Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt
tun.«
»Wenn das hier vorbei ist, habe ich auch eine Antwort für dich.« Sie gab ihm dieses Versprechen, obwohl sie nicht im Geringsten wusste, wie diese Antwort ausfallen würde. Hastig verbannte sie jeden Gedanken daran aus ihrem Kopf. Andere Dinge sind wichtiger, sagte sie sich. Andere Dinge, mit denen sie sich auseinander setzen mussten. Selbst wenn diese Dinge ihr Herz längst nicht so zittern ließen wie dieses Thema. Sie versuchte, ihren schnellen Atem und ihre Sehnsucht unter Kontrolle zu bekommen.
»Was machen wir als Nächstes?«, fragte sie und deutete auf die gedämpften Lichter.
Er antwortete mit einer Gegenfrage. »Wem vertraust du hier an Bord am meisten? Nenn mir zwei Leute.«
Das war kein Problem. »Amber und Clef.«
Er lachte wehmütig. »Das wäre auch meine Antwort gewesen. Und wem traust du am wenigsten?«
Erneut brauchte sie keine Bedenkzeit. »Lavoy und Artu.«
»Dann sind die vier von der Liste der Leute gestrichen, die wir mit an Land nehmen. Wir wollen keine Probleme mit herumschleppen und auch das Schiff nicht unbeaufsichtigt lassen.«
Wir. Der Klang dieses Wortes gefiel ihr. »Wen nehmen wir mit?«
Er zögerte nicht. »Jek, Cypros und Kert. Ich würde auch gern ein oder zwei ehemalige Sklaven mitnehmen, um den Einwohnern den Eindruck zu vermitteln, dass wir schon eine gemischte Mannschaft sind. Du musst sie aussuchen.« Er dachte kurz nach. »Lop lasse ich als Rückendeckung bei Amber. Und Haff sage ich, dass er ihr helfen soll, wenn sie ihn darum bittet. Und ihr erkläre ich, dass Lop Clef an Land rudern soll, wenn es auf dem Schiff Ärger gibt, ganz gleich, ob er von außen oder von innen kommt.«
»Erwartest du Schwierigkeiten mit Lavoy?«
Er gab einen verächtlichen Laut von sich. »Ich erwarte nichts, sondern ich plane nur für alle Eventualitäten.«
Sie senkte die Stimme. »Es kann so nicht weitergehen. Was willst du gegen ihn unternehmen?«
»Er soll den ersten Zug machen«, antwortete er. »Und wenn sich dann der Staub gelegt hat, werde ich sehen, was übrig ist.
Vielleicht kann ich einen vernünftigen Seemann aus ihm machen.«
Die Morgendämmerung kam und brachte eine Enttäuschung.
Die Sonne vertrieb den Nebel, Wolken zogen auf und verdeckten die Sonne, und ein eisiger Regen peitschte herunter. Brashen befahl, die Gig zu Wasser zu lassen. Während sie vorbereitet wurde, starrte er zu Divvytown hinüber. Er erkannte es kaum noch. Die erhöhte Laterne entpuppte sich als Licht auf einem Wachturm. Die Docks befanden sich an einer anderen Stelle, und hinter ihnen standen Lagerhäuser, die aus frisch geschlagenen Baumstämmen errichtet waren. Am Rand der Stadt standen noch die Ruinen einiger ausgebrannter Gebäude, als hätte eine Feuerbrunst den Neubau der Stadt ausgelöst. Er bezweifelte, dass es sich um einen Unfall gehandelt hatte. Die Existenz des Wachturms legte nahe, dass diese Menschen sich nicht noch einmal überraschen lassen wollten.
Er grinste böse. Vermutlich würden sie sich ganz schön darüber aufregen, dass ein fremdes Schiff so plötzlich mitten in ihrem Hafen lag. Brashen spielte kurz mit dem Gedanken, dass er an Bord auf die Leute warten könnte, die sie ihm zweifellos schicken würden, um ihn auszufragen. Aber er entschied sich dagegen. Er wollte kühn und direkt sein, würde davon ausgehen, dass man ihn willkommen hieß und brüderlich begrüßte, und herausfinden, wie weit ihn das brachte.
Brashen atmete tief durch. Es überraschte ihn selbst, dass er grinsen musste. Er sollte eigentlich erschöpft sein. Er war fast die ganze Nacht wach gewesen und lange vor Morgengrauen aufgestanden, nur um das Vergnügen zu haben, Lavoy aus dem Bett zu holen. Er hatte dem Maat seine Befehle gegeben. Er sollte an Bord bleiben und Ordnung auf dem Schiff halten. Der Mannschaft war es nicht erlaubt, das Schiff zu verlassen oder mit Leuten zu sprechen, die sich dem Paragon näherten. Clef und die anderen Schiffsboote unterstanden Ambers Kommando. Noch bevor Lavoy zu fragen wagte, warum, fügte Brashen hinzu, dass Amber besondere Befehle hätte und dass Lavoy sie bei der Ausübung nicht behindern sollte. In der Zwischenzeit sollte das Bettzeug der Mannschaft an Deck gelüftet werden.
Außerdem sollten Läuse und anderes Ungeziefer vernichtet sowie die Kombüse geschrubbt werden. Diese Arbeit würde den Maat und die Männer reichlich beschäftigen, das wussten sie beide. Brashen starrte Lavoy an, bis der Erste Maat mürrisch seine Befehle bestätigte. Dann
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