche mich zu beeilen.«
    »Sei lieber vorsichtig«, warnte sie ihn. »Und näh es nicht zu fest. Zieh die Ränder so gleichmäßig zusammen, wie du kannst.«
    »Ich versuch’s. Weißt du, ich hab so was noch nie gemacht.
    Aber ich hab mehr als einmal zugesehen.«
    Sie verschob das Stück Cindin in ihrem Mund, was ihn daran erinnerte, dasselbe mit seinem Stück zu tun. Er zuckte zusammen, als es die Wunde von vorhin berührte. Dann sah er, wie sie ihre Kiefer zusammenpresste, und fing an. Brashen versuchte, nicht an den Schmerz zu denken, den er ihr bereitete, sondern sich darauf zu konzentrieren, seine Sache gut zu machen. Schließlich durchbohrte er mit der Nadel ihre Kopfhaut. Er musste die Haut auf ihrem Schädel festhalten, als er mit der Spitze der gebogenen Nadel zur anderen Seite des Schnittes glitt. Den Faden hindurchzuziehen war das Schlimmste. Er produzierte ein leises, reißendes Geräusch, was ihn völlig fertigmachte. Sie biss die Zähne zusammen und erschauderte bei jedem Stich, aber sie schrie nicht auf.
    Als er endlich fertig war, verknotete er das letzte Ende und schnitt den überstehenden Faden ab.
    »So«, sagte er und warf die Nadel zur Seite. »Du kannst loslassen. Und lass mal sehen, wie es geworden ist.«
    Sie senkte die Hände auf die Koje. Ihr Gesicht war schweißnass.
    Er musterte kritisch die Wunde. Seine Arbeit war zwar nicht wunderschön, aber sie hielt die Haut zusammen. Er nickte zufrieden.
    »Danke«, sagte sie leise.
    »Ich danke dir.«
    Endlich konnte er es aussprechen. »Ich schulde dir etwas. Ohne dich säße ich jetzt im Laderaum der Jolly Gal .«
    Er senkte den Kopf und küsste sie auf die Wange.
    Plötzlich schlang sie ihren Arm um seinen Hals und küsste ihn auf den Mund. Er verlor das Gleichgewicht und stützte sich unbeholfen mit einer Hand auf der Koje ab, aber er löste sich nicht von ihr. Sie schmeckte nach dem Cindin, das sie sich geteilt hatten. Mit der Hand umfasste sie sanft seinen Hals. Diese Berührung war so anregend wie der Kuss. Es war sehr lange her, dass jemand ihn so zärtlich berührt hatte.
    Schließlich löste sie sich und drehte den Mund weg. Er wich zurück. »Tja«, sagte er verlegen und holte tief Luft.
    »Wir sollten deinen Kopf verbinden.«
    Sie nickte.
    Er nahm ein Stück Leinen und beugte sich wieder über sie.
    »Es ist das Cindin, weißt du«, sagte er abrupt.
    Sie bewegte es unter ihrer Lippe. »Wahrscheinlich. Aber das ist mir egal.«
    Obwohl die Koje sehr schmal war, schaffte sie es, ein Stück zur Seite zu rücken. Einladend. Sie legte ihm eine Hand auf die Seite. Eine glühende Hitze schien von ihr auszugehen. Er bekam eine Gänsehaut. Sie zog ihn zu sich.
    Er stöhnte kehlig und machte einen letzten Versuch. »Das ist keine gute Idee. Es ist nicht sicher.«
    »Nichts ist sicher«, erwiderte sie beinahe traurig.
    Er mühte sich unbeholfen mit den Schnüren an ihrem Hemd ab, und als sie es abstreifte, waren da immer noch die Bandagen um ihre Brust. Er befreite ihre kleinen Brüste und küsste sie. Sie war dünn, so dünn, und sie schmeckte nach Salzwasser, Werg und nach dem Tran, aus dem ihre Ladung bestand. Aber sie war warm, willig und weiblich, und er verbog sich in der zu engen, zu kurzen Koje, um bei ihr zu sein. Vermutlich lag es an dem Cindin, dass ihre Augen so bodenlos wirkten. Jedenfalls redete er sich das ein. Es war verblüffend, dass ein so scharfzüngiges Mädchen einen so weichen und beweglichen Mund hatte. Selbst als sie ihm in die Schulter biss, um ihre wortlosen Schreie zu ersticken, kam ihm der Schmerz süß vor. »Althea«, sagte er sanft in ihr Haar, zwischen dem zweiten und dem dritten Mal. »Althea Vestrit.«
    Damit meinte er nicht nur das Mädchen – sondern das ganze Reich der Empfindungen, das sie in ihm geweckt hatte.
    Brash. Brashen Trell. Sie konnte kaum glauben, was sie hier mit Brashen Trell tat. Nicht das. Nicht mit ihm. Ungläubig betrachtete ein winziger, sarkastischer Beobachter in ihrem Kopf, wie sie jeder Bewegung seines Körpers nachgab.
    Brashen war die schlechtmöglichste Wahl dafür. Es ist zu spät, sich darüber Sorgen zu machen, sagte sie sich und zog ihn noch tiefer in sich hinein. Sie bog sich ihm entgegen. Es ergab keinen Sinn, aber sie konnte einfach nicht mehr den Teil in ihrem Verstand finden, der für diese Dinge verantwortlich war. Immer, bis auf das erste Mal, war sie klug genug gewesen, diese

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