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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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»Au!«
    Sie schlug seine Hand zur Seite. »Was machst du denn da?«, wollte sie ärgerlich wissen und sah ihn finster an.
    »Ich habe es dir doch gesagt. Ich muss diesen Schnitt nähen.«
    »Ach.«
    Pause. »Ich habe nicht zugehört.«
    Sie rieb sich die Augen und betastete dann vorsichtig ihre Kopfhaut. »Ich nehme an, dass du ihn wirklich schließen musst«, sagte sie bedauernd.
    Sie machte die Augen fest zu und schlug sie dann wieder auf.
    »Wenn ich nur ohnmächtig oder aber richtig aufwachen würde«, sagte sie traurig. »Ich fühle mich einfach benommen. Ich hasse es.«
    »Mal sehen, was wir hier haben«, meinte Brashen. Er kniete sich hin und durchwühlte die medizinischen Schiffsvorräte.
    »Dieses Zeug ist schon seit Jahren nicht mehr aufgefüllt worden«, knurrte er, als Althea ihm über die Schulter schaute.
    »Die Hälfte der Behälter ist leer, und die Kräuter, die eigentlich grün oder braun sein sollten, sind grau. Einiges von dem anderen Zeug stinkt nach Schimmel.«
    »Vielleicht soll es ja so riechen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Lass mich mal sehen. Ich habe immer die Medizinvorräte der Viviace aufgefüllt, wenn wir in die Stadt gefahren sind.«
    Sie lehnte sich an ihn und griff in die Kiste, die zwischen Wand und Koje eingeklemmt war. Sie inspizierte ein paar Flaschen, hielt sie gegen das Licht der Lampe und stellte sie dann weg. Sie öffnete ein kleines Glas und rümpfte angewidert die Nase, als der merkwürdige Geruch in die Luft stieg. Hastig schloss sie den Deckel wieder. »Von dem hier können wir nichts mehr gebrauchen«, verkündete sie und setzte sich wieder in die Koje.
    »Ich halte es zusammen, und du nähst es. Ich versuche, still zu sitzen.«
    »Eine Minute«, meinte Brashen mürrisch. Er hatte ein Stück Cindin aufbewahrt. Es war nicht viel, nur ein bisschen, auf das er sich an einem schlechten Tag hatte freuen können. Er fischte es aus der Manteltasche und klopfte die Scharpie ab. Dann zeigte er es Althea und brach es vorsichtig in zwei Stücke.
    »Cindin. Es sollte dich ein bisschen aufwecken, und gleichzeitig fühlst du dich besser. Man nimmt es so…«
    Er legte sein Stück hinter die Unterlippe und drückte es mit der Zunge herunter.
    Der vertraute bittere Geschmack erfüllte rasch seinen Mund.
    Wenn das Cindin nicht gewesen wäre, dachte er reumütig, dann hätte ich vermutlich die Droge in dem Bier geschmeckt.
    Er wischte diesen unnützen Gedanken beiseite und schob das Cindin von der Wunde des letzten Stücks weg.
    »Es schmeckt zuerst sehr bitter«, warnte er sie. »Das liegt an dem Wurmholz. Es bringt deine Säfte in Schwung.«
    Althea wirkte wenig überzeugt, als sie es hinter die Lippe schob. Ironisch verzog sie das Gesicht, während sie wartend dasaß und Brashen ansah. Nach einem Moment fragte sie:
    »Soll es brennen?«
    »Das hier ist ziemlich starkes Zeug«, gab er zu. »Schieb es herum und lass es nicht zu lange an einem Platz liegen.«
    Er sah, wie sich ihre Miene allmählich veränderte, und merkte, wie er selbst anfing zu grinsen. »Ziemlich gut, was?«
    Sie lachte leise. »Und auch schnell.«
    »Es beginnt schnell, und es endet schnell. Ich habe nie etwas Schlechtes daran finden können, vorausgesetzt, dass man damit fertig ist, bevor die Wache anfängt.«
    Er beobachtete, wie sie das Stück unbeholfen in ihrem Mund bewegte. »Mein Vater sagte, dass die Männer, die es nahmen, lieber hätten schlafen sollen. Sie kamen immer völlig fertig zu ihrer Wache. Und wenn sie noch unter seinem Einfluss standen, wenn sie arbeiteten, gingen sie nur unnötige Risiken ein.«
    Ihre Stimme brach. »›Tollkühnheit gefährdet alle anderen‹, sagte er immer.«
    »Ja, das weiß ich noch«, stimmte Brashen ihr ernst zu.
    »Ich habe an Bord der Viviace niemals Cindin genommen, Althea. Dafür habe ich deinen Vater zu sehr respektiert.«
    Einen Moment schwiegen sie beide, dann seufzte sie.
    »Bringen wir es hinter uns«, meinte sie.
    »Gut«, stimmte er zu. Er nahm die Nadel und den Faden wieder hoch. Sie folgte ihm mit ihrem Blick. Vielleicht hatte er sie zu wachsam gemacht. »Hier ist nicht genug Platz zum Arbeiten«, beschwerte er sich. »So. Leg dich in die Koje und dreh deinen Kopf herum. Gut so.«
    Er hockte sich auf den Boden neben die Koje. Das war besser. Jetzt konnte er beinahe alles sehen, was er tat. Er tupfte das frische Blut weg und zog ein paar Haarsträhnen heraus. »Jetzt halt den Riss zu.
    Nein, so sind deine Finger im Weg. Hier. Etwa so.«
    Er führte ihre

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