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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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sage euch, sie genügten nicht! Wenn wir dazu verdammt sind, unterzugehen, dann sollten wir unsere Stimmen und unseren Verstand verlieren, bevor wir sterben. Ihre Erinnerungen sind die Qualen nicht wert, die ich ertragen muss.« Seine aufgerichtete Mähne stieß plötzlich einen Wolke von Giften aus, die er in seine Schnauze steckte.
    Maulkin stieß zu, so schnell, wie er nach Beute schnappte.
    Seine goldenen Augen blitzten, als er den Weißen umklammerte und ihn von seinen eigenen Giften wegriss. »Genug! «, schrie er. Seine Worte waren ärgerlich, nicht aber seine Stimme. Der Weiße wehrte sich, aber Maulkin drückte ihn, als wäre er bloß ein Delfin. »Du bist nur einer! Du kannst nicht für das ganze Knäuel entscheiden oder gar für unsere ganze Rasse! Du hast eine Pflicht, und die wirst du erfüllen, bevor du dir dein eigenes sinnloses Leben nimmst.« Maulkin stieß eine Wolke seiner eigenen Gifte aus. Die wütenden roten Augen des Weißen drehten sich langsamer und verfärbten sich schließlich zu einem matten Kastanienbraun. Seine Kiefer öffneten sich langsam, als die Gifte wirkten. Maulkin redete leiser weiter. »Du wirst uns zu Der, die sich erinnert, führen. Wir haben bereits einige Erinnerungen aus einem silbernen Versorger absorbiert.
    Wenn nötig, können wir mehr holen. Zusammen mit dem, was wir von Der, die sich erinnert, erfahren, ist das vielleicht genug.« Unwillig fügte er hinzu: »Welche Wahl hätten wir sonst?«
    Kennit drehte sein Gesicht vor dem Spiegel nach rechts und nach links. Sein schwarzes Haar und sein gestutzter Vollbart glänzten vor Zitronenöl. Auf seiner Brust und unter den Manschetten seiner dunkelblauen Jacke bauschte sich makellose weiße Spitze. Selbst das Leder seines Stumpens war poliert worden, bis es glänzte. An seinen Ohrläppchen baumelten schwere silberne Ohrringe. Ich sehe wie ein Mann aus, der jemandem den Hof machen will, dachte er. Und in gewisser Weise stimmte das auch.
    Er hatte nach seiner letzten Unterhaltung mit dem Schiff nicht gut geschlafen. Sein verdammter Talisman hatte ihn wach gehalten, geflüstert und gekichert und ihn gedrängt, die Bedingungen des Drachen zu akzeptieren. Dieses Drängen setzte Kennit am meisten zu. Konnte er dem verdammten Ding vertrauen? Wagte er, es zu ignorieren? Er hatte sich herumgewälzt, bis Etta zu ihm gekommen war. Aber selbst ihre sanfte Massage von Hals und Rücken hatte ihn keine Ruhe finden lassen. Im Morgengrauen war er endlich eingeschlafen. Als er erwachte, war er plötzlich entschlossen gewesen. Er würde das Schiff zurückgewinnen, noch einmal. Diesmal würde er wenigstens nicht ihre Zuneigung zu Wintrow überwinden müssen.
    Er wusste wenig über Drachen, also konzentrierte er sich auf das, was er wusste. Sie war ein Weibchen. Also würde er ihr Geschenke anbieten und sehen, was es ihm einbrachte. Zufrieden mit seinem Aussehen humpelte er zu seinem Bett zurück und musterte seine Schätze. Ein Gürtel aus Silberringen, die mit Lapislazuli geschmückt waren, würden als Armband dienen. Wenn es ihr gefiel, konnte er zwei Silberarmbänder zu Ohrringen umarbeiten lassen. Etta würde sie kaum vermissen.
    In einem schweren Flakon befand sich eine große Menge Glyzinien-Öl. Er hatte keine Ahnung, welche Gegenstände ihr noch gefallen könnten. Wenn diese Schätze sie nicht rührten, dann würde er sich einen anderen Weg ausdenken. Aber er würde sie wieder für sich gewinnen. Er schob die Gaben in einen Samtbeutel und band ihn sich an den Gürtel. Am besten konnte er sich bewegen, wenn er die Hände frei hatte. Er wollte vor ihr nicht unbeholfen wirken.
    Er begegnete Etta im Gang vor seiner Kabine. Sie hatte eine Ladung frischer Bettwäsche auf den Armen. Sie musterte ihn, und beinahe hätte ihr offener, anerkennender Blick ihn beleidigt. Trotzdem sagte er ihm, dass seine Bemühungen sichtlichen Erfolg gezeitigt hatten. »Na!«, bemerkte sie, ein bisschen keck. Sie lächelte.
    »Ich rede mit dem Schiff«, erklärte er mürrisch. »Sorg dafür, dass uns keiner stört.«
    »Ich gebe den Befehl sofort weiter«, erwiderte sie. Dann lächelte sie und wagte hinzuzufügen: »Ihr seid klug, so hinzugehen. Es wird ihr gefallen.«
    »Woher willst du das wissen?«, bemerkte er, während er an ihr vorbeistampfte.
    »Ich habe heute Morgen mit ihr gesprochen. Sie war sehr freundlich zu mir und hat offen davon gesprochen, wie sehr sie Euch bewundert. Zeigt ihr, dass auch Ihr sie bewundert, das wird ihre Eitelkeit befriedigen. Sie

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