Zaubersommer in Friday Harbor
sind. Keiner von
uns wird jemals eine Ehe schließen, die länger überlebt als eine
durchschnittliche Zimmerpflanze.”
„Ich werde
nie heiraten”, sagte Sam.
„Kluge
Entscheidung.”
„Das hat
nichts mit Klugheit zu tun. Ich fühle mich einfach nur einer Frau viel näher,
von der ich weiß, dass ich sie jederzeit verlassen kann.”
Beide
bemerkten gleichzeitig, dass aus den offenen Fenstern plötzlich Brandgeruch
zog. „Was zum Teufel ist das?”, fragte Sam.
„Mark steht
am Herd.”
Die
Vordertür wurde aufgerissen, und Holly stürzte aus dem Haus. Sie entdeckte Sam,
stieß einen Jauchzer aus und stürzte sich in seine Arme. Lachend fing er sie
auf. Jeden Abend tat Holly so, als wären sie wochenlang getrennt gewesen.
„Onkel
Sam!”
„Hallo,
Ingwerkeks.” Er drückte ihr einen schmatzenden Kuss auf. „Wie war's in der
Schule?”
„Miss
Duncan hat uns heute ein paar französische Wörter beigebracht. Und ich habe ihr
gesagt, dass ich schon welche kenne.”
„Welche
denn?”
„Rouge,
blanc, sec und doux. Miss Duncan hat mich gefragt, wo ich diese Wörter gelernt
habe. Also habe ich ihr erzählt, dass mein Onkel Wein macht und sie mir
beigebracht hat. Und dann meinte sie, dass sie das französische Wort für
jemanden, der Wein macht, nicht kennt. Wir haben gemeinsam im Wörterbuch
nachgeschaut, wir haben's aber nicht gefunden.”
„Natürlich
nicht. Es gibt keines.”
Das Kind
schaute ihn fassungslos an. „Warum nicht?”
„Sie haben
ein Wort, das etwas Ähnliches ausdrückt: vigneron. Ein vigneron ist
ein Weinbauer. Aber weil die Franzosen glauben, dass die Natur den Wein macht
und nicht der Kerl, der die Weinberge bewirtschaftet, haben sie kein Wort für
denjenigen, der den Wein herstellt.”
Holly rieb
ihre Nase an seiner. „Wenn du anfängst, Wein aus deinen eigenen Trauben zu
machen, taufst du dann einen davon nach mir?”
„Aber
natürlich. Was für einer soll es denn sein? Ein roter oder ein weißer?”
„Ein rosa
Wein”, erklärte Holly sehr entschieden.
Sam tat
entrüstet. „Ich produziere keinen Rose.”
„Rosa und
perlend”, beharrte Holly. Sein Gesichtsausdruck brachte sie zum Kichern.
Sie wand sich aus seiner Umarmung und ging in die Hocke, um Renfield zu
kraulen, der sich neben ihr niedergelassen hatte und geduldig auf seine
Streicheleinheiten wartete.
„Was macht
Mark zum Abendessen?”, fragte Sam.
„Keine
Ahnung”, gab Holly zurück und kraulte Renfield den Nacken. „Auf jeden Fall
verbrennt es gerade.”
„Im Market
Chef gibt es heute Fisch-Tacos”, meinte Sam. ,.Magst du Mark fragen,
ob er heute essen gehen möchte?”
Holly warf
Alex einen hoffnungsvollen Blick zu. „Kommst du auch mit?”
Alex
schüttelte den Kopf. „Ich bin nicht hungrig.”
Das Kind
musterte ihn besorgt. „Hast du immer noch deine Scheidung?”
„Immer
noch.”
„Wenn das
vorbei ist, willst du dann wieder heiraten?”
„Nur wenn
ich es schaffe zu vergessen, wie es war, als ich im ersten Mal verheiratet
war.”
„Hör nicht
auf Onkel Alex”, mischte Sam sich hastig ein. „Die Ehe ist etwas
Tolles.” Er gab sich große Mühe, aufrichtig zu klingen.
„Die Ehe
ist wie eine Schachtel Rosinen zu Halloween”, meinte Alex. „Irgendwer
versucht, dir weiszumachen, das sei eine tolle Leckerei. Aber wenn du die
Schachtel öffnest, sind es einfach nur Rosinen.”
„Ich mag
Rosinen”, sagte Holly.
Sam lächelte sie an. „Ich
auch.”
„Wusstet ihr schon, dass
Weintrauben, die man gaaanz lange unterm Sofa liegen lässt, zu Rosinen
werden?”
Um einen strengen Gesichtsausdruck
bemüht, zog Sam die Brauen zusammen. „Wie hast du das herausgefunden,
Holly?”
Sie zögerte kurz. „Egal”,
meinte sie dann strahlend und verschwand im Haus. Renfield folgte ihr
keuchend.
Sam wandte sich stirnrunzelnd an seinen
Bruder. „Alex, tu mir bitte einen Gefallen. Erzähl Holly nicht, was du von der
Ehe hältst. Ich möchte ihr wenigstens bis zu ihrem achten Geburtstag die
Illusionen bewahren.”
„Geht klar.” Alex stellte seine
leere Bierflasche auf die Verandabrüstung und stand auf. „Aber an deiner
Stelle würde ich mir sehr genau überlegen, was ich ihr über die Ehe erzähle. Im
schlimmsten Fall macht sie dich fertig. Im günstigsten ist sie immer noch eine
überholte verstaubte Institution. Tatsache ist: Da draußen ist vermutlich keine
Einzige, die genau die Richtige für dich ist. Und wenn du doch genau die
passende Frau für dich findest, wirst du
Weitere Kostenlose Bücher