Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten

Titel: Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
zurück. »Die anderen sammeln sich draußen im Garten«, sagte er und deutete auf die Tür. »Wir sollten ihnen Gesellschaft leisten«, schlug er vor.
    Als hätte jemand an sein Herz gerührt, drehte er sich um und blickte suchend durch den Saal. Malta. Sie hielt den Arm von Cerwin Trell, als sie die Tanzfläche verließ. Er konnte das Fest nicht einfach so verlassen, nicht, ohne ihr ein Wort zu sagen.
    Er drehte sich wieder zu Gefährtin Serilla um. »Direkt vor der Tür befindet sich ein Pfad, der nach Osten führt. Es ist nicht weit, und heute Abend sind alle Laternen entzündet. Ist es Euch recht, wenn Ihr allein geht? Ich komme nach, sobald ich kann.«
    Ihr Blick verriet ihm, dass er sich unverzeihlich grob benahm. »Ich komme gewiss zurecht«, sagte sie jedoch. »Werdet Ihr lange brauchen?«
    »Ich hoffe nicht«, versicherte er ihr. Reyn wartete nicht auf ihre Reaktion auf seine ausweichende Antwort, sondern verbeugte sich erneut und ließ sie einfach an der Tür stehen. Die Musik begann wieder, aber er eilte rasch über die Tanzfläche und wich dabei den tanzenden Paaren aus. Malta saß allein auf einem Stuhl. Als er vor sie trat, blickte sie rasch auf. Die Hoffnung, die in ihren Augen aufleuchtete, konnte die Furcht in ihrem Blick nicht ganz unterdrücken. »Reyn.«, begann sie, aber er schnitt ihr das Wort ab, bevor sie sich entschuldigen konnte.
    »Ich muss gehen. Es ist sehr wichtig. Ich komme vielleicht heute Abend nicht mehr zurück. Ihr müsst es verstehen.«
    »Nicht zurück. Wohin? Wohin geht Ihr? Was ist so wichtig?«
    »Das kann ich Euch nicht sagen. Ihr müsst mir vertrauen, Ihr müsst mir einfach vertrauen.« Er hielt inne. »Ich möchte, dass Ihr so bald wie möglich nach Hause geht. Würdet Ihr das für mich tun?«
    »Nach Hause gehen? Ich soll einfach meinen Ball, meine Präsentation verlassen und nach Hause gehen, während Ihr weggeht und etwas Wichtigeres tut? Reyn, das ist unmöglich. Das Mahl ist noch nicht eingenommen worden, und die rituellen Geschenke wurden noch nicht ausgetauscht. Reyn, wir haben nur einmal getanzt! Wie könnt Ihr mir das antun? Ich habe mich mein ganzes Leben lang darauf gefreut, und jetzt sagt Ihr, ich soll nach Hause laufen, weil Ihr etwas Wichtigeres zu tun habt?«
    »Malta, bitte versteht doch! Es ist nicht so, dass ich es mir ausgesucht hätte. Das Schicksal respektiert unsere Wünsche leider nicht immer. Und jetzt. Ich muss gehen. Es tut mir Leid, aber ich muss gehen.« Er wollte es ihr erzählen. Schließlich misstraute er ihr nicht. Es war jedoch die Verbindung ihrer Familie zu Davad Restate, die ihn beunruhigte. Falls Davad ein Verräter war, musste er unbedingt in dem Glauben gelassen werden, dass der Plan noch ein Geheimnis war. Was Malta nicht wusste, konnte sie nicht verraten, nicht einmal unabsichtlich.
    Sie sah ihn an, und ihre Augen glühten. »Ich glaube, ich weiß genau, was für Euch wichtiger ist als ich. Oder vielmehr wer. Ich wünsche Euch viel Vergnügen mit ihr.« Sie wandte den Blick ab. »Guten Abend, Reyn Khuprus.«
    Sie schickte ihn fort, als wäre er ein aufsässiger Dienstbote. Er bezweifelte, dass sie seinen Rat annehmen würde, nach Hause zu gehen. Er stand immer noch gequält da und konnte sich nicht entscheiden.
    »Entschuldigt.«
    Der Stoß war Absicht. Reyn drehte sich um. Cerwin Trell sah ihn finster an. Er hielt zwei Gläser Wein in der Hand. Einen Moment rang Reyn um seine Fassung. Dann ergriff so etwas wie Verzweiflung sein Herz. Es war keine Zeit mehr. Er konnte hier bleiben und diesen Streit zu Ende bringen, aber es gab keine Lösung. Und wenn er blieb, waren sie morgen früh vielleicht alle tot.
    Das Schwierigste daran, sich umzudrehen und wegzugehen, war das Wissen, dass sie morgen früh vielleicht trotzdem alle tot waren, ganz gleich, was er jetzt tat. Er konnte nicht einmal zurückblicken. Hätte Malta elend ausgesehen, hätte er sich um sie kümmern müssen. Hätte sie mit Trell geflirtet, hätte er den Jungen umbringen müssen. Keine Zeit. Nie fand er die Zeit, sein eigenes Leben zu leben. Er verließ die Halle der Händler und stürmte nach draußen in die Finsternis, die nur von einigen Fackeln erhellt wurde.
    Malta tanzte noch dreimal mit Cerwin. Er schien nicht zu bemerken, wie sie sich durch die Tanzschritte schleppte. Nach der schwerelosen Eleganz in Reyns Armen war der Tanz mit Cerwin eine mühsame, körperliche Anstrengung. Sie konnte weder mit seinen Schritten noch mit der Musik mithalten. Seine bewundernden

Weitere Kostenlose Bücher