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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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der Hand, aber dessen Spitze war nach unten auf den Boden gerichtet.
    »Also bist du zurückgekommen«, sagte Reyn ruhig. »Warum?«
    Sie schnaubte. »Warum? Warum nicht? Ich gehe, wohin ich will, Mensch. Du hast nicht das Recht, einem Herrscher der Drei Reiche Fragen zu stellen. Der Kleine hat eine bessere Rolle gewählt. Du wärst klüger beraten, ihm nachzueifern.«
    Reyn stieß die blutbefleckte Spitze seines Schwertes auf den Boden. Er wagte es, sie finster anzusehen. »Du säuberst unseren Hafen von ein paar feindlichen Schiffen und erwartest, das wir vor Dankbarkeit vor dir kriechen?«
    »Du misst dir eine Bedeutung bei, die nicht existiert, Reyn Khuprus. Deine Feinde interessieren mich nicht, sondern nur meine eigenen. Sie haben mich mit Pfeilen bedroht und ein angemessenes Ende gefunden, wie alle, die mich herausfordern.«
    Der dunkelhaarige Regenwildmann kam näher. Er stützte sich auf sein Schwert, das sah sie jetzt. Und er war offenbar erschöpfter, als sie vermutet hatte. Sein linker Arm war mit getrocknetem Blut beschmiert. Als er zu ihr hochblickte, glänzte das Sonnenlicht auf seiner schuppigen Stirn. Sie zuckte belustigt mit den Ohren. Er trug ihr Zeichen und wusste es nicht einmal. Er gehörte ihr und hatte keine Ahnung davon. Er gehörte ihr und glaubte dennoch, er könnte seinen Willen mit ihr messen. Die Haltung des Jungen war weit angemessener. Er stand so gerade aufgerichtet, wie er konnte. Obwohl er ebenfalls zu dem Drachen aufblickte, war sein Blick anbetend, nicht trotzig. Der Junge hatte Potenzial.
    Bedauerlicherweise würde dieses Potenzial Zeit zur Entwicklung brauchen, Zeit, die sie im Moment nicht hatte. Wenn die restlichen Schlangen gerettet werden sollten, mussten die Menschen so schnell wie möglich ans Werk gehen. Sie richtete ihren Blick auf Reyn. Ihre Erfahrung mit den Menschen sagte ihr, dass die anderen eher ihm zuhören würden als einem Jungen. Sie würde also durch ihn sprechen. »Ich habe eine Aufgabe für dich, Reyn Khuprus. Sie ist von äußerster Dringlichkeit.
    Du und deine Mitmenschen, ihr müsst alles andere sein lassen, um sie zu bewältigen, und bis sie vollendet ist, dürft ihr an nichts anderes denken.«
    Er starrte sie ungläubig an. Andere Menschen kamen langsam über den Schutt geklettert. Allerdings näherten sie sich nur so weit, dass sie hören konnten, wie sie mit Reyn sprach, ohne ihre Aufmerksamkeit auf sich selbst zu lenken. Sie betrachteten sie neugierig, bereit zu fliehen oder sie zu bejubeln. Meister oder Feind, dachten sie. Tintaglia ließ sie weiter grübeln und konzentrierte ihren Willen auf Reyn. Aber er trotzte ihr. »Jetzt bildest du dir eine Wichtigkeit ein, die du nicht hast«, erklärte er kalt. »Ich habe absolut keine Lust, irgendeine Aufgabe für dich zu erfüllen, Drache.«
    Seine Worte überraschten sie nicht. Sie erhob sich auf ihre Hinterbeine und spreizte die Flügel, um ihre Größe noch zu betonen. »Du hast offenbar kein Interesse mehr am Leben, Reyn Khuprus«, drohte sie.
    Jetzt hätte er sich vor ihr winden sollen. Aber das tat er nicht.
    Stattdessen lachte er. »Da hast du Recht, Lindwurm Tintaglia.
    Ich habe kein Interesse mehr am Leben, und das ist deine Schuld. Als du Malta einfach hast in den Tod gehen lassen, hast du jede Achtung getötet, die ich jemals für dich empfunden habe. Und da Malta gestorben ist, habe auch ich die Lust am Leben verloren. Also tu mir ruhig das Schlimmste an, Drache. Aber ich werde niemals wieder meinen Kopf vor deinem Joch beugen. Ich bedaure, dass ich versucht habe, dich zu befreien. Du wärst besser in der Dunkelheit untergegangen; du hast meine Geliebte sterben lassen.«
    Seine Worte schockierten sie. Er war nicht nur unerträglich unhöflich zu ihr, sondern hatte jede Ehrfurcht vor ihr verloren.
    Dieser armselige kleine Zweibeiner, ein Geschöpf von wenigen Augenblicken, war bereit zu sterben, weil… Sie drehte den Kopf und betrachtete ihn genau. Ach! Weil er glaubte, sie habe zugelassen, dass seine Partnerin starb. Malta.
    »Malta ist nicht tot!«, rief sie angewidert. »Du verschwendest deine Gefühle und deine grandiosen Worte an etwas, das du dir einbildest. Hör auf mit dieser Narretei, Reyn Khuprus. Die Aufgabe, die du zu erfüllen hast, ist von entschieden größerer Bedeutung als die Paarung eines Menschen. Ich ehre dich mit einem Unternehmen, das möglicherweise meine Spezies retten kann.«
    Die Drachenkönigin log. Reyns Verachtung für sie war grenzenlos. Er selbst hatte auf dem

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