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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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entgangen.«
    Amber tippte leicht auf ihre Tätowierung. »Wenn Ihr Lumpen anziehen und so etwas auflegen und in Bingtown herumschlendern würdet, könntet Ihr die Stimmen von denen hören, die sich am bittersten gegen die Sklaverei wenden. Wenn Ihr Euch bemüht, Bingtown wieder zur Vernunft zu bringen, solltet Ihr diese Helfer nicht ignorieren.« Sie nahm einen kleinen Hobel aus ihrer Werkzeugtasche und stellte die Klinge ein. »Wenn jemand an, sagen wir, der inneren Struktur des Haushalts des Zollinspektors interessiert ist, dann könnten unter diesen Menschen leicht Spione gefunden werden. Soweit ich weiß, ist der Schreiber, der seine Post an den Satrapen erledigt, ebenfalls ein Sklave.«
    Althea lief ein Schauer über den Rücken. Wie hatte Amber all diese Dinge in Erfahrung gebracht, und warum hatte sie sich überhaupt die Mühe gemacht, sie zu erkunden?
    »Ihr sprecht, als hättet Ihr genaue Kenntnisse von diesen Dingen«, meinte Kapitän Tenira nachdrücklich.
    »Oh, ich habe so meine Erfahrungen, was Intrigen und Listen angeht. Das alles ist sehr geschmacklos. Und notwendig. Genauso wie Schmerz manchmal notwendig ist.« Sie setzte den Hobel auf Ophelias Hand an. »Haltet ruhig«, sagte sie leise. »Ich versuche, den schlimmsten Schaden wegzunehmen.«
    Einen Moment herrschte Ruhe, bis ein schreckliches, kratzendes Geräusch ertönte. Verbranntes Holz wurde pulverisiert und wehte davon. Der Geruch erinnerte Althea an verbranntes Haar. Ophelia schrie leise auf, hob dann den Blick und starrte aufs Meer hinaus. Sie hatte die Lippen fest zusammengepresst.
    Kapitän Teniras Gesicht war beinahe ausdruckslos, während er Amber bei ihrer Arbeit beobachtete. So beiläufig, als rede er über das Wetter, fragte er Althea: »Habt Ihr Eurer Mutter meine Nachricht überbracht?«
    »Das habe ich.« Althea ignorierte das Gefühl von Scham. »Es tut mir Leid. Ich habe wenig Tröstliches für Euch. Meine Mutter sagte, sie wolle mit meiner Schwester Keffria reden. Sie ist jetzt rechtmäßig die Händlerin der Familie. Mutter wird sie drängen, am nächsten Konzil teilzunehmen und für eine Unterstützung Eurer Handlungen zu stimmen.«
    »Verstehe«, antwortete Tenira. Seine Stimme war gewollt ausdruckslos.
    »Ich wünschte, mein Vater würde noch leben«, meinte Althea kläglich.
    »Ich wünschte, Ihr wärt die Händlerin der Vestrits. Eigentlich hättet Ihr Euer Familienschiff erben sollen.«
    Althea enthüllte ihre schmerzlichste Wunde. »Ich weiß nicht, ob sich Keffria überhaupt auf Eure Seite stellen kann.« Ihre Worte zogen bestürztes Schweigen nach sich. Als sie weitersprach, bemühte sie sich, ihre Stimme unbeteiligt klingen zu lassen. »Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie Euch unterstützen und gleichzeitig zu ihrem Ehemann stehen soll. Die erhöhten Steuern basieren darauf, dass der Satrap den Handelsweg vor den Piraten schützen will, aber wir alle wissen, dass ihn vor allem der Sklavenhandel interessiert. Er hat sich niemals um die Piraten gekümmert, bis sie angefangen haben, die Sklavenschiffe anzugreifen. Wenn man also auf die Sklaverei zu sprechen kommt und sie Stellung beziehen muss… Sie… Kyle handelt mit Sklaven. Er benutzt die Viviace als Sklavenschiff. Ich glaube nicht, dass Keffria sich in diesem Punkt gegen ihren Ehemann stellen wird, selbst wenn sie mit ihm nicht einer Meinung ist. Sie hat noch nie die Willenskraft besessen, gegen ihn aufzubegehren.«
    »Nein!«, stieß Ophelia hervor. »Oh, wie konnten sie so etwas tun? Viviace ist noch so jung. Wie soll sie das alles ertragen? Wie konnte deine Mutter nur so etwas zulassen? Wie konnte sie das ihrem eigenen Familienschiff antun?«
    Grag und Kapitän Tenira schwiegen. Das Gesicht des Kapitäns war eine Maske der Missbilligung, während Grag fassungslos wirkte. Die Frage hing wie eine Anklage in der Luft.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Althea kläglich. »Ich weiß es einfach nicht.«

11. Familiengericht

    »Wo könnte sie denn sein? Was könnte sie tun?«, fragte Keffria besorgt.
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte ihre Mutter gereizt.
    Keffria sah in ihre Teetasse. Sie zwang sich zu schweigen. Beinahe hätte sie ihre Mutter gefragt, ob sie wirklich überzeugt war, Althea gesehen zu haben. Die letzte Woche war so anstrengend gewesen, dass sie ihrer Mutter hätte verzeihen können, wenn sie sich das nur eingebildet hätte. Es wäre leichter gewesen, ihr das zu vergeben als ihrer jüngeren Schwester, dass sie aufgetaucht und gleich wieder

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