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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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den Luxus einer Hose gewöhnt. Doch da der Paragon jetzt an der Lebensschiff-Pier vertäut war, musste sie sich wieder anpassen. Allerdings wurde dieser Kompromiss niemandem wirklich gerecht. Ihr Arbeitsrock aus grober Baumwolle versetzte Keffria schon in helle Aufregung und war dennoch für Althea viel zu einengend. Sie sehnte sich danach, wieder auf See zu sein, wo sie sich genauso anziehen würde, wie es ihr gefiel, das hatte sie sich geschworen.
    »Althea!«, begrüßte Kendry sie dröhnend. Sie blieb stehen und drehte sich lächelnd zu dem Lebensschiff um.
    »Guten Morgen!« Sie winkte ihm zu. Es war noch früh, und er lag noch hoch im Wasser, aber bis Sonnenuntergang würde er bis zum Rand mit Ladung voll gestopft sein, die er den Fluss hinaufbringen sollte. Während sie sich unterhielten, wurden Kisten mit Melonen an Deck gekarrt. Am Regenwildfluss gab es nur wenig fruchtbare Erde. Die meisten Lebensmittel mussten hingebracht werden. Kendry unternahm diese Fahrt regelmäßig. Seine Besitzer handelten nur selten mit etwas anderem als Nahrungsmitteln und Regenwildgütern.
    »Ich wünsche dir ebenfalls einen guten Morgen, junge Dame!« Die Galionsfigur stemmte die Fäuste auf die Seiten des Schiffes, als wären es seine Hüften, und sah sie mit gespielter Missbilligung an. »Du siehst aus wie eine Putzmagd. Fast hätte ich dich nicht erkannt.«
    Sie grinste über seinen gutmütigen Spott. »Nun, du weißt ja selbst, dass es mehr als eine Putzmagd braucht, um ein Lebensschiff sauber zu halten. Ich werde von Kopf bis Fuß voller Dreck sein, bevor der Tag zu Ende ist. Mal sehen, ob du mich dann leichter erkennst.«
    Die Galionsfigur des Kendry war ein gut aussehender junger Mann. Mit seinem liebenswürdigen Lächeln und seinen großen blauen Augen war er der Liebling aller auf den Docks. Althea hatte sich längst an seinen lässigen Umgangston ihr gegenüber gewöhnt. »Du wirst dich selbst ordentlich schrubben müssen, um den Dreck vor dem Sommerball herunterzubekommen«, meinte er ironisch.
    Seine Worte ernüchterten sie. Nach endlosen Streitereien mit ihrer Mutter und ihrer Schwester hatte sie schließlich ihren Willen durchgesetzt. »Ich gehe nicht auf den Sommerball, Kendry. Wir wollen vorher auslaufen. Außerdem: Selbst wenn ich hinginge, wer würde schon mit einer Scheuermagd tanzen?« Sie versuchte, ihren Worten mit einem Lächeln den Ernst zu nehmen.
    Kendry sah sich um und zwinkerte ihr dann zu. »Ich kenne einen Seemann, der dieser Vorstellung keineswegs abgeneigt wäre.« Er senkte die Stimme. »Und ich würde liebend gern eine Nachricht mit nach Trehaug nehmen, wenn du eine schicken willst.«
    Aha. Grag Tenira versteckte sich also immer noch in der Regenwildnisstadt. Sie wollte schon den Kopf schütteln, überlegte es sich dann aber anders. »Ich würde eine Nachricht schicken, wenn es dir nichts ausmacht, sie zu überbringen.«
    »Einem Freund tue ich gern einen Gefallen.« Er deutete mit einem Kopfnicken zum Ende der Pier. »Wie geht es unserem anderen Freund heute?«, fragte er vertraulicher.
    Althea unterdrückte einen Anflug von Ärger. »So gut, wie zu erwarten war. Er hat seine Schwierigkeiten. Schließlich war er lange allein und ist vernachlässigt worden, wie du weißt. Und wir haben ihm in ziemlich kurzer Zeit eine Menge zugemutet. Eine neue Takelung, eine ungewohnte Mannschaft und darüber hinaus kein einziges Familienmitglied an Bord.«
    Kendry zuckte mit seinen nackten, breiten Schultern. »Wenn er nicht so viele umgebracht hätte, würden vielleicht noch ein paar Ludlucks herumlaufen.« Er lachte, als Althea ihn finster ansah. »Ich sage nur, wie ich das sehe, Mädchen. Du brauchst mich gar nicht so böse anzustarren. So ziemlich jedes Schiff im Hafen glaubt, dass er sich seine Schwierigkeiten zum größten Teil selbst zuzuschreiben hat. Was nicht bedeutet, dass wir ihm nicht alles Gute wünschen. Ich könnte mir nichts Besseres vorstellen, als dass er sich zusammenreißt und seinen guten Ruf wieder herstellt. Aber.«, ermahnte er sie mit einem erhobenen Zeigefinger. »Ich glaube, er ist es nicht wert, dass eine junge Dame ein so großes Risiko eingeht. Wenn ihr an eurem Abreisetag kein gutes Gefühl habt, solltest du auf keinen Fall mit ihm in See stechen.« Er lehnte sich gegen den Schiffsrumpf wie ein Junge, der sich an eine sonnige Wand lümmelt. »Vielleicht möchtest du ja lieber mit mir eine Reise den Fluss hinauf machen? Ich könnte meinen Kapitän bestimmt überreden, dich

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