Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
unheimlich gewesen, hatte sich Seeschlangen und Baumstämme eingebildet und wilde Warnungen ausgestoßen, sodass vermutlich keiner auf ihn achten würde. Sie würde nicht schreien. Artu sah sie mit seinen glänzenden Augen an. Ihr war klar, dass es ihm gefallen würde, wenn sie schrie. Sie wussten beide, dass er sie töten musste, wenn er mit ihr fertig war. Er würde es wie einen Unfall aussehen lassen, eine Ladung, die heruntergefallen war, oder so etwas Ähnliches. Lop würde sagen, was Artu ihm eintrichterte, aber Brashen würden sie nicht täuschen können. Vermutlich würde er sie beide umbringen, nur dass Althea dann nicht mehr da war, um ihm dabei zuzusehen.
Die Gedanken schossen ihr in weniger als einer Sekunde durch den Kopf. Sie war hier unten auf sich allein gestellt. Sie hatte Brashen geschworen, dass sie mit dieser Mannschaft fertig wurde. Und? Wurde sie tatsächlich mit ihr fertig?
»Lass los, Artu. Letzte Warnung«, sagte sie ruhig. Sie schaffte es, dass ihre Stimme nicht zitterte.
Er schlug sie mit dem Handrücken seiner freien Hand. Er war so schnell, dass sie den Schlag nicht einmal kommen sah. Ihr Kopf ruckte zurück, und sie war einen Moment wie betäubt. Lops aufgeregte Worte nahm sie genauso schwach wahr wie Artus gezischte Antwort. »Schlag sie nicht!« Und: »Na, genauso will sie es. Auf die raue Art.«
Er betatschte ihren Körper und zog ihr das Hemd aus der Hose. Ihr Ekel bei seiner Berührung verscheuchte ihre Benommenheit. Sie schlug mit aller Kraft auf ihn ein, aber er schien es gar nicht zu bemerken. Der Mann war so hart wie Holz. Artu lachte nur über ihre Versuche, und einen Augenblick überkam Althea Verzweiflung. Sie konnte ihm nicht wehtun. Sie wäre geflohen, aber er hielt sie in seinem Griff wie in einem Schraubstock, und die unordentlich herumstehende Ladung machte eine schnelle Flucht unmöglich. Er drückte sie gegen eine Kiste, ließ ihren Arm los und packte ihren Kragen. Er versuchte, ihr Hemd zu zerreißen, aber der grobe Baumwollstoff hielt. Mit ihrer freien Hand schlug sie ihm auf die Stelle unmittelbar unter seinen Rippen. Er schien zusammenzuzucken.
Diesmal sah sie den Schlag kommen. Schnell bog sie den Kopf zur Seite, und er traf statt ihrem Gesicht die Kiste hinter ihr. Sie hörte, wie unter der Wucht seines Schlags das Holz splitterte. Im nächsten Augenblick schrie er heiser auf. Hoffentlich hat er sich die Hand gebrochen!, dachte sie. Sie zielte auf seine Augen, aber er schnappte nach ihr und biss ihr so fest ins Handgelenk, dass Blut floss. Sie verloren das Gleichgewicht und stürzten zu Boden. Althea drehte sich verzweifelt herum, während sie versuchte, nicht unter ihm zu landen. Sie fielen auf die Seite zwischen Kisten und Kästen. Es war sehr eng. Sie holte aus und schlug Artu zweimal heftig in den Bauch.
Lop hockte über ihnen. Der Tölpel schlug sich vor lauter Aufregung selbst gegen die Brust. Sein Mund war offen, und er jammerte. Aber Althea hatte keine Zeit, darüber nachzudenken.
Sie erwischte Artus Haarschopf und hämmerte seinen Kopf gegen das Fass hinter ihm. Einen Moment lockerte sich sein Griff. Sie schlug noch einmal zu. Er rammte ihr das Knie in den Unterleib, dass ihr die Luft wegblieb. Dann rollte er sich auf sie und presste sie nach unten. Mit dem Knie versuchte er, ihre Beine auseinander zu drücken. Sie schrie vor Wut auf, aber sie konnte nicht mit ihren Armen ausholen, um einen vernünftigen Schlag zu landen. Sie versuchte, ihre Beine anzuziehen, um ihn zu treten, aber er hielt sie fest und lachte sie an. Sein fauliger Atem wehte ihr ins Gesicht.
Althea hatte schon gesehen, wie so etwas vor sich ging. Sie wusste, dass es wehtun würde. Sie legte den Kopf so weit in den Nacken, wie sie konnte, und versuchte, ihre Stirn gegen seine zu rammen. Aber sie verfehlte sie und stieß stattdessen ihre Stirn gegen seine Zähne. Die gruben sich in ihre Stirn, als sie in seinem Mund abbrachen. Er schrie vor Schmerz schrill auf und wich plötzlich von ihr zurück. Die Hände presste er gegen seinen blutenden Mund. Sie richtete sich ebenfalls auf und schlug so fest zu, wie sie konnte, ohne sich darum zu kümmern, wo ihre Schläge landeten. Sie hörte, wie ihre Knöchel knackten, und spürte einen stechenden Schmerz in der Hand. Trotzdem schlug sie weiter zu, während sie auf stand. Kaum war sie in dem engen Raum auf den Beinen, trat sie ihn mit voller Wucht. Sie hörte erst auf, als er auf der Seite lag, sich zusammenrollte und stöhnte.
Sie strich
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