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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Befriedigung in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
    »Es ist wirklich entzückend«, betonte Rache gefühlvoll. »Aber dreht Euch doch noch einmal für uns um. Ein bisschen schneller, damit sich die Röcke durch die Bewegung anheben. Der Saum muss vollkommen gerade sein, bevor wir ihn endgültig festnähen.«
    Malta hob vorsichtig die Arme, um sich nicht an den Nadeln zu stechen, und drehte sich auf ihren Strümpfen herum. Überall auf dem Boden lagen noch Stoffreste. Ältere Kleider waren ihrer Spitze verlustig gegangen, und die hellen Einsatzstücke, die in die prächtigen Ärmel des Kleides eingesetzt worden waren, hatten einmal zu anderen Gewändern gehört.
    »Ah! Wie eine Lilie, die auf dem Wasser schwimmt, wenn eine Sommerbrise es kräuselt! Ihr könntet nicht schöner sein!« Raches Stimme klang triumphierend.
    »Außer wenn sie mal lächeln würde«, bemerkte Selden ruhig. Er saß in einer Ecke auf dem Boden, mitten in seinen Zählsteinen. Malta hatte ihn beobachtet. Er baute damit Burgen, statt sie für seine Aufgaben zu benutzen. Aber sie war zu mutlos, um ihre Mutter auf seine Faulheit aufmerksam zu machen.
    »Dein kleiner Bruder hat Recht, Malta. Auch dieses schöne Kleid kann dein Gesicht nicht so zum Strahlen bringen wie ein Lächeln. Was ist denn los? Wünschst du dir immer noch, dass wir eine Modeschneiderin für das Kleid beauftragt hätten?«
    Natürlich tat sie das! Wie konnte ihre Mutter eine solche Frage stellen? Schon seit Jahren malten Delo und sie sich ihren ersten Sommerball als junge Damen aus. Sie hatten Bilder ihrer prachtvollen Gewänder gemalt, den Spitzenbesatz und die Näh te besprochen und über die passenden Schuhe spekuliert. Niemals wieder würden die Augen von Bingtown so aufmerksam auf ihr ruhen. Und alle würden ihr hausgemachtes Kleid mit den aufgefrischten Slippern sehen. In jedem wachen Moment in diesem Sommer hatte Malta auf ein Wunder gehofft. Doch es war sinnlos, auch nur anzudeuten, wie sie sich fühlte. Sie wollte nicht, dass ihre Mutter weinte oder ihre Großmutter ihr riet, stolz auf das Opfer zu sein, das sie brachte. Das hier war das Beste, was die Familie für sie aufbringen konnte. Welchen Sinn hatte es, von ihrer Enttäuschung zu reden?
    »Im Moment fällt es mir etwas schwer zu lächeln, Mutter.« Sie holte tief Luft. »Ich hatte immer geglaubt, dass ich am Arm meines Vaters auf den Sommerball geführt werden würde.«
    »Das habe ich auch«, antwortete Keffria Vestrit ruhig. »Es bricht mir beinahe das Herz, dass du das nicht erleben kannst, Malta. Ich erinnere mich immer noch an meinen ersten Sommerball in dem Kleid einer erwachsenen Frau. Als sie mich ankündigten, war ich so nervös, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Dann hat Papa meine Hand genommen und sie auf seinen Arm gelegt. Und wir sind zusammen hineingegangen. Er war so stolz auf mich.« Ihre Stimme klang plötzlich erstickt, und sie blinzelte mehrmals. »Wo auch immer dein Vater ist, Liebes, ich bin sicher, dass er genauso innig an dich denkt wie du an ihn.«
    »Manchmal kommt es mir so falsch vor, mir die Sommerpartys nach dem großen Ball auszumalen und mir Gedanken über Fächer und Kopfschmuck zu machen, während er auf den Piraten-Inseln gefangen gehalten wird.« Malta dachte einen Augenblick nach. »Vielleicht sollten wir es noch ein Jahr aufschieben. Vielleicht ist er dann zu Hause.«
    »Dafür ist es jetzt ein bisschen spät«, erklärte Großmutter von ihrem Stuhl aus. Sie saß im Licht eines Fensters und versuchte, einen Fächer aus Stoffresten zu fertigen. »Früher wusste ich, wie das ging«, murmelte sie gereizt. »Meine Finger sind einfach nicht mehr so geschickt wie damals.«
    »Ich fürchte, deine Großmutter hat Recht, Liebes.« Ihre Mutter zupfte an der Spitze von Maltas Ärmel. »Alle erwarten, dass wir dich präsentieren. Eine Absage würde unsere Beziehung zur Khuprus-Familie noch schwieriger gestalten.«
    »Ich glaube sowieso, dass ich Reyn nicht mehr sonderlich mag. Wenn er wirklich an mir interessiert wäre, dann hätte er mich bestimmt schon längst besucht.« Sie drehte den Kopf, um ihre Mutter anzusehen, als Rache ihr gerade den Kopfschmuck aufsetzen wollte. »Hast du denn nichts mehr von seiner Mutter gehört?« Rache packte Maltas Kinn, drehte ihren Kopf nach vorn und befestigte den Kopfschmuck mit Nadeln in ihrem Haar.
    Keffria betrachtete die Haube skeptisch. »Sie ist zu groß. Ihr Gesicht verschwindet fast darunter. Wir müssen sie feiner machen.

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