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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sehnte sich danach, es abzunehmen. »Ich muss erst mit Kennit darüber reden«, erklärte sie jedoch. »Er wird mir sagen, wann er dazu bereit ist, dass wir ein Baby bekommen.«
    »Niemals«, erwiderte Blitz nur.
    »Was?«
    »Warte niemals darauf, dass ein Männchen eine solche Entscheidung trifft. Du bist die Königin. Du entscheidest. Männchen sind zu solchen Entscheidungen nicht fähig. Ich habe es immer und immer wieder miterlebt. Sie lassen dich auf wärmere Tage warten, auf Wohlstand und Fülle. Aber für ein Männchen ist genug niemals genug. Eine Königin weiß, dass wir uns vor allem dann um den Fortbestand der Rasse kümmern müssen, wenn die Zeiten am härtesten sind. Einige Dinge können Männchen einfach nicht entscheiden.« Sie strich sich mit der Hand über ihr Haar und warf Etta ein vertrauliches Lächeln zu, das plötzlich sehr menschlich wirkte. »Ich habe mich immer noch nicht ganz an Haar gewöhnt. Es fasziniert mich.«
    Etta musste unwillkürlich grinsen. Sie beugte sich über die Reling. Es war schon lange her, dass sie mit einer anderen Frau gesprochen hatte. Ganz zu schweigen mit einer, die genauso unverblümt redete wie ein Hure. »Kennit ist nicht wie andere Männer«, sagte sie.
    »Das wissen wir beide. Du hast einen guten Partner gewählt.
    Aber was nützt es, wenn das da es aufhält? Nimm es ab, Etta.
    Warte nicht darauf, dass er dir sagt, was du tun sollst. Sieh dich um. Sagt er jedem seiner Leute, wann die Zeit gekommen ist, dass sie ihre Aufgaben erledigen sollen? Natürlich nicht!
    Wenn er das täte, könnte er es auch gleich selbst machen. Er ist ein Mann, der erwartet, dass die anderen mitdenken. Ich würde eine Wette riskieren. Hat er dir nicht schon angedeutet, dass er einen Erben will?«
    Etta dachte an Kennits Worte, als sie ihm das geschnitzte Püppchen gezeigt hatte. »Doch«, gab sie leise zu.
    »Also. Willst du darauf warten, bis er es dir befiehlt? Was für eine Schande. Kein Weibchen sollte darauf warten, dass ein Männchen ihr zu tun befiehlt, was allein ihre Sache ist. Nimm es ab, Königin.«
    Königin. Etta wusste, dass die Drachenkönigin mit diesem Ausdruck einfach nur Weibchen meinte. Weibliche Drachen waren Königinnen. Doch als Blitz das Wort aussprach, löste sie damit eine Vorstellung aus, an die Etta kaum zu denken wagte.
    Wenn Kennit der König der Pirateninseln sein würde, was war sie dann? Vielleicht nur seine Frau. Aber wenn sie sein Kind trug, dann würde sie doch sicherlich…
    Noch während sie sich für diese hochtrabenden Fantasien schalt, griff sie unter die Seide ihrer Bluse an ihren warmen Bauch. Das kleine Hexenholzamulett hing an einem feinen Silberdraht, der mit Haken und Öse befestigt war. Sie drückte ihn zusammen, und er sprang auf. Dann zog sie das Amulett vorsichtig aus dem Loch heraus und hielt es in ihrer Hand. Der Schädel grinste sie an. Sie erschauderte.
    »Gib ihn mir«, sagte Blitz ruhig.
    Etta wollte nicht darüber nachdenken. Sie streckte ihre Hand aus und legte ihn dann auf die breite Handfläche, die die Galionsfigur ihr entgegenhielt. Einen Moment lag er da, und der Silberdraht glitzerte in der Sonne. Dann schlug Blitz die Hand vor den Mund wie ein Kind, das eine Süßigkeit nascht. Lachend zeigte sie Etta anschließend ihre leere Hand. »Weg!«, sagte sie. In dem Moment war die Entscheidung unwiderruflich.
    »Was soll ich Kennit sagen?« Etta äußerte den Gedanken laut.
    »Nichts!«, antwortete das Schiff gut gelaunt. »Gar nichts.«
    Das Knäuel war immer weiter gewachsen, bis es die größte Zahl von Seeschlangen bildete, die ihre Zugehörigkeit zu einer einzelnen Schlange bekundeten, die Shreeva jemals gesehen hatte. Manchmal trennten sie sich, um Nahrung zu suchen, aber jeden Abend sammelten sie sich wieder. Sie kamen zu Maulkin, in allen Farben und Größen. Nicht alle erinnerten sich daran, wie sie sprechen konnten, und einige waren erschreckend wild. Andere trugen die Male von Missgeschicken oder die eiternden Wunden von Begegnungen mit feindlichen Schiffen auf ihrem Körper. Die Maßlosigkeit, mit der einige der wilden Schlangen die Grenzen zivilisierten Verhaltens überschritten, erschreckte Shreeva. Einige wenige, wie die geisterhafte weiße Schlange, schmerzten sie sogar mit der sengenden Qual, die sie befallen hatte. Vor allem vor der Wut der Weißen verstummten alle anderen. Trotzdem folgten sie alle ohne Ausnahme Maulkin.
    Ihre schiere Zahl schien ihr Vertrauen in Maulkins Anführerschaft zu festigen. Maulkin

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