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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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ernährt, was das Meer und die Berge ihnen boten. Nur eine ganz besondere
Mischung aus Härte und Humor ermöglichte es einem Menschen, Hunger, Kälte,
Krankheiten, feindliche Angriffe und Phasen tödlicher Langeweile zu
überstehen. Ihren Nachkommen sah man es heute noch an – Männern, die in erster
Linie den Gesetzen der Natur folgten und sich erst in zweiter Linie an
die Regeln der Gesellschaft hielten.
    „Sie müssen
es mir sagen”, beharrte Lucy. „Sie können nicht einfach behaupten, Sie
hätten eine schlimmere Phobie als ich, und mich
dann hängen lassen.”
    Er zog eine
weiße Plastikbox mit einem roten Kreuz darauf aus dem Wagen, nahm ein in Folie
eingeschweißtes antiseptisches Tuch heraus und riss die Verpackung mit den Zähnen
auf.
    „Geben Sie
mir Ihre Hand”, sagte er.
    Sie zögerte
kurz, bevor sie der Aufforderung folgte. Der sanfte Griff seiner Hand
elektrisierte sie, machte ihr schlagartig die pulsierende Kraft dieses
männlichen Körpers bewusst, der ihr so unglaublich nah war. Ihr stockte der
Atem, als sie in Sams leuchtende blaugrüne Augen schaute. Manche Männer hatten
es einfach – das gewisse Etwas, das eine Frau umhauen konnte, wenn sie es
zuließ.
    „Das wird
brennen”, warnte er sie und begann, die Schnittwunde sanft zu reinigen.
    Als sie den
brennenden Schmerz des Antiseptikums spürte, zog Lucy scharf die Luft ein. Sie
wartete still und fragte sich, warum ein Fremder sich solche Mühe mit ihr gab.
Da er den Kopf über ihre Hand gebeugt hatte, blickte sie auf seine dichten
Locken herab. Sie waren von einem so dunklen Braun, dass sie beinah schwarz
schienen.
    „Sie sind
trotzdem in bemerkenswert guter Verfassung”, murmelte er.
    „Bezieht
sich das auf meine Hand oder die Trennung von meinem Freund?”
    „Die
Trennung. Die meisten Frauen würden jetzt weinen.”
    „Ich stehe
noch unter Schock. Als Nächstes werde ich weinen und jedem, den ich kenne,
wütende SMS schicken. Danach folgt die Phase, in der ich meine Beziehung so
lange immer wieder durchkauen möchte, bis alle meine Freunde anfangen, mir aus
dem Weg zu gehen.” Lucy wusste, dass sie plapperte, aber sie konnte sich
nicht bremsen. „In der Endphase werde ich mir eine Kurzfrisur verpassen lassen,
die mir nicht steht, und haufenweise teure Schuhe kaufen, die ich nie tragen
werde.”
    „Für Männer
ist es viel leichter”, meinte Sam. „Wir trinken einfach eine Menge Bier,
laufen ein paar Tage unrasiert herum und kaufen uns dann ein technisches
Gerät.”
    „Ein
technisches Gerät? So was wie ... einen Toaster?”
    „Nein,
irgendwas, was Krach macht. Einen Laubbläser. Oder eine Kettensäge. Ungemein hilfreich.”
Er sah sie an und bemerkte, dass seine Worte ihr ein kurzes zögerndes Lächeln
entlockten.
    Sie musste
nach Hause und darüber nachdenken, dass ihr Leben sich seit heute Morgen
komplett verändert hatte. Aber wie sollte sie in das Zuhause zurückkehren, das
sie und Kevin sich gemeinsam geschaffen hatten? Sie konnte sich nicht an den Küchentisch
mit dem wackligen Bein setzen, den sie beide so oft zu reparieren versucht
hatten. Sie würde es nicht ertragen, dem Ticken der alten schwarzen Katzen-Uhr
mit dem Schwanzpendel zu lauschen, die Kevin ihr zum fünfundzwanzigsten Geburtstag
geschenkt hatte.
    Ihr Besteck
war eine bunte Sammlung aus nicht zueinander passenden Messern, Gabeln und
Löffeln aus Antiquitätengeschäften. Es hatte ihnen ungeheuren Spaß gemacht,
neue Schätze aufzustöbern: eine King-Edward-Gabel, einen Waltzof-Spring-Löffel.
Jetzt war jedes Stück in dem Haus nur noch ein Beweis für eine weitere
gescheiterte Beziehung. Wie sollte sie sich dieser vernichtenden Sammlung
stellen?
    Gekonnt legte
Sam ihr einen Wundschnellverband an. „Ich glaube, Sie brauchen sich keine
Sorgen zu machen. Die Wunde muss nicht genäht werden, sie blutet kaum
noch”, sagte er und hielt ihre Hand einen winzigen Moment länger fest als
nötig. „Wie heißen Sie?”
    Lucy schüttelte
den Kopf, ein feines Lächeln spielte um die Lippen. „Verrate ich nur, wenn Sie
mir sagen, welche Phobie Sie haben.”
    Er schaute
auf sie herunter. Es regnete jetzt stärker, die Tropfen glitzerten auf seiner
Haut, durchnässten seine Haare, liefen die dichten Locken noch dunkler
glänzen. „Erdnussbutter”, sagte er.
    „Warum?”,
fragte sie verblüfft. „Sind Sie allergisch dagegen?”
    Sam
schüttelte den Kopf. „Ich hasse das Gefühl, wie sie an meinem Gaumen
klebt.”
    Skeptisch
musterte sie ihn. „Ist das wirklich

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