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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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gewesen, weil sie das Rendezvous nicht eingehalten hatte, von dem sie genau wusste, wie unklug es war. Der Mann hatte einfach zu viel erwartet, und das viel zu schnell. Er verdiente es nicht, dass sie einen Gedanken an ihn verschwendete, ganz zu schweigen davon, dass sie über ihn nachgrübelte. Aber trotz der Verachtung, die sie im Wachzustand für ihn empfand, schlich er sich in ihre Träume. Dort war seine sanfte Stärke so rührend, dass sie wie ein sicherer Hafen schien, den anzulaufen sich lohnte. Aber nur in deinen Träumen, ermahnte sich Althea und biss die Zähne zusammen. Wenn sie wach war, wusste sie, dass es kein sicherer Hafen war, sondern ein Strudel närrischer Impulse, die sie in den Untergang gezogen hätten.
    Sie hatte zu lange geschwiegen. Ophelia betrachtete ihr Gesicht mit einem wissenden Blick. Unvermittelt stand Althea auf und lächelte. »Ich werde wohl Grag noch einen Besuch abstatten, bevor ich zu Bett gehe. Er muss mir noch einige Fragen beantworten.«
    »Hm.« Ophelia schnurrte erfreut. »Lass dir Zeit für die Fragen, Schätzchen. Die Tenira-Männer denken scharf nach, bis sie reagieren, aber wenn sie dann reagieren…« Sie sah Althea anzüglich an. »Du wirst dich hinterher nicht mal mehr an Trells Namen erinnern«, sagte sie.
    »Glaub mir, dass ich bereits mein Bestes tue, um ihn zu vergessen.«
    Althea hatte es eilig, von ihr wegzukommen. Manchmal war es wunderbar, abends bei der Galionsfigur zu sitzen und mit ihr zu plaudern. Die Hexenholzfigur verkörperte viele Generationen von Seeleuten der Tenira-Familie, aber ihre ersten und tiefsten Eindrücke waren von Frauen geformt worden. Ophelia hatte eine sehr feminine Sicht auf das Leben behalten. Und zwar nicht diese zerbrechliche Hilflosigkeit, die im Moment in Bingtown für Weiblichkeit gehalten wurde, sondern die unabhängige Entschlossenheit, die die ersten Händlerfrauen ausgezeichnet hatte. Die Ratschläge, die sie Althea gab, schockierten sie oft, aber viel häufiger bestätigten sie nur die Ansichten, die Althea schon seit Jahren in ihrem Inneren hegte. Althea hatte nicht viele Freundinnen. Und die Geschichten, die Ophelia ihr erzählte, ließen sie erkennen, dass ihr Dilemma keineswegs so einzigartig war, wie sie immer geglaubt hatte. Und die unverblümte Art, mit der das Zauberschiff über ihre intimsten Probleme sprach, entzückte und entsetzte sie gleichermaßen. Das Schiff jedenfalls schien Altheas Unabhängigkeit zu akzeptieren. Sie ermutigte Althea, ihrem Herzen zu folgen, erinnerte sie aber auch daran, dass sie für ihre Entscheidungen verantwortlich war. Eine solche Freundin zu haben konnte einem schon zu Kopf steigen.
    Vor der Tür von Grags Kabine zögerte sie und strich sich Haare und Kleidung glatt. Dass sie die Jungenverkleidung ablegen konnte, die sie auf der Reaper hatte tragen müssen, erleichterte sie. Auf diesem Schiff kannte die Besatzung ihren richtigen Namen. Und jetzt musste Althea Vestrit die Ehre ihrer Familie aufrechterhalten. Obwohl sie praktisch angezogen war und ihre Kleidung aus einem schweren Baumwollstoff bestand, ähnelte die Hose, die sie trug, eher einem Hosenrock. Sie hatte ihr Haar zurückgebunden, es aber nicht zu einem Zopf gedreht. Die geschnürte Bluse, die sie sorgfältig in ihre Hose steckte, zierte sogar ein Hauch von Stickerei.
    Sie freute sich darauf, Grag zu sehen, denn sie genoss es, mit ihm zusammenzusitzen und zu plaudern. Und außerdem herrschte eine angenehme Spannung zwischen ihnen. Grag fand sie attraktiv und ließ sich auch von ihrer Kompetenz nicht abschrecken. Sie schien ihn sogar zu beeindrucken. Das war für Althea eine neue, schmeichelhafte Erfahrung. Sie wünschte nur, sie könnte sich sicher sein, dass dies alles war, was sie empfand. Trotz ihres kleinen Abenteuers mit Brashen und ungeachtet der Tatsache, dass sie schon jahrelang mit Männern an Bord eines Schiffes lebte, war sie in einigen Gebieten sehr unerfahren. Sie wusste zum Beispiel nicht, ob sie sich zu Grag um seinetwillen hingezogen fühlte oder nur einfach deshalb, weil er von ihr fasziniert war. Sicher war es nur ein harmloser Flirt zwischen ihnen. Was konnte es auch mehr sein? Schließlich waren sie zwei Fremde, die durch puren Zufall aufeinander getroffen waren.
    Sie holte tief Luft und klopfte.
    »Herein.« Grags Stimme klang gedämpft.
    Er saß auf dem Bett, als sie eintrat. Sein Gesicht war von einer dicken Bandage umgeben, und in der Luft hing der starke Geruch von Gewürznelken. Als er sie erkannte,

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