Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
Hals traten in seiner Wut noch deutlicher hervor. Schließlich versuchte es, seinen Kopf zurückzuziehen, aber das gelang ihm auch nicht. Die Seeschlange steckte fest.
Wintrow sank der Mut, als er erkannte, dass er ebenfalls festsaß. Er konnte sie nicht einfach so im Stich lassen. Ihre Kiemen arbeiteten heftig, genau wie ihr mächtiger Kiefer. Wintrow wusste nicht, wie lange sie es ohne Wasser aushalten konnte. Das Schlagen ihres Schwanzes hatte bereits etwas Verzweifeltes. Wenn er nur noch eine Stange lockerte, konnte sie vielleicht wieder in das Becken zurückgleiten. Sie wäre zwar nicht frei, aber wenigstens auch nicht tot.
Und wenn er sich beeilte, blieb er vielleicht ebenfalls am Leben.
Er näherte sich ihr vorsichtig und überlegte, wie er am besten weiterarbeiten sollte. Ihr Ausbruchsversuch hatte tatsächlich einen Block gelockert. Und gleichzeitig mit einer Schleimschicht überzogen. Das würde es nicht gerade einfacher machen, ihn hochzuheben. Er nahm eine der Stangen, die er herausgebrochen hatte. Sie war zwar ziemlich lang, aber wenigstens brauchte er so die Schlange nicht zu berühren. Jedes eingeschlossene Tier würde um sich beißen, und wenn ein so großes ihn erwischte, würde nicht mehr viel von ihm übrig bleiben.
Er schob die freie Stange zwischen zwei andere und benutzte sie als Hebel. Unglücklicherweise drückte er so die Stange noch fester gegen die Kreatur. Sie brüllte auf, griff ihn überraschenderweise jedoch nicht an. Der Stein, der die Stange am Sockel sicherte, rieb sich knirschend an seinem Nachbarn. Wintrow setzte sofort die Stange in den Spalt zwischen den beiden Steinen. Schließlich funktionierte es, und der Stein rutschte etwas zur Seite. Jetzt noch die Stange.
»Tu mir nicht weh!«, bat er die Kreatur, während er sich ihr näherte. Wundersamerweise schien sie seine Absichten zu verstehen, vielleicht sogar seine Worte. Sie hielt still, und ihre Kiemen bewegten sich heftig. Vielleicht brach sie aber auch geschwächt zusammen und starb. Doch er wollte weder daran denken noch an die Zeit, die verstrich. Er packte die Stange und hob sie an.
Wintrow schrie.
Seine Hände brannten und schienen an dem schleimbedeckten Metall festzufrieren. Aber die physischen Qualen waren nichts im Vergleich zu den Qualen, die ihm das Wissen bereitete. Er begriff ihren Schmerz, und ihm blieb die Luft weg, als er die Qualen erkannte, die es einer intelligenten Kreatur bereitete, seit einer Zeit eingesperrt zu sein, die seine Vorstellungskraft bei weitem überstieg. Er atmete mit ihr die glühendheiße Luft. Ihre Haut riss und brannte in der Trockenheit, und gleichzeitig war ihm entsetzlich klar, dass es sehr bald zu spät sein würde. Sie musste jetzt entfliehen, oder es war zu spät für sie alle.
Wintrow zuckte vor der Stange zurück. Die Stärke seiner Körperreaktion auf den Schmerz warf ihn zu Boden. Er blieb keuchend liegen. Durch nichts war er auf einen derartigen Überfall von Wissen vorbereitet. Selbst das Band, das ihn mit dem Lebensschiff verband, war eine armselige und empfindungslose Brücke im Vergleich zu dieser mächtigen Verbindung. Einen Moment hatte er nicht einmal zwischen sich und dem Tier unterscheiden können.
Nein. Es war kein Tier, es sei denn, er würde sich selbst ebenfalls als ein Tier betrachten. Diese Kreatur war nichts Geringeres als er. Und als er genauer über das nachdachte, was er erfahren hatte, fragte er sich, ob sie nicht vielleicht sogar viel mehr war.
Einen Moment später war er wieder auf den Füßen. Er riss sich das Hemd vom Leib, wickelte es sich um die Hände und näherte sich der Stange. Diesmal erkannte er die Intelligenz in den großen, goldenen Augen, die allmählich verblasste. Er packte die Stange und hob sie an. Es war schwierig, denn der Schleim auf der Stange machte sie überaus glitschig. Er musste zweimal ansetzen, bevor er sie von ihrem tiefen Bett im Stein anheben konnte. Als er ihren Rand aus dem Stein gehoben hatte, warf sich die Seeschlange dagegen. Ihr massiger Körper schob sie beiseite, als wäre sie ein dünner Zweig. Wintrow stürzte zur Seite. Dabei wurde er nicht nur von ihr einfach weggedrängt, sondern auch mit dem Schleim überzogen, der ihre schuppige Haut bedeckte. Wo er seine Haut berührte, brannte er wie Feuer. Er schrie auf, als er sah, wie ihm seine dicke Baumwollhose wie Asche vom Körper fiel. Er wusste, was sie vorhatte. Und es entsetzte ihn.
»Da unten ist kein Wasser!« Er schrie und dachte es, so deutlich er
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