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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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befand. Sein Körper und seine Worte schwangen in Harmonie, als er redete.
    »Wir versuchen, zu unserem Zuhause zurückzukehren, in die Länder, in denen wir gejagt haben und wo wir geflogen sind.
    Ich fürchte, dass wir schon da sind. Yruran lag im Landesinneren. Unter uns befinden sich die versunkenen Ruinen dieser Stadt.« Er schwamm eine langsame Schleife, als er ihre Hoffnungen zunichte machte. »Das war kein kleines Erdbeben. Alle Merkmale haben sich bis zur Unkenntlichkeit verändert. Wir suchen einen Fluss, der uns nach Haus geleitet. Aber ohne eine Führung aus der Welt über uns werden wir ihn leider niemals finden. Und bisher ist uns eine solche Führung versagt geblieben. Wir sind nach Norden geschwommen, und wir sind nach Süden geschwommen, und wir haben immer noch keinen gefunden, der uns ruft. Wir sind verloren. Unsere einzige Hoffnung ist nun Die, die sich erinnert. Und selbst die genügt möglicherweise nicht.«
    Tellur, eine schlanke grüne Seeschlange, wagte zu protestieren. »Wir haben vergeblich nach einer gesucht. Wir sind müde.
    Wie lange müssen wir noch wandern und uns danach sehnen, Maulkin? Du hast ein mächtiges Knäuel zusammengerufen, aber so mächtig wir auch sind, im Vergleich zu dem, was wir einst waren, sind wir nur wenige. Sind sie alle untergegangen, all die Knäuel, die eigentlich auch ausschwärmen sollten? Ist das alles, was von unserem Volk übrig ist? Müssen wir auch sterben, zugrunde gehen als Wanderer? Kann es vielleicht sein, dass es keinen Fluss, kein Zuhause für uns gibt?«
    Maulkin log sie nicht an. »Vielleicht. Es kann sein, dass wir untergehen und unsere Spezies ausstirbt. Aber wir werden nicht kampflos untergehen! Ein letztes Mal werden wir Die, die sich erinnert, suchen, aber diesmal werden wir alle unsere Kräfte auf diese Aufgabe konzentrieren. Wir werden einen Führer finden, oder wir werden bei dem Versuch sterben.«
    »Dann sterben wir.« Seine Stimme war kalt und tot, wie dickes Eis, das brach. Die weiße, männliche Schlange drängte sich zum Mittelpunkt des Knäuels und wand sich beleidigend vor Maulkin. Shreevas Mähne richtete sich entsetzt auf. Der Weiße provozierte Maulkin, ihn zu töten. Seine anmaßende Haltung forderte den Tod geradezu heraus. Alle warteten darauf, dass das Urteil vollstreckt wurde.
    Aber Maulkin hielt sich zurück. Er wob seinen Körper in einem größeren Muster, eines, das die Beleidigungen des Weißen umfasste und den anderen verbot zu handeln. Er sagte kein Wort, obwohl seine Mähne aufgerichtet war und eine schwache Spur von Giften absonderte. Das Schweigen und dieses Gift umgaben den Weißen wie ein Netz. Seine Bewegungen wurden langsamer, bis er schließlich beinahe regungslos im Wasser hing. Maulkin hatte ihm keine Fragen gestellt, und dennoch antwortete der Weiße wütend.
    »Weil ich mit Der, die sich erinnert, gesprochen habe. Ich war wild und ohne Sinn und Verstand, ein ebensolches Biest wie viele der Unwissenden, die dir jetzt folgen. Aber sie fing mich und hielt mich fest. Während sie mir ihre Erinnerungen aufzwang, bis ich beinahe daran erstickte.« Er drehte sich in einem schnellen Kreis, als wollte er sich selbst angreifen. Immer schneller und schneller wirbelte er durch das Wasser. »Ihre Erinnerungen waren Gift! Gift! Sie waren giftiger als alles, was jemals aus einer Mähne geströmt ist. Als ich mich daran erinnerte, was wir einmal gewesen sind, was wir jetzt sein sollten, und es mit dem verglich, was aus uns geworden ist… musste ich würgen. Am liebsten hätte ich dieses elende Leben ausgestoßen!«
    Maulkin hatte in seinem schweigenden, webenden Tanz nicht innegehalten. Er errichtete damit eine Barriere zwischen dem Weißen und den Schlangen, die im Wasser hingen und zuhörten.
    »Es ist zu spät.« Der Weiße trompetete das Wort klar und deutlich heraus. »Zu viele Jahreszeiten sind schon verstrichen.
    Unsere Zeit für den Wechsel ist zahllose Male gekommen und verstrichen. Ihre Erinnerungen stammen aus einer Welt, die längst vergangen ist! Selbst wenn wir den Fluss finden, der zu unseren Kokongründen führt, wird uns dort niemand erwarten, der uns bei der Herstellung unserer Kokons hilft. Sie sind alle tot.« Er sprach schneller, und die Worte sprudelten aus ihm hervor wie ein rauschender Strom. »Keine Eltern warten darauf, ihre Erinnerungen zu verströmen. Wir würden aus unserer Metamorphose genauso unwissend erwachen, wie wir hineingegangen sind. Sie hat mir ihre Erinnerungen gegeben, und ich

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