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Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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schwarzer Spitze, auf der goldene und silberne Katzenaugen die Stelle markierten, hinter der sich seine Augen befinden mussten. Seine Kapuze war mit einer aufwändig gefalteten Krawatte aus schimmernder weißer Seide gesichert. Sein weißes, weiches Hemd und seine schwarze Hose enthüllten so viel von seiner Figur, wie seine Maskerade von seinem Gesicht verbarg. Die schlanke Taille und die schmalen Hüften betonten seine breiten Schultern und die muskulöse Brust. Seine leichten Tanzstiefel waren passend zu seinem Schleier mit Gold und Silber gesäumt. Er hielt ihr ein Glas Wein hin. »Ihr seid so weiß wie Schnee«, sagte er leise. »Möchtet Ihr einen Schluck?«
    »Ich will zu meiner Mutter«, sagte sie albernerweise. Und um es noch schlimmer zu machen, wiederholte sie es noch verzweifelter. »Ich will zu meiner Mutter.«
    Reyn versteifte sich. »Was hat er zu Euch gesagt? Hat er Euch beleidigt?«
    »Nein. Nein. Ich habe nur. Ich will zu meiner Mutter. Sofort.«
    »Selbstverständlich.« Als wäre es das Normalste von der Welt, tippte Reyn einem vorbeigehenden Händler auf die Schulter und drückte ihm das Weinglas wortlos in die Hand. Dann drehte er sich wieder zu Malta um. »Hier entlang.« Er bot ihr weder seinen Arm, noch berührte er sie. Spürte er, dass sie das jetzt nicht ertragen hätte? Stattdessen zeigte er ihr vornehm mit seiner behandschuhten Hand den Weg und ging dann voraus, um die Menge vor ihr zu teilen. Die Leute starrten ihnen neugierig hinterher.
    Keffria stürmte durch die Menge auf sie zu, als habe sie schon lange nach Malta gesucht. »Ach Malta«, rief sie leise, und Malta wappnete sich gegen die unausweichlichen Anschuldigungen. Doch stattdessen sagte ihre Mutter nur: »Ich habe mir solche Sorgen gemacht, aber du hast die Angelegenheit wundervoll gehandhabt. Was hat sich Davad nur dabei gedacht? Ich wollte sofort zu dir kommen, als der Tanz zu Ende war. Er hat es doch tatsächlich gewagt, meinen Arm festzuhalten und mir zu raten, dich zu ihm zu schicken, damit er dafür sorgen könnte, dass du noch einen Tanz mit dem Satrapen bekommst.«
    Malta zitterte am ganzen Körper. »Mutter. Er hat gesagt, er würde Schiffe aussenden, um Papa zu retten. Aber dann.« Sie verstummte und wünschte sich plötzlich, dass sie es gar nicht erwähnt hätte. Warum sollte sie es ihrer Mutter erzählen? Sie würde sowieso allein die Entscheidung treffen müssen. Wie wichtig war es ihr, dass ihr Vater gerettet wurde? Ihr war vollkommen bewusst, worauf der Satrap angespielt hatte. Seine Worte waren unmissverständlich gewesen. Sie hatte die Wahl. Wenn sie diejenige war, die den Preis zu bezahlen hatte, war es doch auch allein ihre Entscheidung, oder nicht?
    »Und Ihr habt ihm geglaubt?«, mischte sich Reyn ungläubig ein. »Malta, er hat doch nur mit Euch gespielt! Wie konnte er Euch ein solches Angebot machen und das auch noch als Kompliment tarnen? Der Mann hat keinerlei Ehrgefühl und keine Moral. Ihr seid kaum mehr als ein Kind, und er quält Euch so. Ich sollte ihn umbringen!«
    »Ich bin kein Mädchen«, versicherte Malta ihm kühl. Mädchen mussten nicht solche Entscheidungen treffen. »Wenn Ihr glaubt, dass ich noch ein Kind bin, dann frage ich mich, wo Ihr Eure Moral gelassen habt, als Ihr um mich warbt?« Sie wusste kaum, was sie sagte. Sie wollte irgendwo allein sein, um über das nachzudenken, was der Satrap ihr angeboten hatte, und zu überlegen, ob sie den Preis zahlen konnte, den er dafür, wenn auch indirekt, gefordert hatte. Sie redete weiter, ohne lange nachzudenken. »Oder wollt Ihr damit andeuten, dass Ihr allein Anspruch auf mich habt, jetzt, da sich zum ersten Mal auch ein anderer Mann für mich interessiert?«
    Keffria sog scharf die Luft ein und sah hastig zwischen Reyn und Malta hin und her. »Entschuldigt mich«, murmelte sie und floh vor diesem Streit. Malta achtete kaum darauf. Vor einem Augenblick noch hatte sie sich nach ihrer Mutter gesehnt. Jetzt jedoch war ihr schlagartig klar geworden, dass Keffria ihr nicht helfen konnte.
    Reyn trat tatsächlich einen halben Schritt zurück. Das Schweigen zwischen ihnen war gespannt wie eine Bogensehne. Plötzlich verbeugte er sich kurz vor ihr. »Entschuldigt, Malta Vestrit.« Sie hörte, wie er schluckte. »Ihr seid tatsächlich eine Frau, kein Kind. Aber Ihr seid eine Frau, die gerade erst in die Gesellschaft eingeführt worden ist und nicht weiß, wie tief Männer sinken können. Ich wollte Euch nur beschützen.« Er wandte den Kopf und

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