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Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen

Titel: Zauberschiffe 02 - Viviaces Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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hat sie dir dieses Hexenholzamulett gegeben?«
    Sie bemerkte die unterdrückte Neugier in seiner Stimme.
    »Damit ich nicht schwanger werde und meiner Familie keine Schande bereite. Oder damit ich mir eine entsetzliche Krankheit einfing, die ganz Bingtown verriet, was ich für eine Schlampe war.«
    Sie spie das letzte Wort förmlich aus.
    Er erstarrte kurz und strich dann beruhigend mit der Hand über ihren Rücken. Er streichelte sie und massierte dann sanft ihre Schultern und ihren Nacken, bis sie seufzte und sich entspannte. »Es war meine eigene Schuld«, sagte sie beinahe widerwillig. »Ich hätte es ihr nicht erzählen sollen. Aber ich war erst vierzehn und musste es einfach jemandem sagen. Und meinem Vater konnte ich es nicht erklären, nicht nachdem er Devon von Bord geschickt hatte.«
    »Devon.«
    Er sprach den Namen aus, als wäre er eine Frage.
    Sie seufzte. »Das war noch vor deiner Zeit an Bord. Devon. Er war ein Matrose. Gutaussehend und immer mit einem Spaß und einem Lächeln für alles und jeden auf den Lippen, selbst für ein Unglück. Nichts konnte ihn einschüchtern. Er wagte alles.«
    Ihre Stimme brach. Eine Weile dachte sie nur an Brashens Hand, die über ihren Rücken glitt und ihre Muskeln entspannte, als entknotete er ein Tau.
    »Und genau in dem Punkt lagen mein Vater und er natürlich im Zwist. ›Er könnte der beste Matrose auf diesem Schiff sein, wenn er nur ein bisschen gesunden Menschenverstand besäße‹, hat mein Papa mir mal gesagt. ›Und er wäre auch ein guter Erster Maat, wenn er nur wüsste, wann er Angst haben muss.‹ Aber so segelte Devon nicht. Er beschwerte sich immer darüber, dass wir nicht mehr Segel setzten, und wenn er oben arbeitete, war er immer der Schnellste. Ich wusste, was mein Vater meinte. Wenn die anderen Männer versuchten mitzuhalten, aus Stolz, dann wurde die Arbeit zwar schneller getan, aber längst nicht so gründlich. Es gab Fehler. Und Seeleute wurden verletzt. Zwar nicht ernsthaft, aber du weißt ja, wie mein Vater war. Er sagte immer, dass es nur daran lag, dass die Viviace ein Zauberschiff war. Er sagte, Unfälle und Todesfälle an Bord eines Zauberschiffes wären schlecht für das Schiff und die Gefühle zu stark.«
    »Ich glaube, er hatte Recht«, sagte Brashen ruhig und küsste ihren Nacken.
    »Ich weiß«, entgegnete Althea leicht verstimmt. Plötzlich seufzte sie. »Aber ich war vierzehn. Und Devon sah so gut aus. Er hatte graue Augen. Er saß an Deck, wenn seine Wache zu Ende war, und schnitzte mir Dinge und erzählte mir Geschichten, wo er überall gewesen war. Es kam mir vor, als wäre er schon überall gewesen und hätte alles getan. Er hat niemals direkt gegen Papa geredet, weder mir gegenüber noch vor der Mannschaft. Aber alle wussten genau, wann er glaubte, dass wir zu vorsichtig segelten. Er lächelte dann immer so verächtlich.
    Manchmal konnte dieser Ausdruck meinen Vater richtig wütend machen, aber leider muss ich zugeben, dass ich Devon deshalb bewunderte. Er war so verwegen. Und spottete der Gefahr.«
    Sie seufzte. »Ich glaubte, dass er keinen Fehler machen konnte.
    Meine Güte, war ich verliebt.«
    »Und das hat er ausgenutzt, obwohl du erst vierzehn warst?«, fragte Brashen. Seine Stimme klang vernichtend. »Auf dem Schiff deines Vaters? Das ist weit mehr als Verwegenheit. Das ist Dummheit.«
    »Nein. So war es nicht.«
    Althea sprach zögernd weiter. Sie wollte es ihm nicht erzählen, aber irgendwie konnte sie nicht aufhören. »Ich glaube, er wusste, wie sehr ich ihn anhimmelte, und manchmal flirtete er mit mir, aber mehr scherzhaft. Also konnte ich seine Worte als Geheimnis hüten, auch wenn ich wusste, dass er sie nicht ernst meinte.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Aber dann, eines Nachts, bekam ich meine Chance. Wir lagen an einer Pier in Leers vor Anker. Es war eine ruhige Nacht.
    Mein Vater war geschäftlich in Leers unterwegs, und der größte Teil der Mannschaft war auf Freiwache. Ich hatte Wache.
    Vorher hatte ich frei gehabt und war in die Stadt gegangen, wo ich mir Ohrringe, eine Seidenbluse und einen langen Seidenrock gekauft hatte. Ich habe alles angezogen und mich für ihn schick gemacht, wenn er wieder von den Tavernen an Bord kam. Und als ich ihn früher zum Schiff zurückkommen sah, ganz allein, fing mein Herz so laut an zu schlagen, dass ich kaum atmen konnte. Ich wusste, dass es meine Chance war. Er kam mit einem Sprung an Bord, wie immer, landete wie eine Katze auf dem Deck und stand vor mir.«
    Sie

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