Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Nimm sie wieder ab, wir versuchen es noch mal. Was sollte sie uns schon schreiben?«, fuhr sie an Malta gewandt fort, während Rache die Nadeln herauszog und Malta die Haube abnahm. »Sie weiß um unsere Notlage. Und sie beten für uns, dass unser Vater sicher zu uns zurückkehrt. Reyn freut sich auf den Sommerball.« Keffria seufzte und fuhr fort: »Außerdem hat sie angedeutet, sehr vorsichtig angedeutet, dass wir zwei Wochen nach dem Ball über die Bezahlung unserer Schuld reden könnten.«
    »Übersetzt heißt das: Sie will sehen, wie Malta und Reyn auf dem Ball miteinander auskommen«, warf Großmutter säuerlich ein. Sie starrte mit zusammengekniffenen Augen auf die wundervolle Handarbeit auf ihrem Schoß. »Sie müssen die Etikette genauso wahren wie wir, Malta. Wenn Reyn dich zu häufig besucht, bevor du präsentiert worden bist, könnte das als unziemliche Hast angesehen werden. Außerdem ist es eine sehr aufwendige Reise von der Regenwildnis nach Bingtown, die man nicht mal eben so unternimmt.«
    Malta seufzte leise. Das hatte sie sich auch gesagt, mehr als einmal. Aber ihr schien es wahrscheinlicher, dass Reyn fand, es lohnte einfach die Mühe nicht, ihr den Hof zu machen. Möglicherweise hatte ja der Drache etwas damit zu tun. Sie hatte seit dem ersten Mal oft von ihm geträumt, und diese Träume waren beunruhigend oder gar furchteinflößend. Manchmal sprach die Drachenkönigin auch über Reyn. Sie sagte, dass Malta dumm wäre, auf ihn zu warten. Er würde nicht kommen und ihr helfen. Ihre einzige Hoffnung wäre, irgendwie zu ihr, der Drachenkönigin, zu gelangen und sie zu befreien. Immer und immer wieder versuchte Malta ihr klarzumachen, dass das unmöglich war. »Wenn du das sagst« , erwiderte die Drachenkönigin spöttisch, »sagst du eigentlich, dass es dir unmöglich ist, deinen Vater zu retten. Glaubst du das tatsächlich?« Auf diese Frage wusste Malta keine Antwort.
    Was nicht heißen sollte, dass sie aufgab. Sie hatte in letzter Zeit viel über Männer gelernt. Ihr kam es so vor, als würden sie sie immer dann im Stich lassen, wenn sie ihre Stärke am meisten brauchte. Sowohl Cerwin als auch Reyn waren verschwunden, als sie sie um etwas Bedeutsameres als Tand oder Süßigkeiten gebeten hatte. Zögernd rang sie sich zu einer weiteren Überlegung durch. Gerade dann, als sie die Stärke und Kraft ihres Vaters am dringendsten gebraucht hätte, war er aus ihrem Leben gesegelt. Und spurlos verschwunden. Es war nicht seine Schuld, das wusste sie. Doch das änderte nichts an ihrer Erkenntnis. Man konnte sich auf Männer nicht verlassen, auch nicht auf mächtige Männer - nicht einmal, wenn sie einen wirklich liebten. Sie musste selbst Macht erlangen, um ihren Vater zu retten, und sie dann einsetzen.
    Danach würde sie sie nicht mehr aufgeben.
    Ihr kam noch ein Gedanke. »Mutter. Vater ist ja nicht hier, um mich auf den Sommerball zu begleiten. Wer soll seine Stelle einnehmen?«
    »Nun.« Keffria wirkte verlegen. »Davad Restate hat sich angeboten. Er würde sich geehrt fühlen. Vermutlich hatte er den Eindruck, wir schulden ihm etwas wegen der Verhandlungen den Paragon betreffend.« Ihre Stimme klang beinahe entschuldigend.
    Rache stieß einen verächtlichen Laut aus. Sie trennte die Säume des Kopfschmucks auf, als zerrupfe sie Davads Gesicht.
    »Wir schulden ihm gar nichts«, erklärte Ronica Vestrit entschieden. Sie hob den Blick von ihrer Näharbeit und sah ihre Enkelin an. »Du hast keinerlei Verpflichtungen ihm gegenüber, Malta. Überhaupt keine.«
    »Ja dann. Wenn Papa nicht hier ist. sollte ich vielleicht allein hineingehen.«
    Keffria war offensichtlich beunruhigt. »Mein Liebes, ich weiß nicht, ob das schicklich wäre.«
    »Schicklich hin oder her, sie soll es tun.«
    Malta sah ihre Großmutter erstaunt an. Ronica erwiderte den Blick beinahe trotzig. »Bingtown hat uns im Stich gelassen und sieht einfach zu, ob wir bestehen oder untergehen. Sollen sie doch erfahren, dass wir für uns allein stehen können, bis hin zu unserer jüngsten Tochter.« Sie sah Malta direkt in die Augen, und so etwas wie Einverständnis schien zwischen ihnen hin und her zu strömen. »Und soll das Regenwildvolk es auch gleich erfahren«, fügte Ronica ruhig hinzu.
    Althea marschierte die Pier am Nordwall des Hafens entlang. Bei jedem dritten oder vierten Schritt kamen ihr die Röcke in die Quere. Sie ging ein kurzes Stück langsamer, vergaß es dann wieder und schritt schnell weiter. Am Strand hatte sie sich an

Weitere Kostenlose Bücher