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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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mag ein Drache sein, aber sie ist weiblich genug, dass wir beide uns verstehen.« Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: »Sie meint, dass wir sie Blitz nennen sollen. Der Name passt gut zu ihr. Sie strahlt Licht und Macht aus.«
    Kennit blieb stehen und drehte sich zu ihr um. »Was hat denn zu dieser neuen Allianz geführt?«, erkundigte er sich leicht nervös.
    Etta neigte den Kopf und schien nachzudenken. »Sie ist jetzt anders. Mehr kann ich nicht sagen.« Sie lächelte plötzlich. »Ich glaube, sie mag mich. Sie meint, wir könnten wie Schwestern sein.«
    Er hoffte, dass er seine Überraschung verbergen konnte. »Das hat sie gesagt?«
    Die Hure stand da, presste das Bettzeug an ihren Busen und lächelte. »Sie sagte, dass wir beide nötig wären, um Euren Ehrgeiz zu befriedigen.«
    »Aha«, erwiderte er, drehte sich um und stampfte weiter. Das Schiff hatte sie auf seine Seite gezogen. So einfach, mit ein oder zwei netten Worten? Das kam ihm unwahrscheinlich vor.
    Etta war keine Frau, die man schnell in seinen Bann ziehen konnte. Was hatte der Drache ihr geboten? Macht? Reichtum?
    Aber noch dringender war die Frage: Warum? Warum versuchte der Drache, sich mit der Hure zu verbünden?
    Er merkte, wie er sich beeilte, und ging absichtlich langsamer. Er sollte dem Drachenweibchen nicht hastig gegenübertreten. Ruhig, beruhige dich. Werbe gelassen um sie. Gewinne sie für dich, dann ist ihre Freundschaft mit Etta keine Bedrohung.
    Sobald er auf das Deck trat, merkte er die Veränderung. In der Takelage waren die Männer dabei, ein Segel auszutauschen, und scherzten dabei. Jola schrie ein Kommando, und die Männer gehorchten augenblicklich. Einer rutschte ab, lachte und zog sich geschickt wieder hoch. Die Galionsfigur stieß einen anerkennenden Schrei aus. Kennit wusste sofort, dass der Matrose nicht wirklich abgerutscht war. Er gab nur vor der Galionsfigur an. Sie brachte die ganze Mannschaft dazu, ihr ihre Fähigkeiten vorzuführen. Und sie wetteiferten wie Schuljungen um ihre Aufmerksamkeit.
    »Was hast du getan, um sie so zu beeindrucken?«, begrüßte er sie.
    Sie lachte herzlich und warf ihm einen Blick über ihre nackte Schulter zu. »Es bedarf so wenig, um sie zu verführen. Ein Lächeln, ein nettes Wort, eine Herausforderung, um zu sehen, ob sie ein Segel nicht etwas schneller setzen können. Ein bisschen Aufmerksamkeit, und sie kämpfen sofort um mehr.«
    »Ich bin überrascht, dass du uns überhaupt deiner Aufmerksamkeit für wert erachtest. Gestern Abend schienst du noch sehr wenig für Menschen übrig zu haben.«
    Sie reagierte nicht auf die Worte. »Ich habe ihnen Beute versprochen, noch vor morgen Abend. Aber das geht nur, wenn ihre Fähigkeiten mit meinen Sinnen mithalten können. Nicht sehr weit vor uns segelt ein Kaufmannsschiff. Es transportiert Gewürze von den Mangardor-Inseln. Wir sollten sie bald eingeholt haben, wenn sie meine Segel gut zum Wind trimmen.«
    Also hatte sie ihren neuen Körper akzeptiert. Er verkniff sich lieber jede Bemerkung dazu. »Du kannst das Schiff noch hinter dem Horizont sehen?«
    »Das ist nicht nötig. Der Wind hat mir den Geruch zugetragen. Gewürznelken und Sandelholz, Pfeffer und Zimt. Der Geruch der Mangardor-Inseln. Nur ein Schiff mit einer schweren Ladung kann solche Düfte so weit nach Norden tragen. Wir sollten es bald sichten.«
    »Kannst du wirklich so gut riechen?«
    Sie lächelte räuberisch. »Die Beute ist gar nicht so weit voraus. Sie sucht sich den Weg durch die Inseln. Wenn deine Augen so scharf wären wie meine, würdest du sie auch entdecken.« Dann verschwand das Lächeln von ihren Lippen. »Ich kenne diese Gewässer als Schiff. Als Drache allerdings nicht.
    Alles hat sich vollkommen verändert, seit ich das letzte Mal darüber hinweggeflogen bin. Es ist vertraut und doch fremd.«
    Sie runzelte die Stirn. »Kennst du die Mangardor-Inseln?«
    Kennit zuckte mit den Schultern. »Ich kenne die Mangardor-Felsen. Sie sind eine Gefahr, wenn sie im Nebel liegen, und bei manchen Gezeiten liegen sie so knapp unter der Wasseroberfläche, dass sie den Rumpf eines Schiffes aufreißen können, wenn es ihnen zu nahe kommt.«
    Ein besorgtes Schweigen antwortete ihm. »Aha«, sagte sie nach einer Weile. »Entweder sind die Ozeane der Welt gestiegen, oder aber meine Heimatländer sind versunken. Ich frage mich, was von meinem Zuhause übrig geblieben ist.« Sie hielt inne. »Aber Anderland, wie du es nennst, scheint kaum verändert zu sein. Also ist doch ein Teil

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