Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
mich ganz benommen. Ich hätte niemals zu träumen gewagt, jemals einen so kostbaren Schatz besitzen zu dürfen wie Eure winzige Hand in meiner.«
Die Komplimente prasselten nur so auf sie herab. Malta biss die Zähne zusammen, lächelte und ließ sie über sich ergehen. Während des Tanzes versuchte sie, nicht zuzusehen, wie Reyn mit der anderen Frau tanzte. Sie konnte es zwar wegen seines Schleiers nicht genau wissen, aber es schien, als lausche er ihr gebannt. Jedenfalls drehte er den Kopf nicht ein einziges Mal in ihre Richtung.
Sie hatte ihn verloren. So einfach war es, und so rasch ging das.
Ein scharfes Wort zu viel, und der Mann war verschwunden. Einen Moment hatte sie das Gefühl, als habe man ihr das Herz aus der Brust gerissen und es wäre nur eine gähnende Leere zurückgeblieben. Was für ein Unsinn. Sie hatte sich nicht einmal klarmachen können, ob sie ihn liebte oder nicht. Das konnte es also nicht sein. Nein. Er hatte behauptet, sie zu lieben, und sie hatte ihm närrischerweise geglaubt. Ganz offensichtlich hatte er sie belogen. Es war nur verletzte Eitelkeit, die sie empfand, davon war sie überzeugt. Zorn darüber, dass er sie zum Narren gehalten hatte. Warum sollte es sie überhaupt kümmern? Sie tanzte doch in diesem Augenblick in den Armen eines anderen Mannes, der sie offensichtlich hinreißend fand. Sie brauchte Reyn nicht. Ja, wie sollte sie ihn lieben können, wo sie doch noch nicht einmal sein Gesicht gesehen hatte?
Als Reyn den Kopf neigte, um ungestörter mit der Gefährtin des Satrapen reden zu können, wurde Malta plötzlich schwindlig. Die Frau antwortete ernst und ausführlich. Malta wäre beinahe gestolpert, und Cerwin musste sie festhalten. Er schwadronierte irgendeinen Unsinn darüber, wie rosa ihre Lippen wären. Was in Sas Namen sollte sie wohl auf so einen Quatsch antworten? Sollte sie ihm etwa Komplimente über seine Zähne machen oder über den Schnitt seines Hemdes? »Ihr seht heute Abend sehr gut aus, Cerwin.« War das tatsächlich ihre Stimme? »Eure Familie muss stolz auf Euch sein.«
Er lächelte, als habe sie ihn über den grünen Klee gelobt. »Solche Worte aus Eurem Mund bedeuten mir ja so viel«, schmachtete er.
Die Musik verstummte. Zögernd ließ er sie los, und Malta trat einen Schritt zurück. Unwillkürlich suchte ihr Blick Reyn. Er beugte sich tief über die Hand der Gefährtin und deutete auf die Türen, die in den laternengeschmückten Garten führten. Sie versuchte, sich an ihrer Härte oder Entschlossenheit festzuhalten, aber was sie in ihrer Seele fand, war nur Trostlosigkeit.
»Darf ich Euch noch etwas Wein bringen?«, bot sich Cerwin an.
»Gern. Ich möchte mich eine Weile hinsetzen.«
»Selbstverständlich.« Er reichte ihr den Arm, um sie zu führen.
Als Grag Reyns Arm packte, fuhr Reyn herum und hätte ihn beinahe niedergeschlagen. »Nicht jetzt!«, zischte er. »Lasst mich los!« Malta verließ ihn. Dieser milchgesichtige Trell drängte sich bereits durch die Menge zu ihr. Jetzt war keine Zeit für ein nettes Zwiegespräch auf der Tanzfläche.
Aber Grag hielt seinen Arm fest und sprach leise und drängend. »Eine der Gefährtinnen des Satrapen hat gerade mit mir getanzt.«
»Na wundervoll! Ich hoffe, es war die Hübsche. Und jetzt lasst los!« Er verrenkte sich beinahe den Hals, um zu beobachten, wohin Malta ging.
»Nein. Ihr solltet sie um den nächsten Tanz bitten. Ich möchte, dass Ihr Euch selbst anhört, was sie mir eben erzählt hat. Anschließend findet Ihr mich im Garten, in der Nähe der Nadeleiche am östlichen Pfad. Wir müssen überlegen, wem wir das noch erzählen und welche Gegenmaßnahmen wir ergreifen wollen.«
Grags Stimme vibrierte vor Spannung. Reyn weigerte sich. Er versuchte, es beiläufig abzutun. »Ich muss erst mit Malta sprechen. Dann können wir darüber reden, Lagerhäuser niederzubrennen.«
Grag ließ ihn immer noch nicht los. »Das hier ist kein Spaß, Reyn. Und die Sache duldet keinen Aufschub. Ich fürchte, dass wir bereits zu spät kommen könnten. Es ist eine Verschwörung gegen den Satrapen im Gang.«
»Dann macht doch dabei mit!«, riet Reyn ihm gereizt. Wie sollte er jetzt an Politik denken? Malta war verletzt. Er konnte ihren Schmerz beinahe selbst spüren, so intensiv war er. Er hatte ihr wehgetan, und jetzt irrte sie wie ein verlorenes Kätzchen durch die Menge. Er musste mit ihr sprechen. Sie war doch so empfindsam.
»Die Chalcedeaner und einige seiner eigenen Höflinge wollen ihn umbringen. Und
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