Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
die Gewässer.«
»Können wir denn Sklavenseeleuten trauen?«, wollte Keffria wissen.
»Auf dem Schiff sind es ja keine Sklaven mehr«, meinte Brashen nachdrücklich. »Wenn ich die Wahl hätte zwischen einem fähigen Flüchtling und einem heruntergekommenen Trunkenbold, würde ich den Flüchtling anheuern. Ein bisschen Dankbarkeit von einem Mann, der eine zweite Chance im Leben bekommt, kann lange andauern.« Er wirkte nachdenklich, als er das sagte.
»Wer soll die Mannschaft anheuern?«, fragte Althea. »Wenn wir das riskieren, will ich die endgültige Entscheidung über meine Mannschaft haben.«
»Althea, du willst doch wohl nicht mit ihnen segeln?«, protestierte Keffria.
»Natürlich will ich das. Wenn wir die Viviace suchen, muss ich selbstverständlich an Bord sein!« Althea starrte ihre Schwester an, als hätte diese den Verstand verloren.
»Aber das ist vollkommen ungehörig!« Keffria war entsetzt. »Der Paragon ist ein unberechenbares Schiff mit einer bunt gemischten Mannschaft, das in gefährliche Gewässer segelt, vielleicht sogar in einen Kampf. Du kannst nicht mitsegeln! Was sollen die Leute von den Vestrits denken, wenn wir dir erlauben, auf einem solchen Schiff mitzusegeln?«
Altheas Augen wurden hart. »Ich mache mir mehr Sorgen darüber, was die Leute denken, wenn wir zulassen, dass andere hohe Risiken eingehen, um unser Familienschiff zurückzuholen. Wie können wir behaupten, dass es ein lebenswichtiges Unternehmen ist, und unsere Freunde um Hilfe bitten, aber dann sagen, dass es nicht so viel wert ist, dass einer aus der Familie ein Risiko eingeht?«
»Ich glaube, sie sollte mitsegeln.« Nach dieser erstaunlichen Bemerkung starrten einige Brashen verdutzt an. Er redete mit Keffria und stellte damit klar, dass es letztlich ihre Entscheidung war. »Wenn Ihr nicht deutlich macht, dass es ein Vestrit-Unternehmen ist, werdet Ihr keine Hilfe von einem anderen Händler bekommen. Dann sehen sie es so, dass man ein Zauberschiff einem Nichtsnutz anvertraut, einem enterbten Händlersohn und einer Fremden. Und falls wir die Viviace finden, wird sie Althea brauchen. Und zwar dringend.« Er sah sie zurückhaltend an, als er weitersprach. »Aber sie sollte nicht als Kapitän segeln, nicht einmal als Erster Maat oder auch nur als Mannschaftsmitglied. Es wird eine raue Mannschaft sein, eine, die am Anfang vor allem durch die Faust und durch Muskeln im Zaum gehalten wird. Die Männer, auf die wir zurückgreifen müssen, akzeptieren niemanden, der sie nicht auf das Deck werfen kann, wenn es nötig ist. Dafür seid Ihr nicht geeignet. Und wenn Ihr mit ihnen zusammenarbeitet, dann werden sie Euch auch nicht respektieren. Sie werden Eure Fähigkeiten bei jeder Gelegenheit auf die Probe stellen. Und früher oder später würdet Ihr verletzt werden.«
Althea sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an. »Ich brauche Euch nicht als Aufpasser, Brashen Trell. Schon vergessen? Ich habe meine Fähigkeiten unter Beweis gestellt, und sie beruhen nicht auf körperlicher Kraft. Mein Vater hat immer gesagt, dass nur ein armseliger Kapitän seine Mannschaft mit Schlägen im Zaum halten muss.«
»Vielleicht hatte er ja das Gefühl, das wäre eher die Aufgabe des Ersten Maats!«, konterte Brashen scharf. Er beherrschte sich, als er weitersprach. »Euer Vater war ein vorzüglicher Kapitän auf einem wundervollen Schiff, Althea. Er hätte Niedrigstlöhne zahlen können und trotzdem gute Männer gehabt, die gern gearbeitet hätten. Wir haben diese Möglichkeit leider nicht.« Brashen gähnte plötzlich und wirkte verlegen. »Ich bin müde«, erklärte er. »Ich muss etwas schlafen, bevor wir weitermachen. Ich glaube, jetzt wissen wir wenigstens, was für Schwierigkeiten uns erwarten.«
»Es gibt noch ein Problem, das wir bisher noch gar nicht erwähnt haben«, meinte Amber. Alle sahen sie an. »Wir können nicht davon ausgehen, dass Paragon gutwillig mitmacht. Er hat selbst viele Ängste. In gewisser Weise ist er ein verängstigter Junge. Gefährlich ist leider, dass er sich genauso oft wie ein aufgebrachter Mann benimmt. Wenn wir das machen, dann halte ich es für unabdingbar, dass er freiwillig mitmacht. Wenn wir versuchen, ihn zu zwingen, dann haben wir keine Aussicht auf Erfolg.«
»Glaubt Ihr, dass es schwer wird, ihn zu überreden?«, wollte Ronica wissen.
Amber zuckte mit den Schultern. »Das weiß ich nicht. Paragon ist vollkommen unberechenbar. Selbst wenn er zunächst zustimmt, ändert er seine Meinung vielleicht
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