Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
eine Phobie?”
    „Allerdings.”
Er neigte leicht den Kopf, musterte sie mit seinen ausdrucksstarken Augen, und
sie begriff: Er wartete darauf, dass sie ihm ihren Namen verriet.
    „Lucy.”
    „Lucy”,
wiederholte er sanft, „wollen wir irgendwohin und reden? Vielleicht auf eine
Tasse Kaffee?”
    Lucy
stellte überrascht fest, wie stark sie versucht war, Ja zu sagen. Aber sie
wusste, wenn sie mit diesem großen, gut aussehenden Fremden irgendwohin ging,
dann würde sie am Ende in Tränen aufgelöst dasitzen und sich über ihr
jämmerliches Liebesleben beklagen. Da er so nett zu ihr gewesen war, wollte
sie ihm das ersparen. „Danke, aber ich habe wirklich keine Zeit”, wehrte
sie ab, innerlich verzweifelt und am Boden zerstört.
    „Kann ich
Sie nach Hause fahren? Das Fahrrad passt in den Laderaum.”
    Ihr
schnürte sich die Kehle zusammen. Kopfschüttelnd wandte sie sich ab.
    „Ich wohne
am Ende der Rainshadow Road”, sagte Sam hinter ihr. „Auf dem Weingut an
der False Bay. Wenn Sie mich besuchen kommen, mache ich eine Flasche Wein auf,
und wir reden über was immer Sie wollen.” Er schwieg einen Moment.
„Jederzeit.”
    Lucy warf
ihm über die Schulter ein trübseliges Lächeln zu. „Danke, aber ich kann Ihr
Angebot nicht annehmen.” Damit ging sie hinüber zu ihrem Fahrrad, klappte
den Ständer hoch und schwang sich auf den Sattel.
    „Warum
nicht?”
    „Der Typ,
der mich gerade sitzen gelassen hat ... er war genauso wie Sie. Jedenfalls zu
Anfang. Charmant und nett. Zuerst sind alle so wie Sie, aber am Ende sitze ich
jedes Mal wieder genauso verlassen da. Und ich mag einfach nicht mehr.”
    Damit fuhr
sie durch den Regen davon. Die Reifen ihres Fahrrades hinterließen tiefe Spuren
im aufgeweichten Boden. Und obwohl sie wusste, dass er ihr nachsah, schaute sie
nicht zurück.

Kapitel 3

    ls Sam auf der Westside Road in Richtung
False Bay fuhr,
stupste die Bulldogge mit der Schnauze
gegen das geschlossene Fenster.
    „Vergiss
es”, sagte Sam. „Ich will nicht, dass es rein regnet. Außerdem liegt dein
Schwerpunkt so verdammt weit vorn, dass du glatt rausfallen würdest.”
    Renfield
starrte ihn vorwurfsvoll an, gab sich geschlagen und kauerte sich auf dem Sitz
zusammen.
    „Wenn du
etwas mehr Nase hättest, könntest du mir vielleicht helfen, diese Frau
aufzuspüren. Wofür taugst du eigentlich überhaupt?” Eine Hand am Steuer,
griff Sam mit der anderen nach dem Hund und kraulte ihm sanft den Kopf.
    Er dachte
an die Frau, die er gerade getroffen hatte, an ihren so ernst und verloren
wirkenden Gesichtsausdruck, das wunderschöne schwarze Haar. Beim Blick in ihre
meergrünen Augen hatte er das Gefühl gehabt, im Mondlicht zu versinken. Er
wusste nicht recht, was er von ihr halten sollte. Nur eines war sicher: Er
wollte sie wiedersehen.
    Inzwischen
regnete es sehr viel stärker, und Sam stellte die Scheibenwischer schneller.
Bisher war der Frühling ziemlich feucht gewesen. Das hieß, er musste mit
Mehltaubefall bei den Weinstöcken rechnen. Zum Glück wehte in der Bucht ein beständiger
auflandiger Wind. Sam hatte die Weinstöcke nach den vorherrschenden Winden
ausgerichtet. Die Reihen bildeten Korridore, zwischen denen die Luft
ungehindert hindurchfahren und das Laub sehr effektiv abtrocknen konnte.
    Weinanbau
war eine Wissenschaft, eine Kunst und für jemanden wie Sam schon beinah eine
Religion. Er hatte bereits als Teenager angefangen, jedes Buch über Weinbau zu
lesen, das er in die Finger bekommen konnte, und seine Ausbildung in diversen
Baumschulen und Weingütern auf San Juan Island und Lopez absolviert.
    Anschließend
hatte er an der Washington State University Weinbau im Hauptfach studiert und
als Assistent eines kalifornischen Winzers in dessen Weinkellerei gearbeitet.
Schließlich hatte er fast all seine Ersparnisse in sechs Hektar Land an der
False Bay auf San Juan Island gesteckt. Auf zwei Hektar kultivierte er vor
allem Syrah und Riesling, aber auch ein wenig von dem temperamentvollen Pinot
Noir.
    Bis
Rainshadow Vineyard stabile Ernten einbrachte, musste Sam anderweitig Geld
verdienen. Eines Tages würde er sich eine eigene Kellerei leisten können, um
die Trauben aus seinem Weingut selbst zu verarbeiten. Doch er war realistisch
genug, um zu wissen, dass die meisten Träume sich nur verwirklichen ließen,
wenn man zunächst Kompromisse einging.
    I m Moment
kaufte er noch größere Mengen Wein zu, ließ seine Weine nach eigenen Vorgaben
verschneiden und auf Flaschen ziehen und hatte so

Weitere Kostenlose Bücher