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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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versuchen, wenn Kennit ihm und seinem Vater das Leben schenkte. Sa'Adar allerdings, ein Priester und ehemaliger Sklave, der Anführer des Aufstands, hatte entschieden andere Pläne. Er wollte nicht nur über Kyles Leben bestimmen, sondern verlangte von Kennit auch, dass er die Viviace den Sklaven als ihre rechtmäßige Beute überließ. Ganz gleich, wer sich durchsetzen würde, sowohl Wintrow als auch das Schiff erwartete eine ungewisse Zukunft. Dennoch schien das Schiff bereits den Piraten zu bevorzugen.
    Vor ihnen durchpflügte die Marietta die schäumende See. Die Viviace folgte in ihrem Kielwasser. Sie waren zu irgendeinem Stützpunkt der Piraten unterwegs, mehr wusste Wintrow nicht. Im Westen wurde der Horizont von den nebligen Gestaden der Verwunschenen Ufer verhüllt. Die rauschenden, dampfenden Ströme dieser Region ergossen ihre warmen, schlammigen Fluten in den Kanal. Das führte dazu, dass fast ständig Nebel und Dunst vorherrschten, die eine sich ständig verändernde Küstenlinie mit Sandbänken und Untiefen verbargen. In den Wintermonaten waren überraschende, heftige Stürme an der Tagesordnung, die aber auch an freundlicheren Sommertagen auftreten konnten. Die Piraten-Inseln waren nicht kartographiert. Welchen Sinn hätte es schon gehabt, eine Küste aufzuzeichnen, die sich ständig veränderte? Allgemein war man sich einig, einen möglichst großen Bogen darum zu schlagen und schnellstens daran vorbeizusegeln. Dennoch schoss die Marietta zuversichtlich weiter, und die Viviace folgte ihr. Offenbar waren den Piraten diese Gewässer sehr vertraut.
    Wintrow wandte den Kopf und sah die Viviace an. In der Takelage reagierte die Piratenmannschaft schnell und gewandt auf Brigs knappe, gebellte Befehle. Wintrow musste zugeben, dass er noch nie geschicktere Männer auf der Viviace gesehen hatte. Sie mochten Piraten sein, aber sie waren auch hervorragende Seeleute, die sich diszipliniert und koordiniert bewegten, und das so schnell, als wären sie lebendige Teile des erwachten Schiffes.
    Nur die anderen Gestalten an Deck verdarben das Bild. Die meisten Sklaven hatten die Rebellion überlebt. Und auch wenn sie von ihren Ketten befreit waren, mussten sie sich doch erst langsam an ihre wiederhergestellte Menschlichkeit gewöhnen. Die Spuren der Handschellen waren noch auf ihrer Haut zu sehen, genauso wie die Sklaventätowierungen auf ihren Gesichtern. Ihre Kleidung war zerrissen, und die Körper unter den Lumpen waren blass und knochig. Außerdem waren es für ein Schiff dieser Größe viel zu viele. Obwohl sie sich jetzt auf die Decks und die Laderäume verteilten, wirkten sie immer noch wie Schlachtvieh, das zusammengepfercht verschifft wurde. Sie standen in kleinen Gruppen auf den geschäftigen Decks herum und bewegten sich nur, wenn die Mannschaft sie anwies, aus dem Weg zu gehen. Einige der Kräftigeren arbeiteten teilnahmslos mit Lappen und Eimern und säuberten die Decks und Laderäume der Viviace. Viele wirkten unzufrieden. Und Wintrow fragte sich unbehaglich, ob sie irgendwann auch entsprechend reagieren würden.
    Er überlegte, was er ihnen gegenüber empfand. Vor ihrem Aufstand hatte er sich unter Deck um sie gekümmert. Damals war er vor Mitleid mit ihnen beinahe zerflossen. Trotzdem konnte er ihnen nur wenig Trost bieten. Die Linderung durch Salzwasser und den feuchten Lappen kam ihm mittlerweile wie eine falsche Gnade vor. Er hatte versucht, ihnen die Dienste eines Priesters angedeihen zu lassen, aber es waren einfach zu viele gewesen. Wann immer er sie jetzt ansah, erinnerte er sich nicht an sein Mitgefühl für sie, sondern nur an die Schreie und das Blut, als sie seine Schiffskameraden abgeschlachtet hatten. Es fiel ihm schwer, die Gefühle zu benennen, die ihn nun beim Anblick der ehemaligen Sklaven durchströmten. Es war eine Mischung aus Furcht und Wut, aus Ekel und Mitleid, und gleichzeitig schämte er sich bitterlich dafür. Diese Gefühle waren eines Priesters von Sa nicht würdig. Also flüchtete er sich in eine andere Möglichkeit: Er empfand gar nichts.
    Einige der Seeleute hatten vielleicht tatsächlich ihren gewaltsamen Tod selbst herbeigeführt. Aber galt das auch für Mild, Wintrows Freund, und den Geiger Findus oder den Spaßvogel Comfrey und die anderen guten Männer? Sicher hatten sie ein gnädigeres Ende verdient. Die Viviace war kein Sklavenschiff gewesen, als sie angeheuert hatten. Doch sie waren an Bord geblieben, als Kyle sie dieser Bestimmung zugeführt hatte. Sa'Adar, der

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