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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Euch geführt hat. Alles, so sagt er, was ihm widerfahren ist, seit er sein Kloster verlassen hat, hat ihn nur zu Euch geführt. Er glaubt, dass Sa ihn zum Sklaven hat werden lassen, damit er besser versteht, warum Ihr die Sklaverei so hasst. Dabei hat er sich so lange gegen diese Vorstellung gewehrt. Er sagt, er habe es abgelehnt, weil er eifersüchtig darauf war, wie schnell sein Schiff sich Euch zugewandt hat. Diese Eifersucht blendete ihn und hat ihn nach Fehlern in Euch suchen lassen. Aber während der letzten Wochen hat er eingesehen, dass es Sas Wille für seinen Lebensweg war. Er glaubt jetzt, dass es ihm bestimmt ist, Euch zur Seite zu stehen, sich für Euch einzusetzen und für Euch zu kämpfen. Aber Letzteres fürchtet er. Es scheint ihn fast zu zerreißen.«
    »Der arme Junge.« Es fiel ihm schwer, mitfühlend zu klingen, wo er doch gleichzeitig von Triumph erfüllt war. Er gab sich Mühe. Was sie ihm sagte, war beinahe so gut, als hätte sie mit dem Jungen geschlafen.
    Etta legte ihre Hände auf seine Schultern und massierte ihn sanft. Ihre kühlen Finger fühlten sich angenehm an. »Ich habe versucht, ihn zu trösten. Ich habe ihm gesagt, dass es Zufall war, nicht Schicksal, was ihn hierher geführt hat. Wisst Ihr, was er darauf geantwortet hat?«
    »Dass es keinen Zufall gibt, sondern nur Schicksal.«
    Sie hielt inne. »Woher wisst Ihr das?«
    »Es ist einer der Eckpfeiler von Sas Lehre. Schicksal ist nicht nur wenigen Auserwählten vorbehalten. Jeder Mensch hat eine Bestimmung. Sie zu erkennen und zu erfüllen ist der Sinn des Lebens jedes Menschen.«
    »Mir kommt das wie eine sehr anstrengende Lehre vor.«
    Kennit schüttelte den Kopf. »Wenn ein Mensch das glauben kann, weiß er, dass er genauso wichtig ist wie jeder andere Mensch. Und er weiß auch, dass er nicht wichtiger ist. Diese Lehre schafft eine ungeheure Gleichheit des Lebenssinns.«
    »Aber was ist mit dem Mann, den er heute getötet hat?«, wollte Etta wissen.
    »Das ist Wintrows Bürde, oder nicht?«, erwiderte Kennit mit einem verächtlichen Unterton. »Er muss akzeptieren, dass es jemandem bestimmt ist, durch seine Hand zu sterben, und dass ihm bestimmt war, die Klinge zu führen. Bald wird Wintrow einsehen, dass nicht er den Mann abgeschlachtet hat. Sa hat sie zusammengebracht, damit sich ihrer beider Schicksal erfüllt.«
    Etta zögerte. »Dann glaubt Ihr also auch an Sa und seine Lehre?«
    »Wenn sie sich mit meiner Bestimmung deckt, schon«, antwortete Kennit leichthin. Dann lachte er. Plötzlich hatte er unerklärlicherweise ausgezeichnete Laune. »Das werden wir für den Jungen tun. Wir werden den Neuaufbau von Divvytown beginnen, und dann nehmen wir Wintrow mit nach Anderland. Er soll über den Strand gehen und sich von den Anderen sein Schicksal aus seinen Funden deuten lassen.« Er grinste in der Dunkelheit. »Und dann sage ich ihm, was es bedeutet.«
    Nach diesen Worten rollte er sich in ihre ausgestreckten Arme.
    Mindestens ein Fass gepökeltes Schweinefleisch war schlecht geworden. Die Fässer mit dem fettigen Fleisch hätten eigentlich fest geschlossen sein sollen. Der Geruch bedeutete, dass ein Fass zerbrochen war, entweder bei der Verladung oder durch andere Fracht, die dagegengestoßen war. Das auslaufende Salzwasser und das verfaulende Fleisch stanken nicht nur, sondern sie würden auch die Nahrungsmittel verpesten, mit denen sie in Berührung kamen. Der Gestank drang aus einem der vorderen, sehr niedrigen Lagerräume. Er war voller Lebensmittel, die in Fässchen, Kisten und Tonnen verpackt waren. Man musste die Ladung verschieben, das in Frage kommende Fass bergen und alles, was mit der Brühe in Berührung gekommen war, säubern oder ebenfalls wegwerfen. Brashen hatte den Gestank bei einem seiner Rundgänge durch das Schiff entdeckt. Er hatte Lavoy die Aufgabe übertragen, ihn zu beseitigen. Lavoy wiederum hatte Althea damit beauftragt. Die hatte zu Beginn ihrer Wache zwei Männer darauf angesetzt. Jetzt graute der Morgen, und Althea ging hinunter, um zu sehen, wie weit die beiden gekommen waren.
    Der Anblick, der sich ihr bot, machte sie wütend. Nicht einmal die Hälfte der Ladung war überhaupt bewegt worden. Der Geruch war noch genauso stark wie vorher, und es gab keinerlei Anzeichen, dass die Männer das Fass entdeckt oder sauber gemacht hatten. Die Haken, mit denen sie die Fässer und Kisten hätten beiseite schaffen sollen, steckten in einem Balken an der Decke. Lop saß auf einer Kiste und beugte sich über

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