Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
Anzeichen von ihr im Hafen gesehen…«
»Nein. Ich glaube nicht, dass die Viviace heute Nacht hier ankert. Das wäre ein bisschen viel Glück gewesen. Aber sie war hier, als ich das letzte Mal hier eingelaufen bin, und ich glaube, sie wird auch wieder hierher kommen. Geduld.« Er drehte sich zu Althea um. In dem schützenden Nebel wagte er es, ihre Hand zu nehmen und sie an sich zu ziehen. »Was hast du dir vorgestellt? Dass wir sie hier heute Nacht finden und es uns irgendwie gelänge, sie ohne einen Kampf heimlich zu entführen?«
»Ein Kindertraum«, gab Althea zu. Sie senkte kurz ihre Stirn gegen seine Schulter. Brashen hätte sie liebend gern in die Arme genommen und festgehalten.
»Dann nenn mich ein Kind, denn ich hatte dieselbe vergebliche Hoffnung. Dass irgendetwas einfach und leicht für uns sein könnte.«
Sie richtete sich seufzend auf und trat von ihm zurück. Die nasskalte Nacht wurde schlagartig noch kälter.
»Althea?«, fragte er sehnsüchtig. »Glaubst du, dass es jemals eine Zeit geben wird, zu der ich mit dir am Arm am helllichten Tag über die Straße gehen kann?«
»Ich habe mir nie erlaubt, so weit im Voraus zu denken«, sagte sie langsam.
»Ich schon«, erwiderte Brashen geradeheraus. »Ich habe mir vorgestellt, wie es ist, wenn du die Viviace führst und ich immer noch den Paragon. Das ist das glücklichste Ende, das wir uns aus dieser Unternehmung erhoffen können. Aber dann frage ich mich, wo wir dann stehen. Wann und wo wollen wir jemals ein Heim für uns schaffen?«
»Manchmal sind wir sicher beide gleichzeitig im selben Hafen.«
Er schüttelte den Kopf. »Das reicht mir nicht. Ich möchte dich immer bei mir haben, an meiner Seite.«
»Brashen«, erwiderte sie ruhig. »Ich kann es mir nicht erlauben, jetzt daran zu denken. Ich fürchte, dass meine Planung für morgen mit meinem Familienschiff anfangen muss.«
»Und ich fürchte, dass es immer so sein wird. Dass alle deine Pläne immer mit deinem Familienschiff anfangen.« Plötzlich merkte er, dass er wie ein eifersüchtiger Liebhaber klang.
Althea schien das ebenso zu empfinden. »Brashen, müssen wir jetzt von diesen Dingen sprechen? Können wir nicht mit dem zufrieden sein, was wir haben, ohne an morgen zu denken?«
»Eigentlich bin ich derjenige, der solche Dinge sagen sollte«, antwortete Brashen mürrisch. »Trotzdem weiß ich, dass ich mich für den Moment mit dem zufrieden geben muss, was wir haben. Gestohlene Momente, heimliche Küsse.« Er lächelte wehmütig. »Mit siebzehn hätte ich das für den Inbegriff einer Romanze gehalten. Heimliche Leidenschaft auf einem Schiff.
Verstohlene Küsse auf dem Achterdeck in einer nebligen Nacht.« Mit einem Schritt war er bei ihr und zog sie in seine Arme. Er küsste sie leidenschaftlich. Aber er hatte sie keineswegs überrumpelt. Hatte sie darauf gewartet, dass er es tat? Sie hielt sich nicht zurück, sondern schmiegte sich an ihn. Ihre Reaktion erregte ihn so sehr, dass er vor Verlangen aufstöhnte.
Zögernd ließ er sie wieder los.
Brashen rang nach Luft. »Aber ich bin kein Junge mehr. Jetzt macht mich das einfach wahnsinnig. Ich will mehr als das, Althea.
Ich will keine Ungewissheit und Streitereien und Eifersucht.
Ich will nicht herumschleichen und meine Gefühle verstecken müssen. Ich will das tröstliche Wissen, dass du zu mir gehörst, und stolz darauf sein, dass alle anderen das auch erfahren. Ich will, dass du in meinem Bett neben mir liegst, jede Nacht, und mir morgens am Frühstückstisch gegenübersitzt. Ich will wissen, dass du in einigen Jahren immer noch neben mir stehst, wenn ich auf irgendeinem anderen Deck irgendwohin fahre.«
Sie drehte sich um und sah ihn ungläubig an. In der Dunkelheit konnte sie seine Gesichtszüge kaum erkennen. Machte er sich über sie lustig? Seine Stimme hatte ernst geklungen.
»Brashen Trell, machst du mir da etwa einen Heiratsantrag?«
»Nein«, erwiderte er hastig. Dann schwieg er lange und verlegen und lachte schließlich leise. »Ja, ich glaube schon. Das ist ein Heiratsantrag oder doch zumindest etwas sehr Ähnliches.«
Althea holte tief Luft und lehnte sich an die Reling. »Du überraschst mich immer wieder«, bemerkte sie zitternd. »Ich…
Ich weiß darauf jetzt keine Antwort.«
Seine Stimme zitterte ebenfalls, obwohl sie merkte, wie er sich darum bemühte, beiläufig zu klingen. »Das ist schon in Ordnung. Ich habe die Frage ja auch noch nicht richtig gestellt.
Aber wenn das alles vorbei ist, werde ich es
Weitere Kostenlose Bücher