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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Zweifellos würde der Satrap sie nicht mehr brauchen, wenn er erst einmal mit einer Frau verheiratet war, die in Bingtown geboren und aufgewachsen war. Er beugte sich vor und betatschte vertraulich ihr Knie, um sie zu beruhigen.
    »Macht Euch keine Gedanken über Euer Kleid«, flüsterte er ihr zu. »Ich bin davon überzeugt, dass Euch ganz Bingtown für das ehrt, was Ihr seid, ganz gleich, was Ihr tragt.«
    Einen Moment starrte das arme Ding ihn beinahe fassungslos an. Dann lächelte Serilla. »Also wirklich, Händler Restate. Es ist wirklich zu. nett von Euch, wie Ihr versucht, mich zu trösten.«
    »Aber ganz und gar nicht. Ich möchte einfach nur, dass Ihr Euch wohl fühlt«, versicherte er ihr und lehnte sich gewichtig auf seinem Sitz in der Kutsche zurück.
    Das würde ein höchst folgenschwerer Abend in seinem Leben werden. Davon war Davad Restate felsenfest überzeugt.

9. Der Sturm

    »Malta! Delo! Ihr solltet nicht einfach so herumspazieren! Eure Präsentation steht unmittelbar bevor.« Keffria klang sowohl gereizt als auch amüsiert, als sie hinzufügte: »Delo, ich habe deine Mutter vor einigen Sekunden gesehen. Sie hat dich am Springbrunnen gesucht. Malta, du kommst mit mir!«
    Die beiden Mädchen hatten hinter den Säulen am Eingang Schutz gesucht und die Gäste des Balls beobachtet, die erst jetzt ankamen. Kitten hatte das eindeutig schönste Kleid, da waren sich die beiden jungen Damen einig. Nur schade, dass sie für den tiefen Ausschnitt, den sie gewählt hatte, nicht über genügend Oberweite verfügte. Tritta Redof trug eine Frisur, die viel zu groß für sie war, aber ihr Fächer war fantastisch. Krion Trentor hatte reichlich an Gewicht zugelegt, seit er Riell Krell den Hof machte, und er hatte auch seinen melancholischen, poetischen Gesichtsausdruck verloren. Wie hatten sie ihn nur jemals für gut aussehend halten können? Roed Caern wirkte so finster und verwegen wie immer. Delo wäre bei seinem Anblick beinahe in Ohnmacht gefallen, aber eigenartigerweise ertappte sich Malta bei dem Gedanken, dass seine Schultern längst nicht so breit waren wie die von Reyn.
    Mittlerweile mischten sich auch verschleierte und mit Kapuzen verhüllte Regenwildleute unter die Bingtowner, doch Malta hielt vergeblich nach Reyn Ausschau. »Wie willst du ihn überhaupt erkennen, wenn er ankommt? In ihren Verkleidungen sehen die doch alle gleich aus«, beschwerte sich Delo.
    Malta antwortete mit einem Satz, der dem Mädchen alle Ehre machte, das sie noch letztes Jahr gewesen war: »Ach, ich werde ihn schon erkennen, keine Angst.« Sie seufzte. »Mein Herz macht bei seinem Anblick immer einen kleinen Satz.« Delo starrte sie einen Moment fassungslos an, doch dann brachen die beiden in ersticktes Kichern aus. Wahrend sie tuschelten, war alle Verlegenheit und Fremdheit zwischen ihnen wie weggeblasen. Delo hatte Malta versichert, dass der Stoff ihres Kleides weit prächtiger war als alles, was man heutzutage kaufen konnte. Außerdem betonte der Schnitt des Kleides ihre schmale Taille ganz wunderbar. Malta dagegen schwor, dass Delo keineswegs plumpe Knöchel habe - und wenn doch, könnte sie heute Abend unter den langen Röcken sowieso keiner sehen. Sie waren so mädchenhaft ausgelassen wie schon lange nicht mehr. Als Malta ihrer Mutter folgte, wunderte sie sich, warum sie eigentlich all das hatte zurücklassen und eine Frau hatte werden wollen.
    Ein mit Blumen geschmückter Wandschirm diente als Nische für die jungen Frauen, die heute Abend präsentiert wurden. Die Väter, die sie präsentieren und zu ihrem ersten Tanz in die Halle führten, warteten unruhig davor. Dahinter waren besorgte Mütter voll und ganz damit beschäftigt, letzte Hand an Haare und Säume zu legen. Sie hatten Lose gezogen, und anscheinend wollte das Schicksal es, dass Malta als Letzte präsentiert wurde. Mädchen um Mädchen wurde weggeführt. Malta konnte vor Aufregung kaum noch atmen. Als Keffria einige Haarsträhnen zurücksteckte, flüsterte sie ihr zu: »Reyn ist noch nicht da. Ich vermute, dass er sich verspätet, weil der Kendry erst so spät angekommen ist. Soll ich Davad bitten, den ersten Tanz mit dir zu tanzen?«
    Malta sah ihre Mutter entsetzt an, doch zu ihrer Verblüffung lächelte Keffria schelmisch. »Dacht ich's mir doch, dass du dir Schlimmeres ausmalen kannst, als beim ersten Tanz auf deiner Präsentation allein herumzustehen.«
    »Ich werde den Tanz abwarten und an Papa denken«, versicherte Malta ihr. Tränen schimmerten

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