Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
Vom Netzwerk:
Kennit vorziehe. Er ist ein besserer Partner für meine Pläne.
    Ich wünschte, dass Kennit mein Partner wäre.«
    »Ach wirklich?« Ettas Stimme klang kühl und tief.
    Wintrow zuckte zusammen, aber die Galionsfigur wirkte nur amüsiert.
    »Du doch wohl auch, denke ich«, murmelte das Schiff. Sie musterte Etta und lächelte anerkennend. Als sie sich nun auf Etta konzentrierte, schien sie Wintrow vollkommen vergessen zu haben. »Komm näher, meine Liebe. Ist das Seide aus Verania? Meine Güte, er verwöhnt dich aber wirklich. Oder vielleicht auch nur sich selbst, indem er seine Schätze allen vorführt. In dieser Farbe schimmerst du wie ein prachtvoller Edelstein in einer exotischen Fassung.«
    Etta berührte beinahe unwillkürlich den dunkelblauen Seidenstoff ihrer Bluse. Sie wirkte einen Moment verunsichert. »Ich weiß nicht, wo der Stoff hergestellt wurde. Aber Kennit hat ihn mir gegeben.«
    »Es ist fast sicher, dass wir hier veranianische Seide vor uns haben. Es ist die feinste, die es gibt, aber zweifellos bietet er dir natürlich auch nichts anderes an. Als ich noch meine wahre Gestalt hatte, brauchte ich natürlich keine Stoffe. Meine eigene Haut glänzte und schimmerte schöner als alles, was Menschen jemals anfertigen könnten. Trotzdem verstehe ich etwas von Seide. Nur in Verania können sie diesen Ton aus Drachenblau machen.« Sie musterte Etta mit geneigtem Kopf. »Er steht dir.
    Dein Teint passt gut zu leuchtenden Farben. Kennit tut recht daran, dir Silber statt Gold zu schenken. Silber funkelt an dir, wo Gold einfach nur warm wäre.«
    Etta berührte ihre Armbänder und wurde rot. Sie trat ein paar Schritte näher an die Reling. Sie erwiderte den Blick der Drachenkönigin, und eine Weile schienen die beiden sich fasziniert zu betrachten. Wintrow fühlte sich ausgeschlossen. Zu seiner Überraschung machte ihn das eifersüchtig.
    Etta schüttelte den Kopf, als wollte sie den Bann brechen. Ihr glattes schwarzes Haar schwang sacht über ihre Schultern. Sie sah Wintrow an und runzelte leicht die Stirn. »Du solltest nicht hier draußen ungeschützt in der Sonne herumlaufen. Es tut deiner Haut nicht gut. Du solltest mindestens noch einen Tag in deiner Kabine bleiben.«
    Wintrow sah sie genau an. Irgendetwas war merkwürdig. Sie behandelte ihn normalerweise nie so behutsam. Er hätte eher erwartet, dass sie ihm riet, er solle sich abhärten. Er versuchte, in ihrem Blick zu lesen, aber sie wich ihm aus und sah an ihm vorbei.
    Die Drachenkönigin war direkter. »Sie möchte gern ungestört mit mir reden. Lass uns allein, Wintrow.«
    Er ignorierte den Befehl des Drachenweibchens und wandte sich an Etta. »Ich würde dem, was sie sagt, nicht trauen. Wir kennen die Wahrheit über Viviace noch nicht. Die Legenden künden von den Gefahren, die es birgt, sich mit einem Drachen zu unterhalten. Sie wird Euch sagen, was Ihr hören wollt, und…«
    Sie war plötzlich wieder in ihm. Diesmal empfand er ihre Anwesenheit als körperliches Unbehagen. Sein Herz setzte für einen Schlag aus und schlug dann unregelmäßig weiter. Ihm trat der Schweiß auf die Stirn, und er konnte nicht richtig atmen.
    »Armer Junge«, sagte die Drachenkönigin mitleidig. »Sieh nur, wie er schwankt, Etta. Er ist heute nicht ganz bei sich.
    Geh, Wintrow«, wiederholte sie. »Ruh dich ein bisschen aus.
    Tu es.«
    »Seid vorsichtig«, brachte er mühsam heraus. »Lasst nicht zu…« Die Schwäche ließ ihn schwindeln, und ihm wurde übel.
    Er wagte nicht weiterzusprechen, weil er Angst hatte, dass er ohnmächtig werden würde. Es war plötzlich schmerzhaft hell.
    Er hielt sich den Arm vor die Augen und stolperte über das Vordeck zur Leiter. Dunkelheit. Er brauchte Dunkelheit, Ruhe und Regungslosigkeit. Das Bedürfnis danach überwältigte alle anderen Gefühle in ihm.
    Erst als er in seiner Koje lag, ließen diese Symptome nach. Er bekam Angst. Sie konnte ihm das jederzeit antun. Sie konnte ihn heilen oder töten. Wie konnte er Viviace helfen, wenn die Drachenkönigin so viel Macht über ihn hatte? Er suchte Zuflucht in einem Gebet, aber eine schreckliche Müdigkeit überkam ihn, und er schlief ein.
    Etta sah ihm kopfschüttelnd nach. »Sieh ihn nur an. Er kann kaum gerade gehen. Ich habe ihm gesagt, dass er Ruhe braucht.
    Und gestern Abend hat er viel zu viel getrunken.« Sie blickte wieder zu der Galionsfigur. Deren Augen wirkten wie geschmolzenes Gold. Sie waren wunderschön und verlockend.
    »Wer bist du?« Ihre Worte waren kühner, als sie

Weitere Kostenlose Bücher