Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
umsonst mitkommen zu lassen.«
»Darauf könnte ich wetten, und ich danke dir für das Angebot. Aber wenn der Paragon in See sticht, werde ich an Bord sein. Immerhin suchen wir das Lebensschiff meiner Familie. Außerdem glaube ich, dass er seine Sache gut machen wird.« Sie blickte zur Sonne hinauf. »Ich muss mich beeilen, Kendry. Pass auf dich auf.«
»Nun, Kleine, pass du lieber gut auf dich auf. Und vergiss nicht, was du gesagt hast. Warte nicht zu lange mit der Nachricht. Ich will noch vor morgen Mittag ablegen.«
Althea drehte sich um und winkte fröhlich, während sie wegging. Sie redete sich ein, dass sie es gut meinten, all die Leute, die ihr Erfolg wünschten und sie im gleichen Atemzug vor dem Paragon warnten. Und sogar vor Brashen Trell. Manchmal musste sie sich anstrengen, um das nicht zu vergessen.
Die Arbeiten waren besser vorangeschritten, als alle erwartet hatten. Ihr kleines Budget war unter Ambers geheimnisvollem Einfluss angewachsen. Kein geringerer Künstler als Nole Flate hatte ihnen freiwillig seine Dienste angeboten und die Segel für die neue Takelage geliefert. Althea konnte sich nicht vorstellen, was Amber über Nole wusste, doch was es auch war, es hatte den knurrigen alten Mann dazu gebracht, plötzlich sehr großzügig mit seiner Zeit umzugehen. Zweifellos handelte es sich um irgendein widerliches kleines Geheimnis. Am Tag zuvor waren zwanzig Fässer mit Schiffszwieback angekommen. Ein Gönner hatte sie ihnen gespendet, aber er wollte anonym bleiben. Althea vermutete, dass Amber auch hier ihre Hände im Spiel hatte.
Am nützlichsten jedoch hatten sich Ambers SklavenRekruten erwiesen, die Nacht für Nacht lautlos auftauchten, nachdem Brashen die reguläre Arbeitsmannschaft weggeschickt hatte. Sie schlüpften an Bord des Paragon und schufteten bis zur Morgendämmerung. Dann verschwanden sie genauso schnell, wie sie gekommen waren. Sie redeten wenig und arbeiteten hart. Ihre Gesichter waren ausnahmslos tätowiert. Althea mochte nicht daran denken, was die Sklaven riskierten, wenn sie jede Nacht ihren Herren davonliefen. Sie vermutete, dass der größte Teil dieser »Nachtschicht« unter Deck hocken würde, wenn sie in See stachen. Sie würden die angeheuerte Mannschaft als Kämpfer und Seeleute ergänzen. Wie das bewerkstelligt worden war, wollte Althea lieber gar nicht wissen. Brashen hatte an einem Nachmittag versucht, sie darüber in Kenntnis zu setzen. Aber sie hatte sich einfach die Ohren zugehalten. »Ein Geheimnis wird am besten von einem allein gehütet«, erinnerte sie ihn.
Ihre Antwort freute ihn offensichtlich.
Bei dem Gedanken musste sie lächeln und schüttelte den Kopf. Warum kümmerte es sie, ob er mit ihr zufrieden war oder nicht? Mit seiner letzten Entscheidung hatte er sich nicht gerade bemüht, es ihr recht zu machen. Eigentlich hätte es zu einem heftigen Streit kommen müssen, aber Brashen hatte einfach auf seinem Privileg als Kapitän bestanden.
Wenigstens hatte er sie in die Kapitänskajüte gerufen, bevor er ihr die Neuigkeit übermittelte. So sah wenigstens niemand ihre wütende Miene, aber durch die fehlenden Scheiben konnte jeder, der vorbeiging, ihre lauten Stimmen hören. Brashen saß gelassen an seinem frisch renovierten Kartentisch und studierte eine Hand voll Leinwandfetzen, die er aus einem Beutel gekramt hatte.
»Ich habe getan, was mir zusteht. Ich habe meinen eigenen Ersten Maat angeheuert.« Er neigte den Kopf zur Seite und sah sie an, was sie beinahe zur Weißglut trieb. »Hättest du das an meiner Stelle nicht auch getan?«
»Doch!«, zischte sie. »Aber ich hätte dich angeheuert, verdammt noch mal! Ich dachte, das wäre Teil unserer Abmachung.«
»Nein«, erwiderte er nachdenklich und legte ein Stück Leinwand auf den Tisch, schob es konzentriert herum und schien dann zu dem Entschluss zu kommen, dass es auf dem Kopf stand. »Wir hatten diesbezüglich keine Vereinbarung. Außer der, dass du mit mir. mit dem Paragon segelst, wenn er ablegt. Eine andere Vereinbarung haben wir niemals getroffen. Wie du dich sicher erinnerst, habe ich vor einiger Zeit vorgeschlagen, dass du nicht zusammen mit den Männern arbeiten sollst. Wegen der Art Männer, die ich anheuern muss.«
Sie knurrte mürrisch. Einige verdienten die Bezeichnung Mann kaum. Doch als sie Luft holte, um etwas zu sagen, hob er die Hand.
»Auf jedem anderen Schiff und bei jeder anderen Mannschaft wärst du meine Wahl als Erster, das weißt du genau. Aber diese Mannschaft braucht eine
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