Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen
lachte bitter auf. »Weißt du, wir müssen uns unterhalten haben, ich muss etwas gesagt haben, und er auch. Aber ich erinnere mich an kein einziges Wort, sondern nur daran, wie glücklich ich war, ihm endlich sagen zu können, wie sehr ich ihn liebte, und das, ohne Angst haben zu müssen, dass uns jemand belauschte. Und er stand da, grinste, hörte, wie ich es sagte, als könnte er nicht glauben, was er für ein Glück hatte. Und… Er hat mich am Arm genommen und über das Deck geführt. Dann hat er mich über eine Luke gebeugt, meinen Rock gehoben und mein Höschen runtergezogen… und mich dort genommen.«
»Er hat dich vergewaltigt?«, fragte Brashen entsetzt.
Althea lachte merkwürdig. »Nein, nein, es war keine Vergewaltigung. Er hat mich nicht gezwungen. Ich bin freiwillig mitgegangen und ruhig stehengeblieben. Er war nicht grob. Und ich wusste nicht, was ich erwarten sollte, also war ich vermutlich nicht sonderlich enttäuscht. Danach hat er mich mit seinem hinreißenden Lächeln angesehen und gesagt: ›Ich hoffe, du erinnerst dich den Rest deines Lebens daran, Althea. Ich verspreche dir, dass ich es tun werde.‹«
Sie holte tief Luft. »Dann ging er unter Deck, kam mit seinem gepackten Seesack wieder zurück und hat das Schiff verlassen. Ich habe ihn niemals wiedergesehen.«
Sie schwieg einen Moment. »Ich habe darauf gewartet, dass er wiederkam. Als wir zwei Tage später den Hafen verließen, habe ich herausgefunden, dass Papa ihn gefeuert hatte, sobald wir angelegt hatten.«
Brashen stöhnte auf. »O nein.«
Er schüttelte den Kopf. »Er hat dich also aus Rache an deinem Vater genommen.«
»Ich habe es nie so gesehen«, erwiderte sie ruhig. »Ich dachte immer, dass es einfach nur etwas war, das er wagen wollte, weil er vermutete, dass er nicht erwischt werden würde.«
Sie zwang sich dazu, ihm die Frage zu stellen.
»Glaubst du, dass es Rache war?«
»So klingt es für mich«, sagte Brashen leise. »Ich glaube, das ist die übelste Sache, die ich je gehört habe«, fügte er hinzu.
»Devon. Wenn ich ihm jemals begegne, werde ich ihn für dich umbringen.«
Der Ernst in seiner Stimme erschreckte sie.
»Das Schlimmste kam hinterher«, meinte sie. »Wir sind ein paar Wochen später nach Bingtown zurückgekehrt. Und ich war sicher, dass ich schwanger war. Ich war fest davon überzeugt. Nun, ich wagte natürlich nicht, zu meinem Vater zu gehen, und Mutter war auch nicht viel besser. Also habe ich mich an meine verheiratete Schwester Keffria gewandt, weil ich sicher war, dass sie mir einen Rat geben könnte. Ich habe sie schwören lassen, dass sie niemandem etwas sagte, und dann habe ich es ihr erzählt.«
Althea schüttelte den Kopf und schob das Cindin in ihrem Mund herum. Es hatte eine wunde Stelle hinterlassen. Der Geschmack war beinahe weg.
»Und Keffria…?«, drängte Brashen. Er klang, als wollte er tatsächlich den Rest der Geschichte hören.
»Sie war entsetzt. Sie fing an zu weinen und meinte, ich wäre für immer ruiniert. Ich wäre eine Schlampe und eine Hure und eine Schande für die Familie. Sie sprach nicht mehr mit mir. Vier oder fünf Tage später kam meine Blutung, absolut pünktlich. Ich habe mit ihr allein geredet, habe ihr gesagt, dass ich behaupten würde, sie löge, wenn sie es jemals Papa oder Mama erzählen würde. Weil ich so eine Angst hatte. Nach allem, was sie mir erzählt hatte, war ich sicher, dass sie mich rauswerfen würden und mich nicht mehr liebten, wenn sie es erführen.«
»Hatte sie nicht versprochen, es keinem zu erzählen?«
»Ich vertraute ihr nicht. Sie hatte es vermutlich schon Kyle gebeichtet, nach der Art zu urteilen, wie er mich ab da behandelte. Aber sie hat mich weder angeschrien noch sonst etwas getan. Sie hat sogar kaum etwas gesagt, als sie mir den Nabelring gab. Sie meinte nur, wenn ich ihn trüge, würde ich weder schwanger werden noch eine Krankheit bekommen, und das wäre das mindeste, was ich meiner Familie schuldete.«
Althea kratzte sich am Hals und zuckte zusammen. »Danach war es zwischen uns nie wieder so wie vorher. Wir lernten, höflich miteinander umzugehen, hauptsächlich, damit unsere Eltern keine Fragen stellten. Aber ich glaube, dies war der schlimmste Sommer meines Lebens. Betrug häufte sich auf Betrug.«
»Und danach hast du wohl mit Männern nur noch das gemacht, was dir gefiel?«
Sie hätte wissen müssen, dass er das wissen wollte. Männer schienen so etwas immer wissen zu wollen. Sie zuckte mit den Schultern und
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