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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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nicht.« - seine Stimme wurde heiser. »Sie soll nicht fürchten müssen, dass sie mich um des Geldes willen heiraten muss, ganz gleich, ob sie will oder nicht. Auf diese Weise will ich sie nicht. Ich will nicht, dass sie davor Angst hat, dass wir die BlutVereinbarung in Anspruch nehmen.«
    »Sie würde dich mit der Zeit lieben, Reyn. Daran brauchst du nicht zu zweifeln. Viele Bräute, die nur zögernd in die Regenwildnis gekommen sind, haben sehr schnell gelernt, ihre Männer zu lieben.«
    »So will ich sie aber nicht«, wiederholte Reyn störrisch.
    »Dann werden wir diesen Teil des Vertrages nicht einfordern«, versicherte ihm seine Mutter.
    »Na schön, abgemacht. Werfen wir den Vertrag einfach weg! Also: Was hast du aus den Pergamenten erfahren?«, fragte Bendir mit bebender Stimme.
    »Das war noch nicht alles«, erklärte Reyn unerbittlich.
    »Was? Was willst du denn noch? Willst du vielleicht Satrap der Regenwildnis werden?«, meinte Bendir sarkastisch.
    »Nein, nur Herr über mein eigenes Leben. Ich möchte Malta sehen können, sooft ich will, bis wir verheiratet sind und sie hierher kommt. Ich möchte eine Zuwendung bekommen, Geld, mit dem ich machen kann, was ich will, ohne jemandem Rechenschaft ablegen zu müssen. Kurz gesagt, ich möchte, dass du mich behandelst, als wäre ich ein Mann. Du hast schon über eine eigene Börse verfügt, als du noch viel jünger warst als ich.«
    »Nur weil ich bereits eine Frau hatte! Wenn du dich verheiratest, verfügst du auch über dein eigenes Einkommen. Jetzt brauchst du noch keins. Ich war niemals geizig dir gegenüber. Und Mutter hat dir immer viel mehr erlaubt als uns anderen. Je mehr wir dir geben, desto mehr verlangst du!«
    »Du bekommst auch das«, warf Jani rasch ein.
    Bendirs Gesicht zeigte erst Unglauben und dann Zorn. Er warf die Hände in die Luft. »Warum sitze ich überhaupt hier?«, fragte er. »Anscheinend habe ich ja doch nichts zu sagen.«
    »Du bist hier, um zu bezeugen, dass dein Bruder mir sein Wort gibt. Reyn, wir verlangen von dir dafür Folgendes: Du gibst diesen Drachentraum auf und hältst dich von dem Stamm fern. Du verzichtest auf dein Mitspracherecht, was mit dem Stamm geschieht. Du wirst deine Pflichten deiner Familie gegenüber erfüllen und deine Fähigkeiten so einsetzen, wie wir es von dir verlangen. Du wirst die Stadt nicht mehr betreten, außer mit meiner Billigung oder der deines Bruders, und dann auch nur für die Arbeiten, die wir genehmigt haben. Dafür werden wir den Vertrag über das Lebensschiff Viviace verfallen lassen, dir eine Zuwendung geben, die einem verheirateten Mann zusteht, und dir erlauben, deine Geliebte zu besuchen, wann du willst. Bist du damit einverstanden?«
    Jani hatte ihre Worte formell ausgesprochen. Jetzt beobachtete sie, wie ihr Sohn sorgfältig darüber nachdachte, wie sie es ihn gelehrt hatte. Er überprüfte jeden Satz und prägte sich die Bedingungen der Vereinbarung in seinem Gedächtnis ein. Sein Blick glitt zwischen ihr und seinem Bruder hin und her, und sein Atem ging schneller. Dann rieb er sich die Schläfen, als ringe er mit sich selbst. Die Bedingungen des Vertrages waren hoch, für beide Seiten. Jani bot viel, um viel zu gewinnen. Doch Reyn brauchte zu lange für seine Antwort. Er würde sich weigern. »Ja, ich bin damit einverstanden«, erklärte er dann jedoch. Er sprach schnell, als würden die Worte ihn verletzen.
    Jani atmete lautlos aus. Sie hatte es geschafft. Die Falle war ganz unverdächtig hinter ihm zugeschnappt. Sie holte tief Luft. Es machte sie nervös, dass sie ihren eigenen Sohn so hinterging. Es ist notwendig, sagte sie sich. Notwendig und deshalb ehrenhaft. Reyn würde sein Wort halten. Das hatte er immer getan und würde es immer tun. Was war ein Händler schon wert, der sein Wort brach?
    »Als Händler dieser Familie akzeptiere ich dein Wort. Bendir, kannst du das bezeugen?«
    »Ich bezeuge es«, erwiderte er säuerlich. Er weigerte sich, ihr in die Augen zu sehen. Entweder vermutete er, was sie da getan hatte, und missbilligte es, oder er war mit den Bedingungen des Handels nicht einverstanden.
    »Dann dürfte das für heute Nacht genügen. Reyn, bitte widme dich noch einen Tag diesen Schriften und bring uns dann die bestmögliche geschriebene Übersetzung, die du anfertigen kannst. Dokumentiere alle neuen Symbole und merke an, was sie deiner Meinung nach bedeuten sollen. Aber nicht heute Nacht. Jetzt sollten wir alle schlafen.«
    »Oh, ich nicht«, erwiderte Reyn bissig.

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