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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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über all dem erhob sich der verblüffte und wütende Schrei des Schiffes. »Ich kenne dich!«, brüllte Paragon. »Ich kenne dich!« Amber schrie eine Frage, aber Althea verstand sie nicht. Sie hielt sich verzweifelt an dem Griff fest. Das Holz in ihren Händen wurde weich, aber es war die einzige Waffe, die sie hatte.
    Sie merkte erst, dass Brashen ihr zu Hilfe eilte, als er die Schlange mit einem Ruder schlug. Es war eine armselige Waffe gegen eine solche Kreatur, aber es war alles, was gerade greifbar gewesen war. Mit einem Ruck löste sich der Haken aus dem Nasenloch des Geschöpfs. Befreit von diesem Ärgernis schüttelte es den Kopf und überschüttete das Deck mit einer giftigen Gischt. Als es den Kopf erneut senkte, hob Althea den Haken wie einen Spieß und stach zu. Sie zielte auf das große Auge, verfehlte es jedoch, als die Kreatur sich Brashen zuwandte. Stattdessen traf die Spitze des Bootshakens eine farbige Stelle direkt hinter dem Kiefergelenk. Zu Altheas Überraschung drang der Haken tief in das Fleisch ein, als habe sie eine reife Melone getroffen. Mit aller Kraft rammte sie ihn so tief hinein, wie es ging. Der Haken versank in dem Fleisch der Kreatur. Mit einem Ruck hakte sie ihn fest ein.
    Die Schlange riss voller Schmerz den Kopf zurück. »Zurück!«, schrie sie Brashen überflüssigerweise zu. Er hatte sich bereits geduckt und rollte sich zur Seite. Sie zog noch ein letztes Mal an dem Haken. Das Fleisch riss, und qualmendes Gift lief über den Hals der Seeschlange. Sie trompetete schrill und blies Gift und Blut aus ihrem weit geöffneten Maul. Dann schüttelte sie heftig den Kopf und riss Althea den Haken aus den gefühllosen Händen. Sie stürzte zu Boden und starrte hilflos auf die wütende Kreatur. Der größte Teil des Giftes landete im Meerwasser, aber einiges davon spritzte auch gegen das Deck und die Seite des Paragon . Das Schiff stieß einen unartikulierten Schrei aus, und sein ganzer Körper erzitterte. Als die Seeschlange in den Fluten versank, schrie Brashen bereits nach Eimern, Seewasser und Bürsten. »Schrubbt es vom Deck! Sofort!«, schrie er, während er noch auf Händen und Knien kauerte. Sein Gesicht war von dem Gift der Schlange rot angelaufen. Er schwankte vor und zurück, als wollte er aufstehen, schaffte es aber nicht. Althea hatte Angst, dass er vielleicht erblindet war.
    Dann ertönte ein Schrei vom Bug, der Althea das Blut in den Adern gefrieren ließ. »Ich kannte dich!«, brüllte Paragon. »Und du kanntest mich. Durch deine Gifte erkenne ich mich selbst!« Sein wildes Gelächter wurde vom Wind noch verstärkt. »Blut ist Erinnerung!«
    Wie sehr kann sich die Welt in einer einzigen Nacht verändern?, fragte sich Ronica Vestrit.
    Wenn man sich auf einen Stuhl in Altheas altes Schlafzimmer stellte und aus dem Fenster blickte, sah man über den Baumwipfeln einen Teil von Bingtown und des Hafens. Heute konnte sie jedoch nur Rauch sehen, so sehr sie sich auch bemühte. Bingtown brannte.
    Sie kletterte mühsam von dem Stuhl und nahm die Laken von Altheas Bett. Sie würden daraus Bündel machen, die sie auf ihrer Flucht tragen konnten.
    Sie erinnerte sich nur zu gut an den langen Heimweg in der Dunkelheit. Malta war wie ein verkrüppeltes Kalb zwischen ihnen getaumelt. Nach einer Weile war Selden aus seiner Benommenheit erwacht und hatte angefangen zu weinen. Er jammerte endlos und wollte getragen werden, was er schon seit Jahren nicht mehr gefordert hatte. Keiner von ihnen war jedoch dazu in der Lage. Ronica hatte ihn fest an die Hand genommen und ihn hinter sich hergezogen. Mit dem anderen Arm umschlang sie Maltas Taille. Keffria hatte Maltas Oberarm gepackt, während sie ihre eigene verletzte Hand fest an den Oberkörper drückte. Der Marsch war ihnen endlos vorgekommen. Zweimal waren Reiter an ihnen vorbeigaloppiert, aber trotz ihrer verzweifelten Hilfeschreie waren die Männer einfach weitergeritten.
    Der Morgen dämmerte erst spät an diesem Tag, weil der Rauch in der Luft die Nacht zu verlängern schien. Die Dunkelheit war gnädiger gewesen. Das Tageslicht enthüllte ihre mitgenommene Kleidung und ihre zerschrammte Haut. Keffria war barfuß, weil sie ihre Schuhe in dem Wrack der Kutsche verloren hatte. Malta trottete in den ramponierten Überresten ihrer Slipper hinterher, die niemals für einen Fußmarsch gedacht gewesen waren. Seldens Hemd hing zerfetzt von seinem nackten Rücken herunter. Er sah aus, als wäre er von einem Pferd hinterhergeschleift worden. Malta

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