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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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leuchteten seine blauen Augen erfreut auf. Kaum hatte sie die Tür hinter sich geschlossen, da riss er sich den Verband vom Kopf und ließ ihn sichtlich erleichtert fallen. Sein Haar war von den Bandagen zerzaust wie das eines Jungen. Sie grinste ihn an. »Aha. Wie sind die Zahnschmerzen? «
    »Sehr bequem.« Er reckte sich, rollte seine breiten Schultern und ließ sich umständlich auf die Koje zurücksinken. »Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so viel Zeit für mich hatte.« Er schwang die Beine auf die Koje und legte die Füße übereinander.
    »Ist Euch nicht langweilig?«
    »Nein. Für einen Seemann ist müßige Zeit zu selten. Wir finden immer eine Möglichkeit, wie wir sie uns vertreiben.« Grag wühlte in einer Ecke seiner Koje und zog dann ein Stück Tauwerk hervor. Er rollte es auf dem Schoß auf. Es war eine wunderschön geknüpfte Matte. Das komplizierte Muster hatte durch das dunkle Seil einen beinahe glänzenden Effekt. Es war kaum zu glauben, dass er mit seinen schwieligen Fingern etwas derart Kompliziertes hatte herstellen können.
    Althea strich mit dem Finger darüber. »Wunderschön.« Sie fuhr über das geknotete Muster. »Mein Vater konnte mit einer Kordel über eine leere Weinflasche ein wunderschönes Netz knüpfen. Es sah aus wie Blumen oder vielleicht Schneeflocken… Er hat immer versprochen, dass er es mir zeigen würde, aber wir haben nie die Zeit gefunden.« Das schmerzliche Gefühl des Verlustes überwältigte sie erneut, obwohl sie geglaubt hatte, es längst überwunden zu haben. Sie drehte sich von Grag weg und starrte die Wand an.
    Er schwieg einen Moment. »Ich könnte es Euch beibringen, wenn Ihr wollt«, schlug er dann vor.
    »Danke, aber das wäre nicht dasselbe.« Die Barschheit in ihrer Stimme überraschte sie selbst. Sie schüttelte den Kopf, weil sie sich der Tränen schämte, die ihr in die Augen getreten waren. Hoffentlich hatte er sie nicht gesehen. Es würde sie verletzlich machen. Grag und sein Vater hatten bereits so viel für sie getan. Sie wollte nicht, dass sie sie für schwach und bedürftig hielten. Sie sollten sie als eine starke Person sehen, die das Beste aus den Gelegenheiten machen konnte, die sich ihr boten. Sie holte tief Luft und straffte die Schultern. »Es geht schon wieder«, beantwortete sie seine unausgesprochene Frage. »Manchmal vermisse ich ihn einfach nur so schrecklich. Irgendetwas in mir kann immer noch nicht akzeptieren, dass er tot ist und ich ihn niemals wiedersehen werde.«
    »Althea… Ich weiß, dass die Frage vielleicht grausam ist, aber ich habe viel darüber nachgedacht. Warum?«
    »Ihr meint, warum er mir das Schiff weggenommen hat, auf dem ich so lange Jahre gearbeitet habe, und es stattdessen meiner Schwester vererbte?« Sie warf Grag einen kurzen Seitenblick zu und sah, wie er nickte. Sie zuckte mit den Schultern. »Das hat er mir niemals erzählt. Einem Grund am nächsten kam seine Erklärung, dass er meine Schwester und ihre Kinder versorgt wissen wollte. An guten Tagen habe ich mir eingeredet, das bedeutete, er wusste, dass ich für mich selbst sorgen konnte. Also musste er keine Angst um mich haben. An schlechten Tagen fragte ich mich, ob er mich für egoistisch hielt und Angst hatte, ich würde die Viviace einfach nehmen und mich nicht um ihr Wohlergehen kümmern.« Sie zuckte erneut mit den Schultern.
    Sie sah ihr Spiegelbild in Grags Rasierspiegel. Einen unheimlichen Moment lang schien ihr Vater ihr aus dem Glas entgegenzusehen. Sie hatte dasselbe widerspenstige schwarze Haar und die dunklen Augen, nur nicht seine Statur. Sie war klein, wie ihre Mutter. Trotzdem, die Ähnlichkeit mit ihrem Vater war immer noch deutlich zu erkennen in ihrem prägnanten Kinn und der Art, wie sie ihre Augenbrauen zusammenzog, wenn sie besorgt war. »Meine Mutter behauptete, es wäre ihre Idee gewesen und sie hätte ihn überredet. Sie war der Meinung, der Besitz müsse intakt bleiben und das Lebensschiff sollte mit dem Landbesitz vererbt werden, damit das Einkommen aus dem einen das andere unterstützen könnte, bis alle Schulden abbezahlt waren.«
    Sie rieb sich die Stirn. »Ich vermute, das klingt sinnvoll. Als Vater die Entscheidung gefällt hat, nicht länger auf dem Regenwild-Fluss Handel zu treiben, hat er automatisch unser Einkommen gesenkt. Die Güter, die er aus den südlichen Gefilden zurückbrachte, waren zwar exotisch, aber mit den magischen Waren aus der Regenwildnis konnten sie nicht konkurrieren. Unser

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