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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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einen Tag oder eine Woche später. Wir müssen das bei diesem Unternehmen in Rechnung stellen.«
    »Dieses Problem lösen wir, wenn es sich uns stellt. Zunächst müssen wir Davad Restate dazu bringen, die Ludlucks zu überreden, unserem Plan zuzustimmen.«
    »Dafür kann ich sorgen«, sagte Ronica. Ihre Stimme klang wie blanker, kalter Stahl. Einen Moment empfand Keffria Mitleid für Davad. »Ich glaube, ich werde die Antwort darauf noch vor morgen Nachmittag haben.«
    Brashen seufzte. »Dann sind wir uns einig. Ich komme morgen Nachmittag wieder. Gute Nacht, Ronica und Keffria, Malta. Gute Nacht… Althea.« Seine Stimme veränderte sich unmerklich, als er sich von ihr verabschiedete.
    »Gute Nacht, Brashen.« Altheas Tonfall klang ganz ähnlich.
    Amber verabschiedete sich ebenfalls. Als Althea sie zur Tür brachte, stand der Sklavenjunge gerade so wie sie auf. Keffria war einen Moment über das impulsive Verhalten ihrer Schwester verärgert. »Vergiss nicht, dass du einen Schlafplatz für den Jungen finden musst«, sagte sie.
    Der Junge schüttelte den Kopf. »Nich hier. Ich geh mit ihm.« Er deutete auf Brashen.
    »Nein.« Brashen gab dem Wort einen endgültigen Klang.
    »Ich bin doch frei, oder?«, erwiderte der Junge hartnäckig. Er legte den Kopf schief und starrte Brashen an. »Könnt mich nich aufhalten!«
    »Darauf würde ich nicht wetten«, drohte ihm Brashen. Freundlicher fuhr er fort: »Junge, ich kann nicht für dich sorgen. Ich habe kein Zuhause, und bin ganz allein.«
    »Ich auch«, meinte der Junge ruhig.
    »Ich glaube, Ihr solltet ihn mit Euch gehen lassen, Brashen«, schlug Amber vor. Ihre Miene war nachdenklich. Sie verzog den Mund, als sie fortfuhr: »Es ist vielleicht kein gutes Omen, wenn Ihr den ersten Freiwilligen für Eure Mannschaft abweist.«
    »Recht hat se«, versicherte ihm der Junge keck. »Ihr respektiert ja auch keinen, der sich nix traut. Traut Euch, mich zu nehmen. Werdet's nich bereuen tun.«
    Brashen kniff die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. Aber als er den Raum verließ und der Junge ihm folgte, machte er keine Anstalten, ihn zu verscheuchen. Amber ging lächelnd hinter ihnen her.
    »Glaubt ihr, dass sie Papa zurückbringen können?«, fragte Malta leise, als die anderen das Zimmer verlassen hatten.
    Während Keffria noch überlegte, wie sie darauf antworten sollte, meinte Ronica: »Unser Geld schmilzt wie Schnee in der Sonne, Liebes. Es ist sinnlos, dieses Risiko nicht einzugehen. Wenn sie Erfolg haben, retten sie vielleicht die Familie. Wenn sie scheitern, gehen wir ein bisschen schneller unter. Das ist alles.«
    Keffria fand es grausam, das einem Kind zu sagen, aber zu ihrer Überraschung nickte Malta langsam. »Dasselbe habe ich auch gedacht«, bemerkte sie.
    Es war das erste Mal seit einem Jahr, dass sie vollkommen höflich mit ihrer Großmutter geredet hatte.

20. Piraterie

    Als die Beute in Sicht kam, verschwanden all ihre Bedenken wie der Frühnebel unter den Strahlen der Morgensonne. Wintrows Seelenforschung, alle seine Bedenken und seine konstruierte Moral fielen von ihr ab wie die künstliche Farbe von einer erweckten Galionsfigur aus Hexenholz. Sie hörte den Schrei des Ausgucks, als die Segel in Sicht kamen, und etwas Uraltes regte sich in ihr: Jagdzeit. Als die Piraten auf ihren Decks in den wilden Ruf des Ausgucks einstimmten, stieß auch sie einen Schrei aus. Er klang wie das wilde Kreischen eines jagenden Falken. Erst sah sie nur das Segel und dann auch das Schiff, das vor der Marietta floh. Sorcors kleineres Boot hetzte die Beute, als die Viviace, die sich hinter einem Kap verborgen hatte, herauspreschte und sich an der Jagd beteiligte.
    Ihre Mannschaft segelte sie, wie sie noch nie gesegelt worden war, setzte Leinwand, bis ihre Masten und Sparren sich im Wind bogen. Das Segeltuch blähte sich weit, und das Wehen des Windes um ihre Wangen rührte Erinnerungen in ihr auf, die nicht von menschlichem Leben stammten. Sie hob die Hände und machte sich mit gekrümmten Fingern auf die Jagd nach dem fliehenden Schiff. Ein wildes Pochen erfüllte ihren herzlosen, blutlosen Körper und beschleunigte sie bis zum Wahnsinn. Sie beugte sich vor und schoss mit einer Geschwindigkeit durch die Wellen, die ihrer Mannschaft Jubelschreie entlockte. Die Gischt schäumte nur so, als sie die Wellen durchschnitt.
    »Seht Ihr?«, schrie Kennit triumphierend auf, während er sich an ihrer Bugreling festklammerte. »Es liegt Euch im Blut, Mylady! Ich wusste es! Dafür seid Ihr

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