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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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halte ich nicht viel von ihm. Das sage ich dir im Vertrauen. Er hat sich sein Schicksal selbst zuzuschreiben. Ich will nicht behaupten, dass er es verdient hat, sondern nur, dass er sich, seine Familie und das Schiff dem Untergang freiwillig ausgesetzt hat.
    Außerdem kann ich diesen Rettungsversuch nicht gutheißen, den die Vestrits unternehmen wollen. Nicht einmal ihre eigenen Freunde und Nachbarn unterstützen sie dabei. Es ist alles nicht wirklich durchdacht: Althea ist halsstarrig bis zur Sturheit, dieser enterbte Händlersohn steht am Ruder, und dann ist da diese Fremde, die das Geld besorgt hat. Und das Schiff, das sie benutzen, hätte den Strand niemals wieder verlassen dürfen. Der Paragon ist eine Mahnung an uns alle. Nur weil wir ahnungslos waren, dürfen wir uns unschuldig wähnen. Er hätte niemals aus Hölzern zweier verschiedener Stämme gebaut werden dürfen, aber dennoch tragen die Ludlucks den größeren Teil der Schuld. Sie haben ihn zu schwer mit Fracht beladen und dann auch noch mehr Segel gesetzt, um das auszugleichen. Er war topplastig, als er gekentert ist.
    Unserer Gier ist es zuzuschreiben, dass er zu schnell gebaut wurde, und ihre Gier hat ihn in den Wahnsinn getrieben. Wir tragen beide Schuld an dem, was aus ihm geworden ist! Ihn auf den Strand zu legen war das Klügste, was man jemals mit ihm gemacht hat. Und ihn wieder flottzumachen, war das Dümmste.«
    »Welche Wahl hatte die Vestrit-Familie denn?«, fragte Reyn ruhig. »Ihr Vermögen schmilzt dahin. Sie waren in diesem Punkt uns gegenüber vollkommen ehrlich. Also unternehmen sie alles, was möglich ist, mit allem, was sie sich erbetteln oder leihen können.«
    »Sie hätten abwarten sollen«, erklärte Jani. »So lange ist der Vorfall noch nicht her. Kennit ist dafür bekannt, dass er seine Opfer auf die Lösegeldforderung warten lässt. Sie wird kommen.«
    »Nein, wird sie nicht. Allen Berichten zufolge wollte dieser Mann ein Zauberschiff, und er hat sich eins gekapert. Außerdem kursieren mittlerweile Gerüchte, dass die Ringsgold ebenfalls verschwunden ist. Weißt du eigentlich, wie angreifbar uns das macht, Mutter? Die Piraten könnten den Regenwildfluss hinaufsegeln. Auf diesen Notfall sind wir nicht vorbereitet. Wir haben nichts, womit wir sie aufhalten könnten. Ich glaube, die Vestrits haben das einzig Vernünftige getan. Dieses Lebensschiff muss zurückerobert werden, koste es, was es wolle. Sie riskieren ihr Vermögen und sind bereit, ihre Familienangehörigen dafür zu opfern. Und was tun wir? Wir sehen zu.«
    »Was sollen wir deiner Meinung nach denn tun?«, fragte Bendir gereizt.
    Reyn sah seine Chance. »Ihnen die Schuld für ihr Lebensschiff erlassen. Und ihnen zumindest dabei helfen, diese Expedition auszurüsten. Wir könnten etwas gegen den Satrapen unternehmen, der zugelassen hat, dass Piraterei und Sklaverei florieren konnten, und der so die ganze Situation erst ermöglicht hat.«
    Bendir explodierte sofort. »Du schlägst nicht nur vor, unser Vermögen zusammen mit ihrem aufs Spiel zu setzen, nein, du willst uns auch noch in einen politischen Mahlstrom stürzen.
    Das haben wir doch schon im Kreis der Regenwildhändler besprochen. Solange sich Bingtown nicht geschlossen an unsere Seite stellt, ist es zu früh, gegen den Satrapen vorzugehen. Ich habe seine Schlinge um unseren Hals genauso satt wie du, aber...«
    »Aber du wirst sie ertragen, bis jemand anders zuerst das Risiko eingeht!«, beendete Reyn ärgerlich den Satz für seinen Bruder. »Und genauso will Bingtown den Vestrits das Risiko überlassen, die Piraten herauszufordern, und lässt auch Tenira allein in seinem Kampf gegen die Zölle des Satrapen.«
    Jani hatte nicht vorhergesehen, dass die Diskussion eine solche Richtung nehmen würde, aber sie packte die Gelegenheit beim Schopf. »In diesem Punkt muss ich Reyn Recht geben. Die Lage hat sich zwar nicht verbessert, seit ich das letzte Mal vor dem Bingtowner Händlerkonzil gesprochen habe, aber ich glaube, das Klima in Bingtown hat sich geändert. Laut Berichten über diesen Aufstand am Zollhafen dürften wohl noch weitere Unruhen folgen, wenn die Khuprus-Familie Stellung bezieht. Und wenn wir das tun, müssen wir meiner Meinung nach die völlige Unabhängigkeit von Jamaillia fordern.«
    Ihren Worten folgte erschrockenes Schweigen. Nach einer Weile sagte Reyn leise: »Und dann werft ihr mir vor, ich würde das gesamte Familienvermögen aufs Spiel setzen?«
    »Wir riskieren mehr, wenn wir nichts

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