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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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des Herzens gedemütigt worden. Die eleganten Hofdamen schauten mit gleichgültiger Verachtung auf sie herab. Jetzt wenigstens musste sie doch ohnmächtig werden können! Stattdessen übernahm eine Art Instinkt die Führung. Sie sank vor dem Podest in einem tiefen Knicks zusammen. Über das Rauschen des Blutes in ihren Ohren hörte sie Davads begeisterte Stimme. »Das ist die junge Frau, von der ich Euch erzählt habe. Malta Vestrit von den Bingtown-Händlern. Ist sie nicht tatsächlich die schönste knospende Mädchenblüte, die Ihr jemals gesehen habt?«
    Malta konnte sich nicht erheben. Wenn sie aufstand, dann musste sie in ihre Gesichter blicken. Da hockte sie also in ihrem zusammengestückelten Kleid und ihren aufpolierten Slippern und.
    »Ihr habt keineswegs übertrieben, Händler Restate. Aber warum steht diese süße Blume ohne Begleitung vor uns?« Es war ein jamaillianischer Akzent, der die Worte in einem sehr lässigen Tonfall äußerte. Der Satrap höchstpersönlich sprach von ihr.
    Der Vorsitzende des Bingtown-Konzils erbarmte sich ihrer und bedeutete dem Orchestermeister zu beginnen. Die zarten Anfangsnoten der Musik erfüllten plötzlich die Halle. Hinter ihr geleiteten stolze Väter ihre Töchter auf den Tanzboden. Der Gedanke daran bereitete ihr plötzlich Ärger statt Schmerz. Sie stand auf und erwiderte unerschrocken den nachsichtigen Blick des Satrapen. Sie antwortete klar und deutlich.
    »Ich bin allein, Magnadon Satrap, weil mein Vater von Piraten gefangen genommen worden ist. Von Piraten, die Eure chalcedeanischen Patrouillenboote nicht aufgehalten haben.«
    Die Menschen auf dem Podest schnappten vernehmlich nach Luft. Der Satrap jedoch wagte es doch tatsächlich, sie anzulächeln. »Wie ich sehe, verfügt die Kleine über einen Geist, der ihrer Schönheit in nichts nachsteht«, bemerkte er. Als Malta errötete, fuhr er fort: »Und endlich lerne ich wenigstens einen Bingtowner Händler kennen, der zugibt, dass meine chalcedeanischen Galeonen tatsächlich nur Patrouillenboote sind.« Eine seiner Gefährtinnen kicherte über seine Gerissenheit, aber das versammelte Bingtown-Konzil wirkte nicht amüsiert.
    Maltas Temperament gewann die Oberhand. »Ich würde Euch das gern zugestehen, Magnadon, wenn Ihr dafür zugebt, dass sie höchst wirkungslos sind. Durch ihre Inkompetenz hat meine Familie sowohl meinen Vater als auch unser Schiff verloren.«
    Der Satrap von Jamaillia stand auf. Jetzt würde er anordnen, sie wegzuführen und auf der Stelle zu töten. Hinter ihr spielte die Musik weiter, und die Paare wirbelten ahnungslos über die Tanzfläche. Sie wartete darauf, dass der Satrap die Wachen rief. Stattdessen verkündete er: »Tja, wenn Ihr mich für die Abwesenheit Eures Vaters verantwortlich macht, gibt es wohl nur einen Weg, diesen Missstand zu beseitigen.«
    Malta mochte ihren Ohren nicht trauen. Konnte es wirklich so einfach sein? Frag einfach danach, dann kriegst du es? Atemlos flüsterte sie: »Ihr werdet Euren Schiffen befehlen, ihn zu retten?«
    Er lachte laut auf. »Sicher. Das ist schließlich ihr Zweck, wisst Ihr? Aber nicht jetzt. Jetzt werde ich mein Bestes tun, um diese tragische Situation zu korrigieren, indem ich seinen Platz bei Euch auf dem Tanzparkett einnehme.«
    Er stieg von dem Podest herunter. Die eine seiner Gefährtinnen wirkte schockiert, die andere entsetzt. Malta sah Davad Restate an, aber der war alles andere als eine Hilfe. Er strahlte sie nur stolz und liebevoll an. Als sich ihre Blicke trafen, nickte er ihr aufmunternd zu. Die Gesichter der Mitglieder des Konzils waren vollkommen ausdruckslos. Was sollte sie nur tun?
    Der Satrap schritt bereits die Treppe zur Tanzfläche hinunter. Er war größer als sie und sehr schlank, und seine Haut war so aristokratisch weiß, dass er beinahe blass wirkte. Seine Kleidung war anders als alle Gewänder, die sie jemals an einem Mann gesehen hatte. Sie war weich und fließend und in Pastelltönen gehalten. Seine blassblaue Hose lag an den Knöcheln über seinen weichen Schuhen fest an. Die losen Falten seines safranfarbenen Hemdes schmiegten sich um Hals und Schultern. Als er näher kam, roch sie ihn. Es war ein fremdartiger Geruch, ein merkwürdiges Parfüm, und sein Atem war rauchig. Dann verbeugte sich der mächtigste Mann der Welt vor ihr und hielt ihr die Hand hin.
    Malta stand da wie zur Salzsäule erstarrt.
    »Es ist schon gut, Malta. Du kannst mit ihm tanzen«, ermunterte Davad Restate sie gnädig. Er lachte und wandte

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