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Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger

Titel: Zauberschiffe 03 - Der Blinde Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nachgedacht habe, desto weniger überzeugt bin ich, dass wir im Hafen willkommen geheißen werden. Um sicherzugehen, nur um absolut sicherzugehen, halte ich es für das Beste, wenn Ihr wieder Eure Verkleidung als Schiffsjunge anlegt. So könntet Ihr einfacher vom Schiff schleichen. Wenn es sein muss.«
    »Glaubst du wirklich, dass es dazu kommt?«, fragte Grag ungläubig.
    Kapitän Tenira seufzte. »Sohn, wir haben einen Ersatzmast unter Deck. Warum? Nicht, weil wir davon ausgehen, dass wir ihn brauchen, sondern weil es eines Tages nötig werden könnte. Und genauso möchte ich diese Angelegenheit auch betrachten.«
    »Ich hätte das Gefühl, als würde ich sie allein in die Gefahr schicken«, widersprach Grag plötzlich.
    Sein Vater musterte ihn unbewegt. »Wenn es dazu kommen sollte, werden wir ihr helfen können, vor der Gefahr zu entkommen, bevor die Falle sich auch hinter ihr schließt. Es wäre weit vorteilhafter für sie, wenn sie Geiseln aus zwei Bingtowner Händlersippen in der Hand hätten.«
    »Sie? Wer sind ›sie‹?«, mischte sich Ophelia plötzlich ein. »Und warum sollte ein Bingtown-Händler irgendjemanden in Bingtown fürchten außer einen anderen Händler? Bingtown ist unsere Stadt. Der Satrap Esclepius hat sie uns vor vielen Jahren überschrieben.«
    »Und Satrap Cosgo hat diese Tat immer weiter reduziert, seit er den Mantel der Rechtschaffenheit geerbt hat.« Kapitän Tenira schloss den Mund, als wollte er weitere bittere Worte vermeiden. Sanfter fuhr er fort: »Andere sind in Bingtown an die Macht gekommen. Zuerst haben wir wenig auf die Steuereintreiber geachtet. Selbst als sie einen Zollhafen forderten, in dem jedes Schiff anlegen musste, haben wir dem noch zugestimmt. Und als sie das Recht verlangt haben, die Fracht selbst zu inspizieren, statt einfach nur dem Wort des Kapitäns zu glauben, haben wir gelacht und zugestimmt. Es war unsere Stadt. Ihre Forderungen waren zwar beleidigend, aber in derselben Weise, wie ungezogene Kinder beleidigend sind. Wir haben nicht mit der Welle dieser sogenannten Neuen Händler gerechnet, die sich mit den Steuereintreibern des Satrapen verbündeten, weil sie an Macht gewinnen wollten. Und keiner von uns hat damit gerechnet, dass der Satrap Chalceds schmutzige Hand in Freundschaft akzeptieren würde. Ganz zu schweigen davon, dass er chalcedanischen Galeonen unter dem Deckmantel, Recht und Ordnung zu vertreten, Zugang zu unseren Gewässern gewährt.« Er schüttelte den Kopf. »Das sind die Dinge, über die ich heute Nacht nachgedacht habe, und deshalb habe ich auch beschlossen, lieber übervorsichtig zu sein.«
    »Das kommt mir sehr klug vor«, meinte Althea, aber Ophelia unterbrach sie:
    »Du hast gesagt, sie würden mich beschlagnahmen? Das werde ich nicht erlauben. Ich habe diesen chalcedanischen Schweinen nicht erlaubt, mich zu besteigen, und ich werde auch…«
    »Doch, das wirst du.« Kapitän Teniras ernste Stimme ließ sie verstummen. »Genauso wie Grag und ich es über uns ergehen lassen werden, dass sie uns verhaften, falls sie es versuchen. Ich habe es bis zur bitteren Neige durchdacht, meine Liebe. Es wird Zeit, dass Bingtown erwacht. Wir haben tief geschlummert und zugelassen, dass andere unseren Besitz stehlen. Vor ein paar Tagen haben chalcedanische Piraten uns angegriffen, die sich als Handlanger des Satrapen maskiert hatten. Und in etwa einem Tag könnten uns vielleicht Briganten und Kidnapper festhalten, die sich als rechtmäßige Steuerinspektoren maskieren. Wir lassen zu, dass sie uns verhaften. Nicht, weil wir akzeptierten, dass es ihr Recht wäre, und auch nicht, weil wir sie nicht zurückschlagen könnten, sondern nur, um dem Rest von Bingtown zu zeigen, welche Macht diese kleinen Emporkömmlinge bereits haben. Die Gefahr muss erkannt werden, solange man sie noch leicht zerschlagen kann. Deshalb bitte ich dich, es zuzulassen, wenn sie versuchen, dich zu beschlagnahmen, oder bewaffnete Wachen an Bord schicken. Sie können uns nicht lange festhalten, wenn Bingtown erst einmal erwacht ist. Ophelia soll ein Wahrzeichen für den Bingtowner Händlerstolz werden.«
    Ophelia genoss das Schweigen eine Weile. »Ich werde es wohl erlauben«, sagte sie schließlich. »Aber nur, weil du mich darum bittest.«
    »Gutes Mädchen«, lobte Tenira sie liebevoll. »Keine Angst. Grag und ich werden dafür sorgen, dass dir nichts geschieht.«
    »Und ich sorge dafür, dass dir nichts passiert«, erwiderte Ophelia.
    Der Kapitän lächelte schwach. »Das

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