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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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und über die Ohren. Der Beutel mit dem Werkzeug verschwand in einem Einkaufskorb. Sie schob die Ohrringe unter den Schal. »So. Gehen wir. Wir nehmen den Hinterausgang. Auf der Straße nimmst du meinen Arm, beugst dich zu mir und betrachtest mich lüstern wie ein widerlicher Seemann. So können wir reden, während wir gehen.«
    Althea war verblüfft, wie gut die List funktionierte. Die Leute, die sie überhaupt wahrnahmen, wandten sich angewidert ab. Althea fuhr mit der Schilderung ihrer Erlebnisse fort. Ein oder zweimal machte Amber Anstalten, sie zu unterbrechen, doch als Althea innehielt, sagte sie nur: »Nein, mach weiter. Wenn du fertig bist, ist noch genug Zeit für Fragen.« Noch nie hatte jemand Althea so aufmerksam zugehört und ihre Worte wie ein Schwamm aufgesaugt.
    Als sie sich dem Zollkai näherten, zog Amber Althea beiseite. »Wie willst du mich dem Schiff vorstellen?«, fragte sie.
    »Du folgst mir an Bord. Ich habe das noch nicht mit Kapitän Tenira besprochen.« Althea runzelte die Stirn, als ihr klar wurde, wie peinlich das alles werden könnte. »Du musst erst Kapitän Tenira und Grag kennen lernen, bevor ich dir Ophelia vorstelle. Ich weiß wirklich nicht, wie sie reagieren werden, weder auf dich noch darauf, dass jemand an ihrem Schiff arbeitet, der nicht aus Bingtown kommt.«
    »Vertraue darauf, dass ich mit ihnen fertig werde. Ich kann sehr charmant sein, wenn es darauf ankommt. Und jetzt vorwärts.«
    Althea wurde am Laufsteg des Schiffes nicht angehalten. Sie sah sich verstohlen um und winkte Amber dann umständlich herauf. Die beiden Zollwachen auf dem Kai bemerkten sie sofort. Der eine schnitt eine angewiderte Grimasse, während der andere nur wissend lachte. Keiner der beiden mischte sich ein, als der Schiffsjunge sein Flittchen an Bord schmuggelte.
    Die Wache auf der Ophelia hob ungläubig die Brauen, doch auf ein Zeichen von Althea vermied er es, etwas zu sagen. Er führte sie zur Tür von Kapitän Teniras Kajüte und blieb dort stehen, während Althea anklopfte.
    »Herein!«, rief Tenira. Althea bedeutete Amber mit einem Nicken, ihr zu folgen. Der Kapitän war mit einem Pergament und einem Stift beschäftigt gewesen, während Grag aus dem Fenster schaute. »Was ist das denn?«, wollte Kapitän Tenira ungläubig wissen, während Grags Mund sich angeekelt verzog.
    »Ich bin nicht das, was ich zu sein scheine, Sir«, antwortete Amber, bevor Althea ein Wort herausbrachte. Ihre Stimme klang gebildet, und ihr Akzent war makellos, sodass niemand auf die Idee gekommen wäre, ihre Behauptung anzuzweifeln. »Bitte entschuldigt, dass ich in dieser Verkleidung gekommen bin. Es schien angebracht zu sein. Ich bin seit einer Weile mit Althea befreundet. Sie weiß, dass man mir vertrauen kann. Und sie hat mir von Eurer Begegnung mit der Galeone erzählt. Ich bin nicht nur hier, um Euch meiner Unterstützung bei der Verweigerung der Abgaben zu versichern, sondern auch, um herauszufinden, ob ich den Schaden reparieren kann, den Ophelias Hände genommen haben.«
    In einem Atemzug hatte Amber all das geäußert, was Althea nur viel umständlicher hätte erklären können. Dann stand sie ruhig da, die Hände bescheiden vor sich gefaltet, hielt sich gerade und erwiderte unerschrocken die Blicke der Männer. Vater und Sohn sahen sich kurz an. Die ersten Worte, die Kapitän Tenira sagte, überraschten Althea.
    »Glaubt Ihr wirklich, dass Ihr etwas für Ophelias Hände tun könnt? Es schmerzt mich, mit anzusehen, dass sie sich ihres Äußeren schämt.«
    Die Stimme des Mannes war so voller Gefühl, als er von seinem Schiff sprach, dass es Althea rührte.
    »Das kann ich nicht versprechen«, erwiderte Amber aufrichtig. »Ich weiß nicht viel von Hexenholz. Meine wenige Erfahrung damit hat mich nur gelehrt, dass es außerordentlich fein gemasert ist. Allein seine Dichte könnte sie bereits vor größerem Schaden bewahrt haben. Aber das kann ich erst beurteilen, wenn ich ihre Hände sehe, und vielleicht nicht einmal dann.«
    »Also sollten wir hingehen und nachsehen«, erklärte Tenira sofort. Er sah Althea beinahe entschuldigend an. »Ich weiß, dass Ihr Nachricht von Eurer Mutter bringt. Glaubt nicht, dass ich das gering schätze. Aber die Ophelia ist mein Schiff.«
    »Sie kommt natürlich zuerst«, pflichtete Althea ihm bei. »Daran habe ich auch gedacht, als ich meine Freundin Amber bat, mich zu begleiten.«
    »Das sieht Euch so ähnlich«, meinte Grag herzlich. Er besaß die Kühnheit, Altheas Hand zu

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