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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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verschwunden war. Es half ihrer Laune auch nicht, dass ihre Mutter Altheas verrücktes Benehmen akzeptierte.
    Ihre Mutter ließ sich erweichen. »Sie hat mir gesagt, dass sie vor morgen früh zurück sein würde. Die Sonne ist ja gerade erst untergegangen.«
    »Kommt es dir nicht merkwürdig vor, dass eine junge, unverheiratete Frau aus einer guten Familie allein des Nachts umherstreift, und besonders in der ersten Nacht zu Hause, nachdem sie fast ein ganzes Jahr verschwunden war?«
    »Zweifellos. Aber das ist ganz typisch für Althea. Ich habe mittlerweile akzeptiert, dass ich sie nicht ändern kann.«
    »Solche Freiheiten sind mir nicht erlaubt«, erklärte Malta nachdrücklich. »Ich darf nicht einmal am Tag allein in Bingtown spazieren gehen.«
    »Das stimmt«, erwiderte Ronica seelenruhig. Ihre Nadeln klapperten rhythmisch, während sie weiterstrickte. Sie ignorierte Maltas empörten Seufzer.
    Sie hatten früh gegessen und saßen jetzt im Arbeitszimmer zusammen. Niemand sprach laut aus, dass sie gemeinsam auf Altheas Rückkehr warteten. Das war auch unnötig. Ihre Mutter strickte, als wäre sie in einem Rausch. Keffria war nicht so konzentriert. Sie stieß hartnäckig ihre Nadel durch ihre Stickarbeit und zog sie durch. Sie würde sich von ihrer Schwester nicht aufregen und sich auch nicht das bisschen Ruhe stehlen lassen.
    Malta tat nicht einmal, als wäre sie konstruktiv beschäftigt. Sie hatte unzufrieden in ihrer schlichten Mahlzeit herumgestochert und gejammert, dass sie Davads Diener vermisste. Jetzt lief sie im Zimmer umher, strich über die Anrichte, nahm die kleineren Andenken der Reisen ihres Vaters in die Hand und stellte sie dann wieder hin. Ihre Ruhelosigkeit ging Keffria ziemlich auf ihre ohnehin gereizten Nerven. Sie war nur froh, dass Selden bereits im Bett lag. Er war von der betriebsamen Woche erschöpft. Malta hingegen war geradezu aufgeblüht. Erst seit die letzte Kutsche abgefahren war, hatte sich ihre Miene getrübt. Sie erinnerte Keffria an ein Seegeschöpf, das von der Ebbe überrascht und an den Strand gespült worden war.
    »Mir ist langweilig«, verkündete Malta und sprach damit die Gedanken ihrer Mutter laut aus. »Ich wünschte, die Regenwild-Händler wären noch da. Sie sitzen abends wenigstens nicht herum und machen Nadelarbeiten.«
    »Ich bin sicher, dass sie das tun, wenn sie zu Hause sind«, konterte Keffria entschieden. »Niemand kann jeden Abend Feste veranstalten, Malta. Das darfst du nicht zur Grundlage deiner Beziehung mit Reyn machen.«
    »Nun, wenn er mich heiratet und wir ein eigenes Heim haben, wird es nicht jeden Abend so langweilig zugehen, das verspreche ich dir. Wir laden Freunde zu Besuch ein und lassen Musiker auftreten. Oder wir besuchen andere Freunde. Delo und ich haben entschieden, was wir tun werden, wenn wir erst einmal verheiratete Frauen sind. Wir werden oft…«
    »Wenn du Reyn heiratest, wirst du in der Regenwildnis leben, nicht in Bingtown«, meinte Ronica gelassen. »Du wirst dort Freunde finden und lernen müssen, so zu leben wie sie.«
    »Warum klingst du immer so missbilligend?«, fragte Malta scharf. »Ganz gleich, was ich sage, du sagst immer etwas dagegen. Ich glaube, du willst, dass ich für immer unglücklich bin.«
    »Der Fehler liegt nicht in dem, was ich sage, sondern zunächst einmal in den albernen Phantasien, die du spinnst…«
    »Mutter, bitte. Ich werde verrückt, wenn Ihr beide heute Abend auch noch anfangt, euch zu streiten.«
    Ein aufgeladenes Schweigen folgte. »Es tut mir Leid«, sagte Ronica schließlich. »Ich wünsche Malta kein Unglück. Ich möchte, dass sie aufwacht und erkennt, dass sie im Rahmen ihres Lebens glücklich werden muss. Diese wilden Phantasien von endlosen Festivitäten sind nicht…«
    »Kein Wunder, dass Tante Althea weggelaufen ist!« Maltas Schrei unterbrach ihre Großmutter. »Ihr erwartet für alle nur Langeweile und Arbeit. Nun, mein Leben wird nicht so sein! Reyn hat mir viele aufregende Dinge über die Regenwildnis erzählt. Wenn wir seine Familie besuchen, wird er mir die uralte Stadt der Altvorderen zeigen, aus der die Flammenjuwelen stammen und Jidzin und andere wundersame Dinge. Er hat mir erzählt, dass es dort wunderbare Orte gibt, zu denen man gehen kann, und dass man mit einer einfachen Handbewegung Kammern erleuchten kann, als wären sie aus Gold. Er sagt, dass er sogar manchmal die Geister der Altvorderen gesehen hat, wie sie ihren Angelegenheiten nachgingen. Das können nicht alle, sondern

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