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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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festzuhalten, während er weiterhumpelte.
    Plötzlich blieb er stehen und drehte sich grinsend zu ihr um. »Da. Jetzt wissen wir es. Und wir werden dem Anderen zuvorkommen.«
    Etta warf einen furchtsamen Blick über die Schulter. Die Kreatur kroch über den Sand, doch sie schien nur langsam vom Fleck zu kommen. Erneut überwältigte sie eine Woge der Angst, als sie den Geruch des Wesens wahrnahm. Sie konnte nicht aufhören zu zittern.
    »Du brauchst keine Angst zu haben!«, ermahnte Kennit sie vergeblich. »Sich nur, wie es den Strand entlanghastet, jetzt, wo es glaubt, dass wir weggehen. Was auch immer es schützen will, es ist dort. Komm. Hilf mir. Wir müssen so schnell gehen, wie wir können.«
    Sie schloss die Augen vor Entsetzen. »Kennit, bitte. Es wird uns töten!«
    »Etta!« Er packte ihren Oberarm und schüttelte sie. »Tu, was ich dir sage! Ich werde dich beschützen! Und jetzt komm!«
    Er schob sich die Krücke erneut unter den Arm und ging den Strand entlang. Er bewegte sich wie eine langbeinige Kreatur, rannte beinahe. Steine und Sand gaben unter ihm nach, aber Kennit stolperte nicht. Hinter ihnen hörten sie den wütenden Schrei des Anderen. Als weitere Schreie ertönten, sah sich Etta furchtsam um. Es tauchten noch mehr Andere auf. Sie schienen direkt aus der Erde zu kommen oder aus dem Sand zu entstehen. Sie lief in Windeseile hinter Kennit her. Einmal stolperte sie und schürfte sich die Hände an den Felsen und dem Sand auf. Hastig rappelte sie sich wieder auf. Ihre Handflächen brannten, und ihre Stiefel waren voller Steinchen. Sie rannte weiter.
    Als sie Kennit erreichte, ertönte der zweite Schrei. Kennit wurde blass. »Das ist Wintrow!«, stieß er hervor. »Ich weiß es! Wintrow! Wir kommen, Junge! Wir sind schon unterwegs!« Es war kaum zu glauben, aber er wurde noch schneller. Sie musste an seiner Seite laufen. Die Anderen krochen hinter ihnen her und hüpften ungelenk wie Walrosse. Einige trugen kurze, dreizackige Speere.
    Ettas Mund war trocken, und ihr Herz schlug heftig, als sie das Ende des Strandes erreichten. Hier konnte man nichts sehen außer dem felsigen Festland, das sich vor ihnen erstreckte. Kennit sah sich suchend nach einer Art Weg oder einem Zeichen um. Dann warf er den Kopf in den Nacken und holte tief Luft. »Wintrow! «, brüllte er.
    Niemand antwortete. Kennit warf der herankriechenden Welle von Anderen einen kurzen Blick zu. Der Wind hatte aufgefrischt, und die ersten warmen Regentropfen fielen. »Kennit!«, keuchte sie verzweifelt. »Die Flut kommt. Das Boot erwartet uns. Vielleicht ist Wintrow zum Boot gelaufen.«
    Sie hörten einen Schmerzensschrei.
    Etta blieb wie angewurzelt stehen, aber Kennit zögerte keine Sekunde. Der Pirat watete hinaus ins Wasser, mit Krücke und Holzbein. Etta war sich nicht einmal sicher, ob der Schrei überhaupt aus dieser Richtung gekommen war. Trotzdem folgte sie dem Piraten. Jetzt gesellte sich noch Salzwasser zu dem Sand und den Steinen in ihren Stiefeln. Sie sah sich furchtsam um. Die Anderen kamen immer näher. Ihr Anblick hätte sie vor Furcht beinahe gelähmt. Dann traf sie plötzlich der heulende Wind, der Regen. Die Sonne verschwand schlagartig. Der Himmel war grau und bewölkt, als sie durch die Wellen hinter Kennit herstiefelte. Sie hielt sich an seinem Ärmel fest, damit er sie führte, aber auch, um ihm gegen die Wellen zu helfen.
    »Wohin gehen wir?«, schrie sie ihn durch die Sommerbö an.
    »Weiß ich nicht. Um das Festland herum!« Der Regen durchnässte sein Haar und presste es an seinen Kopf. Von seinem langen Schnurrbart tropfte der Regen. Er schwankte unter jeder Welle, die an ihnen vorbeidonnerte.
    »Warum?«
    Er antwortete nicht, sondern stürmte einfach weiter, und sie ging mit ihm, an seinen Ärmel geklammert. Der Regen vertrieb allmählich die Wärme des Sommertags, und das Wasser war kalt. Sie versuchte nicht über das nachzudenken, was sie taten, und sich auch nicht um das Boot auf der anderen Seite der Insel zu sorgen. Sie würden sie nicht hier allein lassen. Das würden sie nicht wagen.
    Kennit schrie auf und streckte den Arm aus. »Da! Da ist er!«
    Auf der anderen Seite der Landzunge erstreckte sich ein steiniger Strand, hinter dem schwarze Schieferkliffe aufragten. Wintrows Körper hob und senkte sich bei jeder Welle, die ihn erfasste. Neben ihm lag ein ungeheures, grüngelbes Ding. Nach seinen Bewegungen in dem schwappenden Wasser zu schließen, war es am Leben. Plötzlich hob es seinen gewaltigen Kopf,

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