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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schiefe Bahn, verspielte mehr Geld, als er hatte, oder war am helllichten Tag betrunken. Dann zerrte sein Vater ihn nach Hause und drohte ihm.«
    Grag schüttelte den Kopf. »Aber er hat seine Drohungen niemals wahr gemacht. Einen Tag später war Brashen wieder unterwegs und machte dasselbe. Trell drohte ihm immer damit, seinen Kredit zu sperren, ihn zu verprügeln oder ihn seine Schulden abarbeiten zu lassen, aber er tat es nicht. Soweit ich gehört habe, hat seine Mutter immer geweint und ist ohnmächtig geworden, wenn sein Vater ihn bestrafen wollte. Er ist mit allem davongekommen, ganz gleich, was er tat. Bis Brashen eines Tages nach Hause kam und vor verschlossener Tür stand. Alle, einschließlich Brashen, hielten es zunächst für einen Bluff. Wir erwarteten alle, dass sich der Sturm nach einem Tag legen würde. Doch es kam anders. Ein paar Tage später hat der alte Trell offiziell seinen jüngeren Sohn als Erben eingesetzt und Brashen enterbt. Das einzig Überraschende an der ganzen Affäre war, dass Trell schließlich doch einen Schlussstrich gezogen hat und auch dabei geblieben ist.
    Eine Weile hat sich Brashen in der Stadt herumgetrieben und sich überall durchgeschlagen, wo man ihn aufnahm. Aber bald war er nirgendwo mehr willkommen, und außerdem war er pleite. Er hatte schnell den Ruf, Jungs in Schwierigkeiten zu bringen.« Grag grinste wissend. »Meinem jüngeren Bruder und mir hat man verboten, uns mit ihm abzugeben. Und schon bald wollte niemand mehr etwas mit ihm zu tun haben. Dann ist er verschwunden. Niemand wusste, was aus ihm geworden ist.« Grag schnitt ein Gesicht. »Nicht, dass es jemanden sonderlich interessierte. Er hat viele Schulden hinterlassen. Und mittlerweile war den Leuten auch klar, dass er nicht vorhatte, sie zurückzuzahlen. Also ist er verschwunden. Die meisten Leute fanden, dass Bingtown ohne ihn schöner war.« Grag wandte den Blick von ihr ab. »Nachdem er verschwunden war, gingen Gerüchte um, dass ein Mädchen von den Drei-Schiffe-Immigranten ein Kind von ihm bekäme. Das Baby war eine Totgeburt; ich vermute, dass es eine Gnade war. Das Mädchen war auch so ruiniert.«
    Althea war übel. Sie hasste es, wie Grag Brashen herabsetzte. Sie wollte abstreiten, was er über den Mann gesagt hatte, aber er hatte offenkundig das Wissen eines Eingeweihten und sagte wohl die Wahrheit. Brashen war kein missbrauchter, ungerecht behandelter Jugendlicher gewesen. Er war der verwöhnte älteste Sohn ohne Disziplin und ohne Moral. Ihr Vater hatte ihn Jahre später aufgenommen, und unter dem Einfluss ihres Vaters war er ein anständiger Mann geworden. Ohne ihren Vater jedoch hatte er sich wieder verändert. Sie musste sich eingestehen, dass es stimmte. Das Trinken, das Cindin. Das Rumgehure, dachte sie bitter.
    Sie stellte sich rücksichtslos der Wahrheit. Sie hatte immer so getan, als ob er von ihr fasziniert gewesen wäre, als er mit ihr ins Bett gegangen war. In Wahrheit hatte sie sich wie eine Schlampe benommen und den Partner bekommen, den sie verdient hatte. Um sich das zu beweisen, brauchte sie sich nur daran zu erinnern, wie sie sich getrennt hatten. Als ihm klar geworden war, dass sie zur Vernunft gekommen war und ihm nicht mehr ihren Körper gewähren würde, hatte er sich gegen sie gestellt. Althea schämte sich. Wie hatte sie so dumm und närrisch sein können? Wenn er jemals nach Bingtown zurückkehren und erzählen würde, was sie getan hatten, dann war auch sie ruiniert, genau wie das Mädchen von den Drei-Schiffe-Immigranten, das er zurückgelassen hatte.
    Grag bemerkte nichts von ihrem Unbehagen. Er kniete vor einer Kiste und wühlte darin herum. »Ich habe einen Bärenhunger. Seit ich diese angeblichen Zahnschmerzen habe, macht mir die Köchin immer nur Suppe mit eingebrocktem Brot. Möchtet Ihr ein paar Trockenfrüchte? Datteln oder Aprikosen aus Jamaillia?«
    »Ich habe keinen Appetit. Danke.«
    Grag hörte auf herumzuwühlen, drehte sich um und grinste. »Na, das ist das erste Mal, dass Ihr wie eine ordentliche Händlertochter aus Bingtown klingt, seit Ihr an Bord gekommen seid. Ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder enttäuscht sein soll.«
    Althea dagegen wusste nicht genau, ob sie sich geschmeichelt oder beleidigt fühlen sollte. »Wie meint Ihr das?«
    »Na ja.« Er kramte das Paket mit Früchten hervor und setzte sich damit auf seine Koje. Dann klopfte er mit der Hand auf den Platz neben sich, und Althea setzte sich gehorsam. »Da, seht Ihr!«, rief er

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