Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
das ein Problem für dich?«
Die Frau hatte gehört, worüber sie redeten, und versuchte gar nicht erst, sich zu verstellen. »Nein, Sir. Ich erwarte auch keine Probleme mit den anderen. Ich bin schon oft mit gemischten Mannschaften zur See gefahren. Wenn Ihr mir meine Offenheit nicht verübelt: Ich weiß, wie man sich auf engem Raum benimmt.«
Vermutlich bemerkte nur Althea, dass Brashen sich bemühen musste, ein Lächeln zu unterdrücken. »Das bezweifle ich auch nicht, Jek. Meine Sorge galt hauptsächlich den Männern, die sich vielleicht nicht beherrschen können.«
Jek lächelte nicht. »Sie werden es schnell lernen, Sir.«
Zur allgemeinen Überraschung mischte sich Paragon ein. »Hoffen wir, dass diese Lektionen für einige nicht zu schmerzhaft werden.«
»Er hat die letzten drei Tage ausschließlich damit zugebracht. Ich sage ja nur, dass er mittlerweile wissen sollte, ob sich in dem Raum etwas Wertvolles befindet. Wenn nicht, gibt es noch andere Stellen, an denen ich ihn gern einsetzen würde. Orte, die meiner Meinung nach weit viel versprechender sind als diese kleine Zelle.« Bendir nahm die Pfeife aus dem Mund. »Mehr will ich gar nicht sagen«, wiederholte er trotzig und warf seinem jüngeren Bruder einen gereizten Blick zu. Reyn saß auf der anderen Seite des polierten Holztisches. Er wirkte abgezehrt und blass. Sein Hemd war zerknittert, als hätte er darin geschlafen.
»Du hast fast das Gleiche gesagt, als ich darauf bestanden habe, das Rätsel der Flammenjuwelen zu lösen«, konterte Reyn. »Wenn du damals auf mich gehört hättest, wären weit weniger Juwelen bei den Ausgrabungen zerstört worden. Einige Dinge passieren eben nicht über Nacht, Bendir.«
»Zum Beispiel, dass du erwachsen wirst«, knurrte Bendir. Er warf einen prüfenden Blick auf den Pfeifenkopf. Der Tabak war ausgegangen, und er legte die Pfeife beiseite. Sein besticktes Hemd und sein ordentlich gekämmtes Haar standen in krassem Gegensatz zu der Erscheinung seines jüngeren Bruders.
»Bendir!«, tadelte Jani Khuprus ihren Ältesten. »Das ist nicht fair. Reyn hat uns gesagt, dass es ihm schwer fällt, sich auf diese Aufgabe zu konzentrieren. Wir sollten Verständnis dafür haben und ihn nicht deswegen verdammen. Wenn ich mich recht entsinne, warst du auch nicht besonders konzentriert, als du Rorela den Hof gemacht hast.« Sie lächelte ihren jüngsten Sohn zärtlich an.
»Er wäre weit weniger abgelenkt, wenn er sich eine vernünftige Frau wie Rorela ausgesucht hätte und nicht so ein verwöhntes Bingtown-Mädchen, das nicht einmal weiß, was es will«, erwiderte Bendir. »Sieh ihn doch an. Er schaut aus wie ein Pilz. Es ist ein Wunder, dass er sich nicht ständig den Kopf an irgendeiner Wand einrennt. Seit er um diese Malta wirbt, hat sie nichts weiter getan, als ihn zu quälen. Wenn sie sich nicht entscheiden kann, dann.«
Reyn sprang auf. »Halt den Mund!«, befahl er seinem Bruder wütend. »Du weißt überhaupt nichts von dem, was sie durchmacht, also halt einfach den Mund.« Er schnappte sich die alten Pergamente vom Tisch, missachtete absichtlich ihre Zerbrechlichkeit und stürmte zur Tür. Jani warf ihrem ältesten Sohn einen empörten Blick zu und hastete hinter Reyn her. Sie legte ihm beruhigend die Hand auf den Arm.
»Bitte, Sohn, setz dich wieder hin und sprich mit uns. Ich weiß, unter welchem Druck du stehst. Und ich begreife auch, dass du Maltas Trauer über ihren vermissten Vater teilen musst.«
»Ganz zu schweigen von unserem verlorenen Lebensschiff«, knurrte Bendir vernehmlich. Er wollte, dass Reyn diese Bemerkung hörte, und sein Bruder schluckte den Köder prompt. Bei dieser neuerlichen Provokation wirbelte er herum.
»Das ist alles, was dich interessiert, nicht wahr?«, beschuldigte er ihn. »Ein gutes Geschäft. Ein vorteilhafter Handel. Dich interessieren meine Gefühle für Malta überhaupt nicht. Du hast mir letzten Monat nicht einmal ein bisschen Freizeit und eine Fahrt nach Bingtown gewährt, nachdem Malta die schlechten Nachrichten erhalten hat. Es ist immer dasselbe mit dir, Bendir. Geld, Geld, Geld. Ich finde diese Pergamente, und ich versuche, aus ihnen schlau zu werden. Das ist nicht leicht. Es sind nur sehr wenige handschriftliche Dokumente der Altvorderen erhalten. Das erhöht die Schwierigkeit zu übersetzen, was wir haben. Ich will alles herausfinden, was sie uns sagen können. Und ich hoffe, dass sie uns einen Hinweis darauf geben, warum nur so wenig geschriebene Berichte erhalten
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