Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger
wir damit einen Aufschub von der Tilgung erlangen und vielleicht sogar finanzielle Hilfe, um den Paragon zu überholen.«
Ihren Worten folgte tiefes Schweigen. Auf Keffria wirkte dieses Schweigen fast körperlich. Es war nicht einfach nur ruhig. Es war ein Moment des Erkennens. Sie betrachtete ihre Tochter und sah plötzlich jemand anderen. Das verwöhnte und eigensinnige Mädchen, das vor nichts zurückschreckte, um ihren Willen durchzusetzen, war plötzlich eine junge Frau geworden, die alles opferte, sogar sich selbst, um ihren Vater zu retten. Dieser unerschütterliche Wille war beeindruckend. Keffria musste sich zusammenreißen, um ihr nicht zu sagen, dass Kyle das alles nicht wert war. Er würde niemals verstehen, dass seine Tochter nicht nur ein mutiges Wort gesagt, sondern ihr ganzes Leben für ihn geopfert hatte. Niemand ist es wert, dass jemand für ihn sein ganzes Leben in Unterwürfigkeit verbringt. Sie blickte auf den Sklavenjungen, der sie schweigend beobachtete, dachte jedoch über ihre eigene Ehe nach. Sie lächelte bitter. Eine Frau hatte sich bereits für Kyle Haven geopfert.
»Malta, triff bitte eine solche Entscheidung nicht unter diesen Umständen.« Die Kraft in ihrer Stimme überraschte sie. »Ich will nicht abstreiten, dass du diese Entscheidung zu treffen hast. Und dass du sie treffen willst, beweist zur Genüge, dass du eine Frau bist. Ich bitte dich nur, diese Entscheidung aufzuschieben, bis alle anderen Möglichkeiten ausgelotet sind.«
»Welche anderen Möglichkeiten?«, fragte Malta hoffnungslos. »Während all unserer Schwierigkeiten hat uns keiner jemals geholfen. Wer sollte uns denn ausgerechnet jetzt helfen?«
»Vielleicht die Tenira-Familie«, meinte Althea ruhig. »Ein paar andere Lebensschiff-Eigner könnten vielleicht ebenfalls vortreten und…«
»Sie werden eine Weile mit ihren eigenen Problemen beschäftigt sein«, mischte sich Brashen ein. »Es tut mir Leid. Ich habe heute Abend Schwierigkeiten, mich zu konzentrieren. Ich habe vergessen, dass Ihr wahrscheinlich gar nicht wisst, was passiert ist. Heute Abend gab es einen Aufstand am Zollkai. Tenira und einige andere sind gewaltsam dort eingedrungen. Sie haben die Ophelia mitten in den Hafen gebracht. Eine ganze Flotte von kleinen Booten ist hinausgefahren und hat sie entladen. Die Fracht ist über ganz Bingtown verstreut. Tenira hat sie lieber verschenkt, als Zölle dafür zu bezahlen. Aber das konnte die Chalcedaner nicht davon abhalten, sich einzumischen.«
»Meine Güte, ist jemand verletzt worden?«, wollte Ronica wissen.
Brashen grinste bösartig. »Der Hafenmeister von Bingtown hat sich mächtig wegen zweier gesunkener Galeeren aufgeregt. Unglücklicherweise sind sie in der Nähe des Zollkais untergegangen. Dort wird eine Weile kein großes Schiff mehr anlegen können. Sa allein weiß, wann sie eine Möglichkeit finden, sie zu heben…«
»Sie sind verbrannt«, fügte Amber hinzu. Sie klang traurig und gleichzeitig zufrieden. »Ein Teil des Zollkais hat ebenfalls Feuer gefangen«, fügte sie beiläufig hinzu. »Als wir gingen, brannten noch einige Lagerhäuser des Satrapen.«
»Ihr werdet zugeben, dass es gute Gründe gab, sich heute Nacht um Eure Sicherheit Sorgen zu machen.« Brashens Tonfall provozierte Althea.
»Ihr wart da?« Althea sah von Brashen zu Amber. »All diese Feuer… Das sind zu viele, als dass es sich um einen Zufall handeln könnte. Das habt ihr vorher geplant, stimmt's? Warum habt ihr mir nichts davon gesagt?«
»Ophelia und ich sind sehr gute Freundinnen geworden«, erwiderte Amber ausweichend.
»Warum hat man mir nichts gesagt?«
»Vielleicht war es nicht der richtige Ort für eine Händlertochter.« Brashen zuckte mit den Schultern und fuhr bissiger fort: »Vielleicht seid Ihr Grag ja auch so wichtig, dass er nicht wollte, dass Ihr ebenfalls verhaftet werdet.«
»Grag ist verhaftet worden?«
»Nur kurz. Sie haben die chalcedanischen Wachen gefunden, die ihn festhalten sollten, aber Grag selbst war verschwunden.«
Er lächelte kurz. »Aber es geht ihm gut, habe ich gehört. Ich bin sicher, dass Ihr bald von ihm hört. Er wird seine Liebste nicht so lange im Unklaren lassen.«
»Woher weißt du so viel? Wieso warst du da?« Althea achtete nicht mehr auf ihre Anrede. Sie war rot angelaufen vor Zorn. Keffria wusste nicht, warum sie sich darüber derart aufregte. Wäre sie lieber mitten in einer Rebellion gewesen, statt Davad nach Hause zu fahren?
»Als ich sah, wie sich eine Gruppe
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