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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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beruhigt mich wirklich sehr.« Er sah von Grag zu Althea und dann auf den Mond über ihnen. »Ich bin ziemlich müde«, verkündete er und musterte Althea. »Wollt Ihr meine Wache übernehmen? Ihr scheint ziemlich munter zu sein.«
    »Mit Vergnügen, Sir. Ihr habt mir eine Menge zum Nachdenken gegeben.«
    »Danke. Macht weiter, Althea. Gute Nacht, Grag.«
    Kurz bevor der Kapitän außer Hörweite war, bemerkte Ophelia: »Wie süß. Wie geschickt er es eingefädelt hat, euch beide allein im Mondlicht zu lassen.«
    »Wie schade, dass du das nicht auch tun kannst«, erwiderte Grag gutmütig.
    »Euch unbeaufsichtigt lassen? Du solltest dich schämen, dass du es wagst, so etwas überhaupt vorzuschlagen.«
    Er antwortete nicht darauf, sondern ging zur Backbordseite und lehnte sich an die Reling. Ophelia zwinkerte Althea zu und forderte sie mit einem Nicken auf, ihm dorthin zu folgen. Althea seufzte bedauernd und gehorchte.
    »Ihr habt in den letzten Tagen wenig mit mir geredet«, meinte Grag, ohne sie anzusehen.
    »Ich hatte viel zu tun. Wenn Euer Vater mir das Schiffszeugnis gibt, will ich es mir auch verdient haben.«
    »Das habt Ihr doch längst. Niemand auf diesem Schiff würde Eure Fähigkeiten anzweifeln. Aber ich glaube nicht, dass Ihr wirklich so beschäftigt wart. Vielmehr glaube ich, dass unser letztes Gespräch Euch unangenehm war.«
    Sie stritt es nicht ab. »Ihr seid sehr direkt«, stellte sie stattdessen fest. »Das gefällt mir.«
    »Auf einfache Fragen gibt es gewöhnlich auch einfache Antworten. Ein Mann weiß gern, wo er steht.«
    »Das ist vernünftig. Eine Frau braucht manchmal etwas Zeit zum Nachdenken.« Althea versuchte locker, aber nicht schnippisch zu antworten.
    Er sah sie nicht an, als er weitersprach. »Die meisten Frauen brauchen keine Zeit, um herauszufinden ob sie jemanden lieben können oder nicht.« War er gekränkt?
    »Ich glaube nicht, dass Ihr mich das gefragt habt«, antwortete Althea. »Ich dachte, wir unterhalten uns über eine mögliche Ehe. Wenn Ihr wissen wollt, ob mir etwas an Euch liegt, dann lautet die Antwort ja. Ihr seid rücksichtsvoll, höflich und freundlich.« Althea warf einen kurzen Seitenblick auf Ophelia. Die Galionsfigur war vollkommen regungslos und starrte aufs Meer hinaus. Althea sprach etwas lauter. »Ganz zu schweigen davon, dass Ihr gut ausseht und ein wunderschönes Schiff erbt.«
    Wie sie gehofft hatte, lachten beide, und die Atmosphäre wurde lockerer. Grag legte schnell seine Hand auf ihre. Althea zog sie nicht zurück, aber sie redete leiser weiter. »Eine Ehe besteht nicht allein aus Liebe. Vor allem nicht, wenn es dabei um eine Verbindung zwischen zwei Händlersippen aus Bingtown geht. Denn das wäre es und nicht einfach nur eine Heirat von uns beiden. Es wäre eine Allianz unserer beider Familien. Ich müsste vieles bedenken. Wenn ich Euch heiraten würde und mit Euch auf See ginge, was würde dann aus meinem eigenen Schiff? Alles, was ich im letzten Jahr getan habe, Grag, habe ich nur getan, um sie zurückzubekommen. Müsste ich die Viviace aufgeben, wenn ich Euch heirate?« Sie sah ihn an, und er erwiderte ihren Blick. Aber seine Augen lagen im Dunkeln. »Würdet Ihr die Ophelia aufgeben, um mich zu heiraten und mit mir an Bord der Viviace zu leben, unter meiner Führung?«
    Seine erschreckte Miene machte ihr klar, dass er sich diese Frage noch nie gestellt hatte.
    »Und das ist erst der Anfang meiner Überlegungen. Ich muss mich selbst fragen, was ich außer den Schulden meiner Familie in unsere Partnerschaft mit einbringen würde. Ich habe nichts von meinem Vater geerbt, Grag. Nichts außer den seemännischen Fähigkeiten, die er mich gelehrt hat. Ich bin sicher, dass mir meine Familie eine Mitgift geben würde, schon allein wegen ihres eigenen Ansehens. Aber es wäre nicht das, was normalerweise die Hand einer Händlertochter schmückt.« Althea schüttelte den Kopf. »Ihr würdet mehr bekommen, wenn Ihr ein Drei-Schiffe-Immigranten-Mädchen ehelichen würdet. Sie bezahlen für diese Familienverbindung sicher sehr großzügig.«
    Er zog seine Hand zurück. »Glaubt Ihr, dass ich Euch deshalb meinen Antrag gemacht habe?« Seine Stimme klang beinahe kalt. »Um zu sehen, wie gut das Angebot Eurer Familie ist?«
    »Nein. Trotzdem muss ich es bedenken – und wenn auch nur wegen meines eigenen Stolzes. Ihr habt schließlich erklärt, dass Planung vor Leidenschaft geht. Also betrachte ich die Lage aus allen möglichen Blickwinkeln. Denkt doch einmal kühl

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