Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
Stadt zu regieren. Das drängt das Drei-Schiffe-Volk an den Rand.« Er schüttelte den Kopf.
»Wenn Ihr wollt, dass wir auf Eurer Seite stehen, dann muss das auch heißen, an Eurer Seite. Nicht hinter einer Mauer oder an der Leine.«
Keffria starrte ihn an. Sie verstand ihn nicht. Aber eine tiefe Unruhe packte sie. Das Bingtown, das sie kannte, wurde immer mehr demontiert, und die Menschen in diesem Zimmer schienen auch noch die Absicht zu haben, den Prozess zu beschleunigen. Waren ihre Mutter und Jani Khuprus denn verrückt geworden? Wollten sie Bingtown retten, indem sie es vollkommen zerstörten? Hatten sie ernsthaft vor, ihre Macht mit ehe maligen Sklaven und Fischern zu teilen?
»Ich weiß, dass meine Freundin Ronica Vestrit Eure Meinung teilt«, sagte Jani Khuprus ruhig. »Sie hat mir gesagt, dass alle Menschen in Bingtown sich zusammenschließen müssen, die ähnliche Ziele haben. Ganz gleich, ob sie Händler sind oder nicht.« Sie musterte alle Anwesenden. »Mit großem Respekt vor all denen, die hier am Tisch sitzen, und trotz der Meinung meiner teuren Freundin weiß ich nicht, ob das möglich ist. Die Beziehungen zwischen Bingtowner Händlern und Regenwildhändlern sind uralt und mit Blut besiegelt.« Sie hielt inne und zuckte langsam mit den Schultern. »Wie könnten wir diese Loyalität auch anderen entgegenbringen? Und könnten wir sie im umgekehrten Fall auch verlangen? Seid Ihr bereit, ein so starkes Band, wie wir es haben, zu bilden und Euch daran zu halten? Und Euch nicht nur selbst dazu verpflichten, sondern auch Eure Kinder und Kindeskinder?«
»Das kommt darauf an.« Keffria fiel plötzlich wieder der Name des Drei-Schiffe-Mannes ein, der jetzt antwortete. Sparse Kelter. Er sah die Sklaven am Tisch an, als hätten sie bereits darüber geredet. »Wir würden als Entgelt für diese Loyalität auch Forderungen stellen. Die können wir auch gleich jetzt auf den Tisch legen. Sie sind einfach, und Ihr könnt sie annehmen oder ablehnen. Wenn die Antwort Nein lautet, verschwende ich wenigstens nicht meine Zeit, indem ich hier rede.«
Keffria erinnerte sich plötzlich an ihren Vater und dessen Abneigung dagegen, Zeit mit ausweichenden Manövern zu verschwenden, statt geradeheraus zu sprechen.
Kelter wartete, und als ihm niemand widersprach, fuhr er fort.
»Land für alle. Ein Mann sollte den Flecken Erde besitzen, auf dem sein Haus steht, und ich rede nicht von einem Fleckchen Strand gerade außerhalb der Reichweite der Brandung. Die Drei-Schiffe-Leute sind Fischer. Wir verlangen nicht mehr als einen Platz für ein ordentliches Haus, ein bisschen Boden, auf dem Hühner scharren können, ein bisschen Grünzeug und eine Stelle, an der wir unsere Netze flicken können. Aber die, die lieber Bauern oder Viehzüchter werden wollen, brauchen mehr.«
Er sah sich immer noch am Tisch um, weil er wissen wollte, wie seine Worte aufgenommen wurden, als eine Tätowierte sich zu Wort meldete. »Keine Sklaverei«, sagte sie heiser.
»Bingtown soll zu einem Ort werden, der Sklaven willkommen heißt. Sie sollen hier nicht fürchten müssen, ihren ehemaligen Herren zurückgegeben zu werden. Keine Sklaverei und Land für alle, die schon hier sind.« Die Frau zögerte und fuhr dann fort: »Und für jede Familie eine Stimme im Bingtowner Konzil.«
»Stimmen im Konzil gehen immer mit Landbesitz einher«, erklärte Naria nachsichtig.
»Und wohin hat uns das gebracht? Genau zu diesem Punkt, diesem Durcheinander. Als die Neuen Händler aufgrund von Landbesitz Stimmen forderten, waren wir dumm genug, sie ihnen zu gewähren. Wenn es das Händler-Konzil nicht gegeben hätte, würden sie Bingtown längst regieren.« Devouchets sanfte, tiefe Stimme milderte seine deutlichen Worte.
»Wir haben das Händler-Konzil von Bingtown auch vorher immer gesondert behandelt«, erklärte Keffria. »Könnten wir das nicht wieder tun? Ein Konzil bilden, indem alle Landbesitzer eine Stimme haben, und ein anderes, in dem nur die Bingtown-Händler sitzen?«
Sparse Kelter verschränkte die Arme vor der Brust. Die Frau neben ihm sieht ihm so ähnlich, dachte Keffria. Sie muss irgendwie mit ihm verwandt sein. »Und dann wissen wir auch ganz genau«, erwiderte der Drei-Schiffe-Mann ruhig, »wo die eigentliche Macht liegt. Keine Leine. Und ein faires Mitspra cherecht in Bingtown.«
»Wir haben gehört, was Ihr fordert, aber nicht, was Ihr bietet«, sagte ein anderer Händler. Keffria bewunderte die unauffällige Art, mit der er Kelters Bemerkung
Weitere Kostenlose Bücher