Zauberschiffe 04 - Die Stunde des Piraten
plötzlich die Stirn. »Allerdings hat er eine Bedingung daran geknüpft. Er verlangt, dass Malta zu ihm kommt und sich von dem Satrapen verabschiedet, bevor sie das Fest verlässt. Ich habe ihm gesagt, wie unschicklich und aufdringlich ich das finde, aber er besteht darauf. Leider haben wir wohl kaum die Zeit, lange darüber zu streiten. Je eher wir nach Hause kommen und in Sicherheit sind, desto besser. Also, wo ist Selden?«
»Er war noch vor einem Augenblick mit dem Jungen der Daws zusammen. Ich suche ihn.« Keffria klang plötzlich müde und gehetzt. »Malta, macht es dir etwas aus? Großmutter bleibt bei dir, also brauchst du keine Angst zu haben.«
Malta überlegte, was ihre Mutter wohl alles aus ihrer Begegnung mit dem Satrapen geschlossen hatte. »Ich habe keine Angst«, erwiderte sie. »Treffen wir uns draußen?«
»Das müsste gehen. Ich suche solange Selden.«
Während Malta mit ihrer Großmutter über die Tanzfläche ging, begann Ronica zu plaudern. »Ich finde, wir sollten in etwa zehn Tagen eine Teegesellschaft geben. Die Zahl der Frauen, die dieses Jahr präsentiert worden sind, ist nicht besonders groß. Sollen wir sie nicht einfach alle einladen?«
Malta war verblüfft. »Eine Teegesellschaft? Bei uns zu Hause?«
»Am besten wohl im Garten. Wir sollten ihn eigentlich vernünftig herrichten können. Da die Beeren schon reifen, könnten wir kleine Törtchen backen. Zu meiner Zeit haben wir solche Gesellschaften meistens unter einem bestimmten Thema veranstaltet.« Großmutter lächelte. »Meine Mutter hat eine für mich gegeben, in der sich alles um Lavendel und Veilchen drehte. Wir haben kleine, kandierte Veilchen gegessen und Zuckerkuchen, die mit Blaubeersaft gefärbt waren. Der Tee war mit Lavendel aromatisiert. Wenn ich mich recht erinnere, schmeckte es scheußlich, aber die Idee war so entzückend, dass es mich nicht gestört hat.« Sie kicherte beinahe mädchenhaft.
Großmutter versuchte offenbar, ihre Laune zu heben. Malta raffte sich zu einer Erwiderung auf. »Unser Lavendel blüht dieses Jahr sehr üppig«, erklärte sie. »Wenn wir absichtlich altmodisch sind, wird sich niemand daran stören, dass wir die alten Spitzendecken und Servietten nehmen. Oder das alte Porzellanservice.« Sie lächelte gequält.
»Ach, Malta, das alles ist ja so ungerecht«, sagte Großmutter, unterbrach sich dann jedoch. »Kinn hoch und freundlich lächeln. Davad kommt.«
Der Händler stürzte sich auf sie wie ein großer Ganter in einem Geflügelhof. »Ich finde es wirklich tragisch, einfach tragisch, dieses süße Kind so überstürzt nach Hause zu scheuchen. Sind ihre Kopfschmerzen denn tatsächlich so schlimm?«
»Verheerend«, erwiderte Malta rasch. Das war also Großmutters List gewesen. »Ich bin es nicht gewohnt, so lange aufzubleiben«, fügte sie liebenswürdig hinzu. »Ich habe Großmutter gesagt, dass ich mich nur noch von Euch verabschieden und mich bei Euch dafür bedanken wollte, dass Ihr uns die Kutsche zur Verfügung stellt. Danach wollten wir gehen.«
»Ach, meine arme kleine Zuckerpflaume! Ihr wollt Euch doch gewiss noch von dem Satrapen verabschieden. Immerhin habe ich ihm bereits erzählt, dass Ihr geht, und bin hier, um Euch zu begleiten, während Ihr Euch verabschiedet.«
Ihr Untergang war besiegelt. Aus dieser Klemme gab es keinen höflichen Ausweg. »Das schaffe ich sicher noch«, erwiderte Malta schwach. Sie legte ihre Hand auf Davads Arm. Er geleitete sie rasch durch den Saal zum Podest. Ronica Vestrit eilte hinter ihnen her.
»Hier ist sie, Magnadon Satrap«, verkündete Davad pathetisch, noch bevor Malta zu Atem gekommen war. Er schien nicht zu bemerken, dass er ein Gespräch zwischen dem Satrapen und Händler Daw unterbrach.
Der Satrap warf Malta einen gleichgültigen Blick zu. »Das sehe ich«, bemerkte er gedehnt und betrachtete sie beiläufig von Kopf bis Fuß. »Wie schade, dass Ihr schon so zeitig gehen müsst. Wir konnten nur so kurz miteinander plaudern, und dabei war das Thema doch so wichtig.«
Malta wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie war in einen tiefen Knicks gesunken, als der Satrap sie angesehen hatte. Jetzt packte Davad grob ihren Arm und zerrte sie auf die Füße. Wie plump sie wirken musste! Sie fühlte, wie sie errötete. »Wollt Ihr ihm nicht gute Nacht wünschen?«, drängte Davad sie, als wäre sie ein hinterwäldlerisches Kind.
»Ich wünsche Euch einen guten Abend, Magnadon Satrap. Ich danke Euch für die Ehre, dass Ihr mir einen
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