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Zaubersommer in Friday Harbor

Zaubersommer in Friday Harbor

Titel: Zaubersommer in Friday Harbor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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fünf Rot- und zwei Weißweine
entwickelt, die er an den Einzelhandel und an Restaurants verkaufte. Den
meisten hatte er humorige seemännisch inspirierte Namen gegeben, zum Beispiel Schlagseite,
Hoch die Tassen und Kielholen. Das verschaffte ihm ein bescheidenes,
aber regelmäßiges Einkommen mit gutem Entwicklungspotenzial.
    „Ich werde
ein kleines Vermögen mit diesem Weingut verdienen”, hatte er seinem
älteren Bruder Mark gesagt. Der hatte daraufhin nur gemeint: „Zu dumm, dass du
erst ein großes Vermögen hineingesteckt hast, das du dir leihen
musstest.”
    Sam bog in
einen Feldweg ein, der zu dem großen viktorianischen Farmhaus führte, das er
zusammen mit den Weinbergen gekauft hatte. Über dem Gebäude hing ein Hauch von
vergangenem Glanz. Man konnte noch erahnen, wie prächtig es einmal gewesen
sein musste. Ein Schiffszimmermann hatte es vor über hundert Jahren gebaut und
mit unzähligen Veranden, Balkonen und Erkerfenstern versehen.
    Im Laufe
der Jahrzehnte jedoch hatten wechselnde Eigentümer und Mieter das Haus
ruiniert. Sie hatten Innenwände herausgerissen, um Zimmer zu vergrößern, an
anderen Stellen Gipskartonwände eingezogen, Wasser-, Abwasser- und
Elektroleitungen mehr schlecht als recht verlegt und das Haus kaum gewartet.
Und während sich das Gebäude immer mehr setzte, senkten sich teilweise die
Fußböden ab und wurden schief. An die Stelle der Buntglasscheiben waren
schmucklose Fenster mit Alurahmen getreten, traditionelle architektonische Elemente
wie Fischschwanz-Schindeln und Windfedern waren unter Kunststoffverkleidungen
verschwunden.
    Aber trotz
des ruinierten Zustandes strahlte das Haus einen reizvollen Zauber aus.
Vergessene Winkel und klapprige Stiegen bargen unbekannte Geschichten, und die
Wände schienen mit Erinnerungen vollgesogen.
    Mithilfe
seiner Brüder Mark und Alex hatte Sam begonnen, das Haus zu sanieren, einige
der wichtigsten Zimmer entkernt und in den ursprünglichen Zustand versetzt, die
Fußböden teilweise ausgeglichen. Es blieb noch viel zu tun, bis die Restaurierung
abgeschlossen war, aber das Haus war etwas Besonderes. Er wurde das Gefühl
nicht los, dass es ihn brauchte.
    Zu Sams
Überraschung schien Alex eine ähnliche Liebe für das Gebäude entwickelt zu
haben. Ein schönes altes Mädchen nannte er es, als Sam ihn das erste Mal durch
die Räume führte. Als Bauunternehmer kannte er sich mit allen nur denkbaren
Problemen aus, die bei Bau- und Sanierungsarbeiten auftreten können. „Es muss
unheimlich viel daran gemacht werden, aber es lohnt sich.”
    „Wie viel
Geld muss ich investieren, um dieses Haus bewohnbar zu machen?”, fragte
Sam. „Ich will fürs Erste nicht mehr, als dass es mir nicht im Schlaf über dem
Kopf zusammenbricht.”
    Die Frage
ließ ein amüsiertes Glitzern in Alex' Augen treten. „Wenn du eine Woche lang
permanent Hundert-Dollar-Scheine in der Toilette runterspülst, dürfte das eine
Summe ergeben, die gerade so eben ausreicht.”
    Sam hatte
sich nicht beirren lassen, das Grundstück samt Haus gekauft und sich an die
Arbeit gemacht. Und Alex ließ seine Bautrupps bei den schwierigeren Arbeiten
helfen, zum Beispiel bei Austausch und Reparatur der Kopf- und Tragbalken der
Vorderveranda.
    „Ich tue
das nicht für dich”, stellte Alex klar, als Sam ihm dafür danken
wollte, „sondern für Holly.”
    Ein Jahr
zuvor, an einem regnerischen Abend im April, war ihre einzige Schwester
Victoria bei einem Verkehrsunfall in Seattle ums Leben gekommen und hatte eine
sechs Jahre alte Töchter hinterlassen. Niemandem hatte Victoria den Namen des
Vaters verraten, und so war Holly Waise. Ihre nächsten Angehörigen waren ihre
drei Onkel Mark, Sam und Alex.
    Mark, dem
ältesten Bruder, war das Sorgerecht übertragen worden, und er hatte Sam
gebeten, ihm dabei zu helfen, die Kleine aufzuziehen.
    „Ich kann
mir nicht vorstellen, wie das klappen soll”, hatte Sam seinem Bruder
erklärt. „Ich weiß nicht das Geringste darüber, wie eine Familie eigentlich
funktioniert.”
    „Glaubst
du, ich kenne mich besser aus? Wir hatten schließlich dieselben Eltern.”
    „Wir haben
nicht das Recht, ein Kind aufzuziehen, Mark. Weißt du, wie viele Möglichkeiten
es gibt, das Leben eines Menschen zu ruinieren? Zumal wenn es um ein kleines
Mädchen geht?”
    „Ach, halt
den Mund, Sam.” Mark wirkte zusehends besorgter.
    „Überleg doch
mal: Wie willst du es mit den Elternabenden an der Schule halten? Was tust du,
wenn sie mal aufs Klo muss? Willst du sie

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