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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Er ist auf das Deck geprallt, und wir haben fast einen Tag lang nicht gewusst, ob er es schafft. Schließlich hat er es überstanden. Er ist jetzt etwas langsamer als gewöhnlich bei einigen Dingen, und ich schicke ihn nur in die Wanten, wenn es nicht anders geht. Er scheint nicht mehr dasselbe Gleichgewichtsgefühl zu haben wie früher. Er hört nicht immer, was Ihr sagt, vor allem nicht, wenn er rechts von Euch steht. Wenn der Wind besonders stark bläst, hört er manchmal gar nichts mehr. Er will nicht ungehorsam sein… deshalb lächelt er auch immer so blöd. Ansonsten ist er ein guter Mann, und er ist schon lange auf dem Schiff. Es wäre nicht fair, ihm daraus einen Strick zu drehen.«
    »Ach so.« Althea nickte. »Ich wünschte, das hätte mir jemand schon früher gesagt«, meinte sie dann knapp.
    »An solche Dinge denken Vater und ich nicht mehr. So ist das Schiff nun mal. Niemand wollte dir damit deine Arbeit erschweren.«
    »Nein, das meinte ich nicht«, erwiderte Althea hastig. »Alle haben sich förmlich überschlagen, um meine Aufgaben leichter zu machen. Das weiß ich. Es ist wundervoll, wieder an Bord eines Zauberschiffes zu sein, und noch schöner herauszufinden, dass ich diese Arbeit wirklich bewältigen kann. Durch das Testament meines Vaters und meinen Ärger mit Kyle und Brashens Bedenken habe ich mich allmählich gefragt, ob ich wirklich fähig war.«
    »Brashens Bedenken?«, fragte Grag aufmunternd.
    Warum hatte sie das gesagt? Wieso hatte sie nicht aufgepasst? »Brashen Trell war der Erste Maat meines Vaters auf der Viviace. Nachdem ich auf der Reaper angeheuert hatte, stellte ich fest, dass auch er der Mannschaft angehörte. Als er entdeckte, dass ich als Schiffsjunge an Bord war… Na ja, er hatte mir bereits in Bingtown deutlich zu verstehen gegeben, dass er nicht glaubte, dass ich es schaffen würde.«
    »Ach so? Und was hat er getan? Es dem Kapitän erzählt?«, fragte Grag, als das Schweigen anhielt.
    »Nein, nichts dergleichen. Er war einfach… wachsam. Das ist wohl das passende Wort. Ich hatte eine schwere Zeit auf dem Schiff. Und es demütigte mich zu wissen, dass er beobachtete, wie ich mich abmühte.«
    »Er hatte kein Recht, Euch das anzutun«, bemerkte Grag mit gesenkter Stimme. Seine Augen glühten vor Ärger. »Euer Vater hat ihn aufgenommen, als kein anderer ihn mehr wollte. Er steht in der Schuld Eurer Familie. Das mindeste, was er hätte tun können, war, Euch zu beschützen, statt Eure Bemühungen zu verspotten.«
    »Nein, so war das nicht, überhaupt nicht.« Althea stellte fest, dass sie Brashen plötzlich verteidigte. »Er hat mich nicht verspottet. Meistens hat er mich einfach ignoriert.« Als Grags Miene sich noch mehr verfinsterte, fuhr sie hastig fort: »So wollte ich es. Ich wollte keine Sonderbehandlung. Ich wollte es allein schaffen. Und das habe ich schließlich auch. Was mir Sorgen gemacht hat, war, dass er Zeuge war, wie schwer ich kämpfen musste… Ich weiß gar nicht, warum wir darüber reden.«
    Grag zuckte mit den Schultern. »Ihr habt das Thema aufgebracht, nicht ich. Es haben sich viele Leute gefragt, warum Euer Vater Brashen Trell aufgenommen hat, nachdem seine eigene Familie ihn aufgegeben hatte. Er hat in all den Jahren so viele Schwierigkeiten gehabt, dass niemand wirklich überrascht war, als sein Vater ihn hinauswarf.«
    »Was für Schwierigkeiten?« Althea hörte, wie begierig ihre Stimme klang, und sie versuchte, es zu unterdrücken. »Ich war noch ein kleines Mädchen, als das passiert ist, und hatte wenig Interesse an den Klatschgeschichten von Bingtown. Und als er Jahre später auf der Viviace anheuerte, sprach mein Vater nicht darüber. Er meinte, ein Mann müsste danach beurteilt werden, was er ist, nicht danach, was er war.«
    Grag nickte. »Es war kein öffentlicher Skandal. Ich weiß hauptsächlich etwas darüber, weil wir zusammen in der Schule waren. Es hat ganz unauffällig angefangen. Streiche und Albernheiten. Als wir älter wurden, war er immer der Junge, der entwischt ist, wenn der Lehrer uns den Rücken zukehrte. Zuerst hat er nur Stunden geschwänzt und ist auf den Markt gegangen und hat Süßigkeiten gekauft. Später war er der Junge, der mehr als wir anderen von Mädchen, Cindin und Würfelspiel zu wissen schien. Mein Vater sagt immer, dass es Trells eigene Schuld war, dass sein Sohn so schlecht geraten sei. Brashen hatte immer zu viel Geld und zu viel Zeit, um sich zu amüsieren. Niemand zeigte ihm seine Grenzen. Er kam auf die

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