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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Ihre Stimme klang merkwürdig. »Das Schicksal kehrt sich gegen uns! Die Zeit treibt dahin, und die Tage verstreichen langsam und lullen uns ein. Wir glauben, dass der Untergang immer weiter aufgeschoben werden kann. Doch dann sind die finsteren Tage plötzlich da, die wir alle vorhergesagt haben, und die Zeit, in der wir das Schicksal noch hätten wenden können, ist abgelaufen. Wie alt muss ich noch werden, bis ich das endlich begreife? Es ist nicht genug Zeit, es ist nie genug Zeit. Das Morgen kommt vielleicht nie, aber das Heute, das Jetzt, ist stets die einzige Zeit, in der wir die Katastrophe abwenden können.«
    Althea empfand plötzlich so etwas wie Genugtuung. Das war die Reaktion, die sie eigentlich von ihrer Mutter erwartet hatte. Eigenartigerweise war es keine Bingtown-Händlerin, die sofort die komplette Bedeutung ihrer Nachricht erfasst hatte. Amber hatte den Tee vollkommen vergessen. Stattdessen klappte sie eine Kiste im hinteren Teil des Raumes auf und fing an, wie verrückt Kleidung herauszuschleudern. »Lass mir einen Moment Zeit, dann begleite ich dich. Aber lass uns keine Zeit verschwenden. Fang mit dem Tag an, an dem du hier weggegangen bist, und erzähl mir alles von deinen Reisen, selbst die Dinge, die du als unwichtig erachtest.« Sie trat an einen kleinen Tisch und öffnete eine Schachtel. Nachdem sie kurz den Inhalt aus Töpfen und Bürsten inspiziert hatte, klemmte sie ihn sich unter den Arm.
    Althea musste lachen. »Amber, das würde Stunden, nein, Tage dauern.«
    »Deshalb müssen wir sofort anfangen. Komm. Leg los, während ich mich umziehe.« Amber nahm einige Kleidungsstücke über den Arm und verschwand hinter einem Holzparavent in einer Ecke. Althea berichtete von einigen ihrer Erlebnisse auf der Reaper. Sie hatte kaum ihre ersten elenden Tage und ihre Entdeckung durch Brashen hinter sich gebracht, als Amber hinter der Wand hervortrat. Aber es war nicht mehr Amber, die vor ihr stand. Es war ein schmutziges Sklavenmädchen. Auf ihrer vom Wind geröteten Wange prangte eine Tätowierung. Eine verkrustete Wunde verunstaltete ihre Oberlippe und ihr linkes Nasenloch. Ihr schmutziges Haar löste sich aus einem ungepflegten Zopf. Ihr Hemd bestand aus grober Baumwolle, und unter dem geflickten Rock lugten ihre nackten Füße hervor. Um einen Knöchel wand sich ein schmutziger Verband. Und statt der Spitzenhandschuhe, die Amber für gewöhnlich trug, hatte sie jetzt grobe Segeltuchhandschuhe angelegt. Sie legte einen schmutzigen Segeltuchbeutel auf den Tisch und stopfte Holzwerkzeug hinein.
    »Ich bin erstaunt. Wo hast du das gelernt?«, wollte Althea wissen. Sie lächelte.
    »Das habe ich dir doch gesagt. Ich habe schon viele Rollen in meinem Leben gespielt. Diese Verkleidung hat sich in letzter Zeit als sehr nützlich erwiesen. Sklaven sind so gut wie unsichtbar. Ich kann in dieser Verkleidung beinahe überall hingehen, ohne dass man mich beachtet. Selbst solche Männer, die nicht zögern, sogar eine Sklavin zu belästigen, können mit ein bisschen Dreck und einigen sichtbar platzierten Ekzemen abgeschreckt werden.«
    »Sind die Straßen von Bingtown für eine Frau ohne Begleitung so gefährlich geworden?«
    Amber warf ihr einen beinahe mitleidigen Blick zu. »Du siehst, was passiert, aber trotzdem begreifst du es nicht. Sklaven sind keine Frauen, Althea. Oder Männer. Sie sind Handelsware, Güter und Eigentum. Dinge. Warum sollte ein Sklavenhalter sich um eine seiner Waren kümmern, wenn sie vergewaltigt wird? Wenn sie ein Kind bekommt, hat er noch einen Sklaven mehr. Und wenn nicht… Wem schadet es? Der Junge, den du angestarrt hast… Es kostet seinen Besitzer nichts, wenn er sich jede Nacht in den Schlaf weint. Die blauen Flecken, die er davonträgt, kosten seinen Besitzer nichts. Wenn er aufgrund dieser schlechten Behandlung mürrisch und unerträglich wird, verkauft man ihn einfach an jemanden, der ihn noch schlechter behandelt. Die untersten Stufen der Leiter sind sehr rutschig geworden, seitdem die Sklaverei akzeptiert wird. Wenn man das Leben eines Menschen in Geld bemessen kann, dann kann man auch seinen Wert herunterhandeln, ein Kupferstück nach dem anderen, bis zum Schluss kein Wert mehr übrig ist. Wenn eine alte Frau weniger wert ist, als sie isst… Nun.« Amber seufzte.
    Im nächsten Moment straffte sie sich. »Dafür haben wir keine Zeit.« Sie bückte sich und spähte in einen Spiegel auf dem Tisch. Dann griff sie nach einem zerlumpten Schal und band ihn sich um den Kopf

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