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Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt

Titel: Zauberschiffe 05 - Die vergessene Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Händler Dwicker, bevor sie reagieren konnte. Er musterte die Gesichter, die zum Konzil emporblickten, und schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß kaum, wo ich beginnen soll«, sagte er aufrichtig. »So viel Unordnung und Streit. So viele Bedürfnisse. Seit Gefährtin Serilla dieser Versammlung zugestimmt hat und wir sie einberufen haben, wurde ich mit Themen überhäuft, die wir klären müssen. Unsere Stadt, unser Bingtown…« Seine Stimme brach. Er räusperte sich erneut und gewann seine Fassung wieder. »Noch nie wurde unsere Stadt so heftig angegriffen, und zwar sowohl von außen als auch von innen. Unsere einzige Lösung ist, dass wir zusammenhalten, wie wir es immer getan haben und wie unsere Vorfahren vor uns es taten. Mit diesem Vorsatz hat das Konzil sich privat getroffen und einige vorläufige Maßnahmen diskutiert, die wir gern ergreifen würden. Wir glauben, dass sie am besten dem Interesse von ganz Bingtown dienen. Wir werden sie euch zur Zustimmung vorlegen.«
    Serilla gelang es, unbewegt zu bleiben. Darauf war sie nicht vorbereitet gewesen. Sie hatten ohne sie einen Plan zum Wiederaufbau geschmiedet? Es gelang ihr nur schwer, ruhig zu bleiben und abzuwarten.
    »Erst zweimal haben wir in unserer Geschichte ein Moratorium über Schulden und Zwangsvollstreckungen verhängt. Bei dem Großen Feuer, das so viele Familien obdachlos gemacht hat, und erneut während der zweijährigen Dürre. Auch jetzt ist es angemessen. Schulden und Verträge werden weiterhin Zinsen abwerfen, aber kein Händler soll sich das Eigentum eines anderen Händlers aneignen oder auf Zahlung von Schulden bestehen, bis das Konzil dieses Moratorium für aufgehoben erklärt.«
    Serilla beobachtete ihre Gesichter. Leises Murmeln antwortete dem Vorschlag, aber niemand widersprach. Das überraschte sie. Sie hatte gedacht, dass hinter vielen Plünderungen bloße Gewinnsucht steckte. Ließen die Händler jetzt etwa davon ab?
    »Zweitens wird jede Händlerfamilie die Tage verdoppeln, die sie zum Dienst an der Stadt ableisten muss. Niemand kann sich von dieser Verantwortung freikaufen. Jeder Händler und jedes Mitglied einer Händlerfamilie über fünfzehn Jahren wird diese Pflicht persönlich erfüllen. Wir werden für die mannigfachen Aufgaben die Leute auslosen, aber zuerst müssen sich unsere Bemühungen auf den Hafen, die Kaianlagen und die Straßen der Stadt konzentrieren, damit der Handel wieder florieren kann.«
    Erneut widersprach niemand. Eine kurze Bewegung von einem anderen Konzilmitglied erregte Serillas Aufmerksamkeit.
    Sie blickte auf die Schriftrolle, die vor ihm lag. »Einstimmig angenommen«, hatte er hingeschrieben. Bedeutete dieses Schweigen Zustimmung?
    Sie blickte sich ungläubig um. Hier passierte etwas, hier in diesem Raum. Diese Leute rissen sich zusammen und fanden vereint die Kraft, neu zu beginnen. Es wäre herzerwärmend gewesen, nur leider taten sie es ohne sie. Als ihr Blick über die Versammlung glitt, bemerkte sie, wie einige Mitglieder sich stolz aufrichteten. Eltern hielten sich und ihre Kinder an den Händen fest. Junge Männer und Frauen zeigten entschlossene Mienen. Schließlich blieb ihr Blick an Ronica Vestrit hängen.
    Die alte Frau saß dicht am vorderen Rand der Versammlung, in ihrem abgetragenen Kleid und mit dem Schal der toten Frau.
    Ihre Augen funkelten, und sie musterte Serilla befriedigt.
    Händler Dwicker sprach weiter. Er forderte junge Männer auf, in die Stadtwache einzutreten, und las die Grenzen des Gebietes vor, das sie kontrollieren sollten. In diesem Bereich sollten die Händler ihre normalen Geschäfte aufnehmen, damit der lebensnotwendige Handel wieder aufblühte. Serilla sah die Methode hinter ihrem Plan. Sie würden die Ordnung in einem Bereich der Stadt wieder aufbauen und hofften, dass die Erneuerung sich verbreitete.
    Als er fertig war, wartete sie darauf, dass er sie ansprach.
    Stattdessen standen jedoch mehrere Händler auf und warteten schweigend darauf, sprechen zu dürfen.
    Ronica Vestrit befand sich unter ihnen.
    Serilla erschreckte alle, einschließlich sich selbst, als sie aufstand. Sofort sahen sie alle an. Alle ihre sorgfältig einstudierten Worte hatte sie vergessen. Sie wusste nur, dass sie sofort die Macht des Satrapen sichern musste – und damit ihre eigene.
    Sie musste Ronica Vestrit daran hindern zu sprechen! Sie hatte gedacht, dass sie sich des Schweigens der Frau sicher sein könnte, nachdem sie mit Roed Caern gesprochen hatte. Doch nachdem sie miterleben

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